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„Liebe im Exil“ – Erinnerungen von Edith Anderson

Presseschau vom 25. März 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 25.03.08

 

BERLIN (BLK) – Die „SZ“ widmet sich der Neuübersetzung von Bruno Schulz’ „Die Zimtläden“ und einer Biografie über die römische Kaiserin Livia. Die „FAZ“ rezensiert „Die Farbe des Krieges“ von Arkadi Babtschenko. Die „NZZ“ bespricht Clemens Meyers „Die Nacht, die Lichter“ und den Krimi des tschechischen Autors Michal Viewegh.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

Ein „brutal-bitteres Antikriegsbuch“ habe Arkadi Babtschenko (*1977) mit „Die Farbe des Krieges“ geschrieben, bemerkt Sabine Berking in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“). Der Moskauer habe einen „erschreckenden literarischen Bericht“ über seine Kriegserlebnisse in Tschetschenien verfasst. Die Darstellungen Babtschenkos erinnern laut Berking an Bücher Isaak Babels und Erich Maria Remarques oder Oliver Stones Film „Platoon“.

„Neue Zürcher Zeitung“

Paul Jandl bespricht den Geschichtenband „Die Nacht, die Lichter“ von Clemens Meyer und findet „glanzvolle Melodramen“. Meyer, der unlängst den Preis der Leipziger Buchmesse gewann, verwende in seinen fünfzehn Erzählungen den „Jargon der Gestrandeten“ und stelle das „Prekariat in all seinen Überlebensformen“ dar. Der Leser erfahre viel über Hoffnung und Enttäuschung, die ein „Phänomen der Existenz“ sei.

Jan-Heiner Tück stellt den Band „Begrenzung der Zeit. Traktat über Vollendung“ des Philosophen Kurt Anglet vor. Anglet stelle seine Gedanken über ein „theologisches Zeitverständnis“ dar. In die „Kategorie des Uneinholbaren“ fasse Anglet das Nichtwissen um das Kommende, in die des „Unwiderruflichen“ das in der Vergangenheit Erlebte. Laut Tück gibt Anglet in seiner Abhandlung der Hoffnung Ausdruck, dass die „Zeit gerichtet, ihr bleibender Gehalt geborgen, das Verdrängte offengelegt“ wird.

„Der Fall untreue Klara“ des tschechischen Autors Michal Viewegh ist ein Krimi mit literarischen Ambitionen, schreibt Ulrich M. Schmid für die „NZZ“. Der Roman beginne als eine „Etüde über das Thema der Eifersucht“. Die besondere Qualität liege hier aber nicht in der Kreuzung eines Krimis mit einer erotischen Dreiecksgeschichte, sondern in der literarischen Reflexion des Schreibprozesses. Viewegh beschränke sich hier nicht einfach auf die Spiegelung von Literatur und Leben, sondern hebe auch den Krimiplot auf eine höhere Stufe. So erweise sich der Autor des Buches zum Schluss als Schreibtischtäter, der einen verräterischen Privatdetektiv als literarische Gestalt liquidiere. Michal Viewegh verbinde auf diese Art einen vergnüglichen Roman mit einer anspruchsvollen Konstruktion.

Beatrix Langner bespricht „Liebe im Exil. Erinnerungen einer amerikanischen Schriftstellerin an das Leben im Berlin der Nachkriegszeit“ von Edith Anderson für die „NZZ“. Die Autorin schildere ihre Erinnerungen an die frühe DDR mit „viel sprühendem Witz, boshafter Ironie und abgründiger Melancholie“. Anderson heiratete den deutschen Emigranten und späteren Cheflektor des Aufbau Verlages Max Schröder und folgte ihm zurück nach Berlin, um mit ihm den gemeinsamen Traum des Sozialismus zu leben. Hier sei sein Exil zu Ende, ihres beginne jedoch. Ihre Aufzeichnungen zeigen die Autorin „als lebenshungrige Frau, die sich der weiblichen Unterordnung genauso temperamentvoll entzog wie der politischen Repression der fünfziger Jahre“. Anderson blicke mit respektlosem Subjektivismus und mit Augen, die Amerikanische blieben, auf die DDR zurück.

Philippe Jaccottets Anthologie „Die Lyrik der Romandie“ werde gleich mit ihrem Erscheinen zum unverzichtbaren Handbuch werden, prophezeit Martin Zingg in der „NZZ“. Eine Anthologie, welche Lyrik aus der Romandie in prägnanten Beispielen und dazu noch zweisprachig vorstelle, ist sehr zu begrüßen, meint der Rezensent. Außerdem sei es ein Glücksfall, dass ein „großer Dichter“ wie Philippe Jaccottet die Präsentation übernehme. Er habe hier Autoren wie zum Beispiel Charles Ferdinand Ramuz (1878-1947), Blaise Cendrars (1887-1961), Gustave Roud (1897-1976) und Jacques Chessex (*1934) vereint. Zusätzlich durchsetze der Herausgeber seine kurzen Notate zu Person und Werk mit persönlichen Beobachtungen und Erinnerungen an Begegnungen und Leseerfahrungen, was zum Charme dieser Anthologie gehöre. Natürlich werde der Leser auch hier einige Stimmen vermissen, jedoch bestehe der Reiz dieser Ausgabe auch darin, dass der Autor seine subjektive Wahl getroffen habe.

„Süddeutsche Zeitung“

Die „SZ“ bespricht die vom englischen Militärhistoriker Hew Strachan neu editierte Ausgabe von Carl von Clausewitz’ (1780–1831) „Vom Kriege“. Dem Autor gelinge es, Clausewitz’ Erläuterungen zur Kriegsführung, die bereits zwischen 1832 und 1834 in drei Bänden posthum erschienen seien, „auf gut lesbare und stellenweise sogar unterhaltsame Weise“ mit eigenen Überlegungen zu verknüpfen. Dabei werden auch ansehnliche „Schlussfolgerungen jüngeren Datums“ zu Tage befördert, welche interessante Parallelen zu kriegerischen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts aufzeigen, findet Rezensent Thomas Speckmann.

Andreas Dorschel widmet sich für die „SZ“ der Neuübersetzung von Bruno Schulz’ Roman „Die Zimtläden“ und der Monografie „Bruno Schulz 1892-1942“ von Jerzy Ficowski. Doreen Daumes neue Übersetzung des erstmals 1934 erschienenen Buches erhalte die „Kraft und Farbe“ des Originals auch in der deutschen Fassung. Sie finde „die rechten Worte für das Schöne und das Unheimliche“ ebenso wie „für das Normale und das Phantastische“. Daher werde die deutsche Version in jedem Fall jener des polnischen Originals gerecht, meint Dorschel. Im Gegensatz dazu mangele es Jerzy Ficowskis Monografie über Schulz an einleuchtenden Erklärungen zum Leben und Werk des polnischen Schriftstellers. Die größte Schwäche des Buches sei, dass Ficowksi „kompensatorisch mit abgesunkenen psychologischen Formeln“ operiere und somit „den Sinn des Projekts einer Monographie über Leben und Werk“ des Autors verfehle, schreibt Dorschel.

Die Biografie über die römische Kaiserin „Livia“ (58 v.Chr.-29. n.Chr.) von Christiane Kunst liefere einige interessante Hintergrundinformationen zum Leben und Wirken der Ehefrau des Kaisers Augustus, meldet die „SZ“. Leider tragen die vielen Details der einzelnen Exkurse in einen größeren Zusammenhang gestellt allenfalls den Charakter „konventionellen Handbuchwissens“. Letztlich bleibe „das Bild, das von Livia entsteht“ eher unschlüssig. Dem Ruf der Kaiserin, eine „bösartige Intrigantin“ und „Drahtzieherin“ diverser Komplotte gewesen zu sein, gehe Kunst nicht wirklich auf den Grund. Zudem werde der „Erkenntniswert“, der sich aus der „Verknüpfung der Einzelinformationen“ ergebe, nicht genutzt, schreibt der Rezensent Aloys Winterling. (car/mar/mik/wip)

Literaturangaben:
ANDERSON, EDITH: Liebe im Exil. Erinnerungen einer amerikanischen Schriftstellerin an das Leben im Berlin der Nachkriegszeit. Herausgegeben von Cornelia Schroeder. Übersetzt von Christa und Clemens Tragelehn. BasisDruck Verlag, Berlin 2007. 547 S., 22 €.
ANGLET, KURT: Begrenzung der Zeit. Traktat über Vollendung. Echter Verlag, Würzburg 2008. 124 S., 12,80 €.
BABTSCHENKO, ARKADI: Die Farbe des Krieges. Aus dem Russischen übersetzt von Olaf Kühl. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2007. 255 S., 17,90 €.
FICOWSKI, JERZY: Bruno Schulz. 1892-1942. Ein Künstlerleben in Galizien. Aus dem Polnischen übersetzt und bearbeitet von Friedrich Griese. Carl Hanser Verlag, München 2008. 185 S., 19,90 €.
JACCOTTET, PHILIPPE (Hrsg.): Die Lyrik der Romandie. Eine zweisprachige Anthologie. Übersetzt von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz. Nagel & Kimche, Zürich 2008. 272 S., 21,50 €.
KUNST, CHRISTIANE: Livia. Macht und Intrigen am Hof des Augustus. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2008. 340 S., 24,50 €.
MEYER, CLEMENS: Die Nacht, die Lichter. Stories. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2008. 272 S., 18,90 €.
SCHULZ, BRUNO: Die Zimtläden. Aus dem Polnischen von Doreen Daume. Carl Hanser Verlag, München 2008. 230 S., 21,50 €.
STRACHAN, HEW: Carl von Clausewitz. Vom Kriege. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 160 S., 9,90 €.
VIEWEGH, MICHAL: Der Fall untreue Klara. Roman. Aus dem Tschechischen von Eva Profousová. Deuticke-Verlag, Wien 2007. 208 S., 19.90 €.

Presseschau vom 20. März 2008

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