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Lyrik „Im Garten Edenkoben“

Johann Lippets Neuanfang mit jedem leeren Blatt

© Die Berliner Literaturkritik, 13.03.09

 

MÜNCHEN (BLK) – Anfang April 2009 erscheint in der Lyrikedition 2000 die Gedichtsammlung „Im Garten Edenkoben“ von Johann Lippet.

Klappentext: „Im Gras lagen wir im Garten von Eden / koben drei Herrgottskäfer im Herrgottshaar / spielten Schlange im Gedicht“ heißt es im titelgebenden Gedicht von Johann Lippet. Eine Anspielung auf den gelungenen Spagat zwischen der Erwartung des geförderten Kunstbetriebs und der Freiheit des Schriftstellers. 1998 war Lippet Stipendiat in Edenkoben und seitdem ist von ihm eine Vielzahl von Gedichten erschienen. Doch auch der „gekrönte Dichter“ fängt mit jedem leeren Blatt neu an und es kommen immer mehr Sätze von Autoren in seinen Sprachspeicher, denen er „nicht ins Wort fallen“ möchte. Neben den namentlich genannten Kollegen in diesem Band – Thomas Kling und Ernest Wichner – kommen da noch unzählige weitere in Frage. Aber immer schafft es Johann Lippet, durch kurze prägnante Bilder oder durch selten schöne Beschreibungen von seiner einzigartigen Könnerschaft zu überzeugen, auch wenn die Themen bekannt erscheinen: „Schön wär’s sich zu begegnen unter dem Mistelzweig, / verlieben müsste man sich mal wieder, handfest, / und besaufen, was das Zeug hält, sich fühlen / Unglücksmittelpunkt von allem, einschließlich der Welt.“

Der Autor Johann Lippet, geboren 1951 in Österreich, studierte in Temeswar/ Rumänien Germanistik und Romanistik. Er arbeitete als Deutschlehrer und Dramaturg am Deutschen Staatstheater in Temeswar. Aussiedlung 1987, lebt als freischaffender Schriftsteller in Sandhausen bei Heidelberg. Er veröffentlichte Gedichtbände und Romane, u. a. in der Lyrikedition 2000 erschienen „Anrufung der Kindheit“ und „Vom Hören vom Sehen vom Finden der Sprache“. (phi)

 

 

Leseprobe:

© Lyrikedition 2000©

FINGERÜBUNGEN FÜR EINEN NEUBEGINN

Im Winter wenn Wünschen helfen soll

Da hat er sich gedacht

Du machst dir rasch jetzt ein Gedicht

Schreibst alle Wünsche darin auf

Und so hab ichs dann gemacht

Im Frühling wenn Wünschen auch noch helfen soll

Da hat er sich gedacht

Du hast ja dein Gedicht noch aus dem Winter

Schreibst aber noch eins auf zur Sicherheit

Und so hab ichs dann gemacht

Im Sommer wenn Wünschen nicht viel hilft

Da hat er sich gedacht

Du schreibst jetzt nicht mehr wartest ab

Und so hab ichs dann gemacht

Im Herbst wenn Wünschen gar nichts hilft

Da hat er sich gedacht

Du wünschst dir überhaupt nichts mehr

Setzt dich hin und schreibst jetzt endlich

Und so hab ichs dann auch gemacht

 

I GEKRÖNTER DICHTER

 

REGEN perlt ab

Fall des Himmels im Haar

Sonne geht auf

Schlag des Lichts im Auge

 

NICHTS bewegte sich kein Lüftchen 

nichts zog dahin keine Wolke

die Sonne versank nicht hinter dem Horizont

da kam wie selbstverständlich die Frage auf:

Wie wäre es möglich den Himmel anzubohren

 

ZU schreiben wäre schon aber wie

nicht ins Wort fallen den anderen

die man ins Herz geschlossen ja ins Herz

mit sich trägt als Konterbande im Kopf

wie der Zauberkünstler das weiße Kaninchen im Zylinder

das Ei hinterm Ohr Wasser im rechten Schuh Blut im linken

 

FINGER ohne die Daumen in Dualform die Acht,

spitz in den Himmel wie Ahornblatt, die Ähre,

Egge, die Elster, alles getragen anderswohin,

zum Ursprung, dem Sprachherd, wie Eiterherd,

Krankheitsherd, der Schreibherd liegt im Gemüt

von Anmut bis Missmut das Verlangen, ein Zorn

eräugnet es sich.

 

WER denn sonst woher denn sonst wie denn sonst

wenn nicht der Wind mir hinterbrachte die Nachricht

Hinterlassenschaft hinterlegt hintenherum hinterhältig

von dem der da geht auf glitschigem Pfad moosbewachsen

Dem der da geht den Kopf voller Bilder fehlen die Worte

für die Orte der Erinnerung der Sünden liebste dennoch

Der da geht den Kopf voll

er Bilder wollte ich nicht sein

© Lyrikedition 2000©

Literaturangaben:
LIPPET, JOHANN: Im Garten Edenkoben. Lyrikedition 2000, München 2009. 96S., 8,50 €.

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