MARBACH (BLK) – Das Literaturarchiv Marbach vermutet bisher unbekannte Texte des Schriftstellers Franz Kafka im Nachlass des Verlegers Max Brod in Tel Aviv. Dort befinde sich möglicherweise das Manuskript zur „Hochzeitsvorbereitung auf dem Lande“, sagte der Leiter der Handschriftenabteilung im Literaturarchiv, Ulrich von Bülow, am Montag (7. Juli 2008) im „Deutschlandfunk“. „Wir hoffen auch, dass wir womöglich sogar Sachen finden, die bisher noch ganz unbekannt waren“, sagte von Bülow. Genau lasse sich das aber nicht sagen, weil er den Nachlass, um dessen Erwerb sich die Marbacher bemühen, nicht im Detail kenne.
Die Papiere von Brod seien aber nicht nur wegen dessen Verbindung zu Kafka interessant. Schließlich habe der Verleger „im Literaturbetrieb seiner Zeit, im Prager Kreis, (…) eine große Rolle“ gespielt und viele Autoren gefördert. Das Literaturarchiv verfüge über Briefe Brods an zahlreiche Schriftsteller wie Ricarda Huch, Arthur Schnitzler oder Stefan Zweig. „Und da vermute ich, dass Max Brod die Briefe hat, die er von diesen Leuten und von vielen anderen Literaten seiner Zeit bekommen hat“, sagte von Bülow.
Er zeigte sich hoffnungsvoll, den Nachlass aus Tel Aviv nach Marbach holen zu können. Es gebe schon seit vielen Jahren Kontakte zwischen dem Literaturarchiv und Brods ehemaliger Sekretärin, Esther Hoffe. Auch Brod selbst sei vor seinem Tod in Marbach gewesen. „Wir denken eigentlich, dass die Verbindung zu Marbach stark ist. Aber andererseits stehen wir auch auf dem Standpunkt, dass ein Archiv warten können muss“, sagte von Bülow.
Man wolle die Töchter Esther Hoffes, die über die Zukunft des Brod-Nachlasses entscheiden, nicht bedrängen. „Sie kennen unsere Interessen. Wir hoffen, dass wir zu gegebener Zeit im richtigen Moment dann zur Stelle sind und wir hoffen, dass die Töchter sich an uns erinnern.“ (dpa/vol)