VIMMERBY (BLK) – Der Astrid-Lindgren-Preis für Kinder- und Jugendbücher geht in diesem Jahr an die australische Autorin Sonya Hartnett (39). In Vimmerby, der Geburtsstadt von Lindgren, begründete die schwedische Jury ihre Entscheidung am Mittwoch (12. März 2008) mit Hartnetts Rolle als einer der „wichtigsten Erneuerer des modernen Jugendromans“. Weiter hieß es in der Begründung: „Mit psychologischer Tiefe und unter der Oberfläche tobender Wut schildert sie die Lebensbedingungen junger Menschen, ohne den dunklen Seiten des Lebens auszuweichen.“ Hartnett tue dies „mit sprachlicher Virtuosität und herausragender Erzählkunst: Ihr Werk wird zur Kraftquelle.“
Der Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis wurde nach dem Tod der weltberühmten Autorin von „Pippi Langstrumpf“ und anderen Kinderbuch-Klassikern 2002 gestiftet. Er ist mit fünf Millionen Kronen (532.000 Euro) die höchstdotierte Auszeichnung der Welt für Kinder- und Jugendliteratur.
Von der sechsten Preisträgerin sind bisher drei Bücher auf Deutsch erschienen. Zuletzt brachte der Patmos Verlag 2005 den Roman „Prinzen“ über das von der Umwelt isolierte Leben eines eineiigen Zwillingspaares heraus. Die in Melbourne lebende Hartnett veröffentlichte ihr erstes Buch mit 15. Seitdem sind 18 Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene erschienen, darunter unter Pseudonym auch ein Erotik-Roman. Übersetzungen sind in bisher zehn Ländern veröffentlicht worden.
In der Begründung wurde auch auf eine Seelenverwandtschaft verwiesen zwischen den ganz überwiegend freundlich und hell wirkenden Kinderbüchern der 2002 gestorbenen Astrid Lindgren und den oft an dunkle Seiten rührenden Büchern von Hartnett genannt: „Astrid Lindgrens Werk ist durchdrungen von ihrem Einfühlungsvermögen in Kinder, die unter schwierigen Bedingungen lebten. Hartnett originelles und provozierendes schriftstellerisches Schaffen führt in einer neuen Zeit in diese Thematik ein.“
Bisherige Preisträger bei den vorangegangenen fünf Vergaben ab 2003 waren unter anderem die Österreicherin Christine Nöstlinger (2003) und 2007 die Kinder- und Jugendbuch-Bank Banco del Libro in Venezuela. Überreicht wird der diesjährige Preis am 28. Mai in Stockholm von der schwedischen Kronprinzessin Victoria. Zur Jury gehört auch Annika Lindgren, eine Enkelin von Astrid Lindgren. (dpa/wip)
Bisherige Preisträger des Astrid-Lindgren-Kinderbuchpreises
HAMBURG (BLK) – Der Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis wird seit 2003 vergeben. Die bisherigen Preisträger:
- Sonya Hartnett (Australien, 2008): Die Autorin („Prinzen“, „Schlafende Hunde“) gehöre zu den „wichtigsten Erneuerern des modernen Jugendromans“, lobte die Jury. Mit psychologischer Tiefe schildere sie die Lebensbedingungen junger Menschen. Dabei lasse sie auch die dunklen Seiten des Lebens nicht aus.
- Banco del Libro (Venezuela, 2007): Die gemeinnützige Tauschzentrale für Kinder- und Schulbücher war die erste Institution, die den Preis erhielt. Die Jury lobte, dass die „Bücher-Bank“ mit „Pioniergeist, Erfindungsreichtum und Beharrlichkeit immer wieder neue Wege sucht, um Bücher und das Lesen unter Kindern in Venezuela zu verbreiten“.
- Katherine Paterson (USA, 2006): Die Jury ehrte die Schriftstellerin („Die Brücke nach Terabithia“, „Das andere Mädchen“) als „hervorragende Psychologin“. In Deutschland wurde sie vor allem mit Jugendbüchern in betont realistischem Stil bekannt.
- Philip Pullman (Großbritannien) und Ryôji Arai (Japan, beide 2005): Pullman (Trilogie „Der Goldene Kompass“, „Das magische Messer“, „Das Bernstein-Teleskop“) wurde als „meisterhafter Erzähler in einer Vielzahl von Genres vom historischen Roman über Fantasie bis zu Sozialrealismus und komischer Parodie“ geehrt. Arai wurde als Illustrator mit besonderem Stil gewürdigt. Mit seinen Bilderbüchern ermutige er Kinder, zu malen und eigene Geschichten zu erzählen.
- Lygia Bojunga (Brasilien, 2004): Die Jury begründete ihre Entscheidung mit Bojungas Fähigkeit, in ihren Büchern „die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit mit Schwindel erregender Leichtigkeit wie ein spielendes Kind aufzulösen“. Zu ihren Werken zählt „Das Haus der Tante“.
- Christine Nöstlinger (Österreich) und Maurice Sendak (USA, beide 2003): Nöstlinger („Die feuerrote Friederike“, „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“) stehe vorbehaltlos auf der Seite von Kindern und Außenseitern, lobte die Jury. Sie sei „eine Nichterzieherin vom selben Kaliber wie Astrid Lindgren“. Der Illustrator und Kinderbuchautor Sendak („Wo die wilden Kerle wohnen“) wurde als „einer der mutigsten Erforscher der geheimsten Winkel der Kindheit“ geehrt. (dpa/wip)
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