DUISBURG (BLK) – Die Bundesregierung vernachlässigt nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers Ulrich Ammon die Verwendung der deutschen Sprache innerhalb der EU. „Die Bundesregierung tut zu wenig praktisch und zielt nicht genau genug auf die Mängel. Gelegentliches Lamento des Bundestagspräsidenten reicht nicht aus“, sagte Ammon in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Nicht einmal 20 Prozent der EU-Beamten könnten Deutsch, obwohl Deutsch als Arbeitssprache der Kommission gleichberechtigt ist mit Englisch und Französisch. Eigentlich müssten mindestens zwei Drittel der Kommissionsbeamten Deutsch sprechen.
In den mündlichen Beratungen der Kommission komme Deutsch kaum vor, kritisierte der Sprachwissenschaftler aus Duisburg. Es genüge nicht, dass Texte erst nach der Erarbeitung ins Deutsche übersetzt werden. Damit Deutsch tatsächlich als Arbeitssprache dienen kann, müsse Deutschland durchsetzen, dass Einstellungen und Beförderungen der Beamten künftig stärker von Deutschkenntnissen abhängig gemacht werden. Auch Gehaltserhöhungen oder andere finanzielle Vorteile bei Erwerb von Deutschkenntnissen seien denkbar. „Schließlich leistet das Land seit eh und je den größten Beitrag zum EU-Haushalt.“
Ammon hat das weltweit größte wissenschaftliche Handbuch zur Soziolinguistik, dem Wechselverhältnis von Sprache und Gesellschaft herausgegeben. Zur Mehrsprachigkeit und Verbreitung des Deutschen in der EU hat er auch die Bundesregierung beraten.
(Gespräch: Rolf Schraa, dpa/wip)