GRANADA (BLK) - Die Suche nach den Überresten von Federico García Lorca hat angefangen: 73 Jahre nach seiner Ermordung begannen Archäologen am Donnerstag (29.10.) mit den Arbeiten zur Aushebung eines Massengrabes, in dem auch die Gebeine des großen spanischen Dichters und Dramatikers vermutet werden. Zunächst sei das Gelände in der südspanischen Ortschaft Alfacar bei Granada gesäubert und vermessen worden, teilte ein Sprecher der Regionalregierung Andalusiens mit. Die Arbeiten sollen rund zwei Monate dauern. Um ein Medienspektakel zu vermeiden, finden sie abgeschirmt von der Öffentlichkeit unter einem 200 Quadratmeter großen Zelt statt.
Lorca war zu Beginn des spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) von Schergen des späteren Diktators Francisco Franco festgenommen und mit anderen Gefangenen in Alfacar erschossen worden. Der Autor der „Zigeuner-Romanzen“ war den Faschisten als Linker, Homosexueller und „Volksdichter“ besonders verhasst. In dem selben Massengrab werden die Gebeine von fünf weiteren Bürgerkriegsopfern vermutet, darunter zwei anarchistische Stierkampf-Gehilfen und ein republikanischer Lehrer. Die Öffnung des Grabes wurde auf Antrag der Angehörigen mehrerer Bürgerkriegsopfer veranlasst.
Die Erben Lorcas (1898-1936) wehren sich allerdings nach wie vor, seine Überreste nach einer etwaigen Exhumierung auch identifizieren zu lassen. Historiker hoffen aber, dass die Familie letztendlich nachgeben wird. Auch die Gebeine des Lehrers sollen auf Wunsch von dessen Nachfahren nicht identifiziert werden. Die anderen Familien haben sich dagegen für einen DNA-Abgleich ausgesprochen. Die gefundenen Überreste sollen in einem Labor der Universität von Granada untersucht werden. Insgesamt werden auf dem Gelände zunächst vier von bislang sechs georteten Massengräbern geöffnet. In der Gegend werden noch heute Hunderte Tote des Bürgerkrieges vermutet.
Lorcas Familie argumentiert, der Dichter und Dramatiker dürfe nicht über den zahlreichen anonymen Opfern stehen. Historiker meinen dagegen, der Poet müsse als Symbolfigur des Bürgerkrieges zumindest würdevoll bestattet werden. Es gibt aber auch Spekulationen, Lorca befinde sich gar nicht in dem Grab. (dpa/gai)