KÖLN (BLK) – In Deutschland werden Muslime nach Meinung des niederländischen Bestseller-Autors Maarten ’t Hart (63) wesentlich besser integriert als in den Niederlanden. „In den Niederlanden ist der Gegensatz zwischen dem Islam und dem Rest der Gesellschaft viel stärker“, sagte ’t Hart („Das Wüten der ganzen Welt“) der Deutschen Presse-Agentur dpa in Köln. „Ich glaube, dass das in Deutschland viel besser angepackt wird. Die Gegensätze werden nicht so herausgestellt.“ Allerdings habe der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kürzlich „Öl ins Feuer gegossen“, als er seine in Deutschland lebenden Landsleute in der Kölnarena vor zu großer Anpassung gewarnt habe.
In den Niederlanden fordere der Politiker Geert Wilders derzeit ein Verbot des Korans und bereite einen provozierenden anti-islamischen Film vor. Damit schare er viele Wähler hinter sich. „Ich finde das sehr beängstigend“, betonte ’t Hart. „Ich sage manchmal zu meiner Frau: ‚Wenn es noch schlimmer wird, dann emigrieren wir nach Deutschland.’ Die Niederlande sind nie so tolerant gewesen, wie man in Deutschland dachte.“
In seinem neuen Roman „Der Psalmenstreit“ schildert ’t Hart einen calvinistischen Volksaufstand gegen eine neue Reimform der kirchlichen Psalmen im 18. Jahrhundert. Diese wahre Begebenheit erinnere ihn sehr stark an den heutigen Konflikt mit dem Islam, sagte ’t Hart. In beiden Fällen gehe es nur vordergründig um Religion: „In Wahrheit steht viel mehr dahinter. Es hat immer mit Arm und Reich zu tun.“ Die Türken stammten tendenziell aus sozial schwachen Familien, bekämen eine schlechtere Schulbildung und hinterher entsprechend schlechteren Stellen. „Sobald sich die materiellen Umstände verbessern, verschwinden die Klagen von selbst.“
In den Niederlanden sei im Übrigen auch der christliche Fundamentalismus auf dem Vormarsch. „Irgendwann werde ich dort noch verboten“, scherzte ’t Hart, der selbst streng calvinistisch erzogen wurde, heute aber Atheist ist. Der Chef der calvinistischen Partei SGP, Bas van der Vlies, habe sich noch kürzlich geweigert, ihm die Hand zu schütteln: „Der findet, dass ich ein schlechter, verdorbener Mensch bin, mit dem er nichts zu tun haben will.“
(Interview: Christoph Driessen, dpa/wip)