Von Konrad Dittrich
Kathy Lette gilt als Enfant terrible des britischen Romans. In ihrem jüngsten Werk „Wie man seinen Mann umbringt“ beschreibt die vor 50 Jahren in Australien geborene, seit zehn Jahren in London lebende Autorin Zustände in Ehen, in denen von wirklicher Beziehung nicht die Rede sein kann. Alle Frauen wünschen sich hin und wieder, ihren Mann umzubringen, resümiert deshalb eine der Romanfiguren.
Im Mittelpunkt stehen drei Frauen um die 40. Jasmine wird von ihrem Mann, einem erfolgreichen Arzt und Mitarbeiter internationaler Organisationen, permanent betrogen. Hannah ist von einem Künstler ihres Geldes wegen geheiratet worden. Angeblich hasst er Babys - mit einer Jüngeren zeugt er welche. Cassie, berufstätig und Mutter zweier Kinder, hat ihre Liebesfähigkeit verloren, darf aber ihren Mann, einen Tierarzt, wie das dritte Kind umsorgen.
Die Frauen, Freundinnen seit Schultagen, klagen sich ihr Leid, geben einander Ratschläge, verkrachen und vertragen sich. Liebe ist das dreckigste Wort mit fünf Buchstaben, meint Jasmine. Ohne Ehe wären wir alle viel besser dran. Autorin Kathy Lette liefert viele Argumente, die einen Mord zu rechtfertigen scheinen. Die Geschichte beginnt denn auch im Untersuchungsgefängnis. Jasmine steht unter Mordverdacht, weil der Ehemann, den sie aus Rache während der vergangenen Monate ebenfalls betrogen hat, plötzlich verschwunden ist. Die australische Polizei sucht nach der Leiche. In London wird die beste Freundin angefleht, die Beschuldigungen zu entkräften. Schafft sie es, oder wird Jasmine vom gefühllosen Richter und dem rachsüchtigen Staatsanwalt hinter Gitter geschickt?
Kathy Lette schreibt flüssig und spannend. Ob allerdings jedes Geschlechtsteil genauestens beschrieben werden muss, ist eine Frage des Geschmacks. Und ob es stimmt, dass nur zwei Dinge auf Erden sicher sind, nämlich dass der Mensch sterben muss und jede Frau irgendwann wegen einer Jüngeren verlassen wird, darf wohl diskutiert werden. Mut zur Ehe macht der Roman nicht. Oder steckt eine heimliche Mahnung dahinter, dass Cassie einsieht, ihren Rory zu schnell entsorgt zu haben?
Vielleicht will die Autorin mit Kurt Tucholsky warnen, der als Mann den Frauen rät: „Beurteil uns nie nach den besten Stunden. Und hast du einen Kerl gefunden, mit dem man einigermaßen auskommen kann, dann bleib bei deinem eigenen Mann.“
Literaturangaben:
LETTE, KATHY: Wie man seinen Mann umbringt. Diana-Verlag, München 2008. 368 S., 14,95 €.
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