„Der souveräne Leser“ – Zum 80. Geburtstag von Klaus Wagenbach. Einer der bedeutendsten deutschen Verleger wird achtzig Jahre. Seit über vierzig Jahren gibt es den Klaus Wagenbach Verlag, er lieferte Basistexte für linke Debatten von Ulrike Meinhof oder Rudi Dutschke, bestsellerfähige Lyrik von Erich Fried, kunsthistorische Detektivgeschichten von Carlo Ginzburg und immer wieder internationale Autoren, die bis dahin niemand kannte, wie Giorgio Manganelli aus der zweiten Wagenbachheimat Italien mit seinen Romanen in Pillenform oder zuletzt den Bestseller Alan Bennet mit seiner „Souveränen Leserin“. Und er nennt sich die „dienstälteste Kafka-Witwe“. Er hat unser Bild von Frank Kafka wesentlich verändert: Er hat Luft in den „düster-metaphorischen Kafka-Keller“ gelassen. Er hat an die ungeheure Lebensnähe von Kafkas Texten erinnert und an eine besondere Eigenschaft Kafkas – den Humor.
Michael Krüger hat nicht nur die wunderbaren Erzählungen „Wieso ich?“, „Warum Peking?“ und „Was tun?“ bei Wagenbach veröffentlicht, er hat zusammen mit Klaus Wagenbach das literarische Jahrbuch „Tintenfisch“ herausgegeben und er teilt mit dem Jubilar den Kampf um die Buchpreisbindung – den Schlüssel für die einzigartige deutsche Verlagslandschaft.
Der Büchner-Preisträger 2007 Martin Mosebach teilt mit Klaus Wagenbach zwar nicht die politische Heimat, aber das Sehnsuchtsland Italien. Gerade wurden seine Gedanken und Eindrücke zu Italien, seine Reiseberichte wieder neu aufgelegt: „Die schöne Gewohnheit zu leben. Eine italienische Reise“. Warum nach Italien? Was macht Italien zur deutschen Utopie – jenseits aller politischen Verortungen? Oder gibt es zwei Italien? Wenn nicht noch mehr?
Hanns Zischler ist ein Mann mit mindestens zwei Gesichtern, er ist nicht nur ein Schauspieler, der in internationalen Blockbustern spielt wie „München“ von Steven Spielberg, den man als konzentriert-verschlossenen Kommissar Polonius Fischer vom Bildschirm her kennt, er hat darüber hinaus mit Jacques Derrida einen der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts ins Deutsche übersetzt. Und er hat Franz Kafkas Filmleidenschaft beschrieben. „Kafka geht ins Kino“ heißt sein Essay, in dem er eine bislang wenig beachtete Seite von Kafka ans Licht bringt. Moderation: Thea Dorn. (Quelle: SWR)
Literatur im Foyer, Literatursendung, Samstag, 3.7., SWR, o.00 - 1.00 Uhr
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