Werbung

Werbung

Werbung

Lesung der Lyrikpreisträger 2008 im Berliner Rathaus

Lyrik bleibt im Gegensatz zur Prosa weiterhin eine künstlerische Nischen-Disziplin

© Die Berliner Literaturkritik, 25.02.09

 

BERLIN (BLK) – Unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, trugen am Dienstagabend (24. Februar) im Festsaal des Berliner Rathauses die sechs Lyrikpreisträger des Jahres 2008 Ausschnitte aus ihrer Dichtung vor. Unter den Vorlesenden befanden sich Monika Rinck (Ernst-Meister-Preis für Lyrik), Christian Futscher (Dresdner Lyrikpreis), Sylvia Geist (Adolf-Mejstrik-Ehrengabe für Lyrik der Deutschen Schillerstiftung von 1859), Wulf Kirsten (Christian-Wagner-Preis), Barbara Köhler (Joachim-Ringelnatz-Preis) und Ulf Stolterfoht (Peter-Huchel-Preis).

Musikalisch eröffnet, untermalt und geschlossen wurde der Abend von Natalia Pschenitschnikova, die mit Glockenspiel, Akkordeon sowie Alt- und Piccoloflöte skurrile Klangfarben avantgardistisch, minimalistisch in den Raum warf. In ihren Eröffnungsreden betonten André Schmitz, Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, und Thomas Wohlfahrt, Leiter des Mitveranstalters „Literaturwerkstatt Berlin“, dass die Lyrik im Gegensatz zur Prosa nach wie vor eine künstlerische Nischen-Disziplin in der deutschen Literaturlandschaft darstellt. Daher sei es besonders wichtig, dass Lyrikpreise, deren Anzahl im Gegensatz zu den unzähligen Prosapreisen überverhältnismäßig gering ist, weiterhin gefördert und verliehen werden. So wies die stellvertretende Amtsleiterin des Kulturamtes Hagen, Sigrun Politt, darauf hin, dass aufgrund der misslich finanziellen Lage der Stadt Hagen der „Ernst-Meister-Preis für Lyrik“ 2008 wohl das letzte Mal verliehen wurde.

Beim Rezitieren der Texte  gewinnt der Zuhörer den Eindruck, dass es sich in der postmodernen Dichtung von Monika Rinck, der Poetisierung des Periodensytems der Elemente von Sylvia Geist, der psychedelischen Lyrik eines Ulf Stolterfoht mit den Titeln „Stechapfel“, „Tollkirsche“, „Muskat“ und „Engelstrompete“, genauso gut um Kurzprosa handeln könnte. Da drängt sich die Frage auf, ob eine Unterscheidung in Lyrik und Prosa überhaupt noch sinnvoll und zeitgemäß ist. Allein der rhythmische Sprachgesang von Barbara Köhler bringt jene Worte und Silben zu Tage, die nur so und nicht anders in das Kostüm der Lyrik eingekleidet sein müssen – zumindest sollten.

Von Nico Schütze

Weblinks


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: