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Joachim Unseld gibt auf

Joachim Unseld steigt bei Suhrkamp aus

© Die Berliner Literaturkritik, 20.11.09

FRANKFURT/MAIN (BLK) - Im Machtkampf bei Suhrkamp hat Joachim Unseld jetzt das Handtuch geworfen: Der 56jährige Verleger hat seine Anteile an dem Unternehmen an die beiden Mehrheitsgesellschafter verkauft, wie Verlagssprecherin Tanja Postpischil am Freitag in Frankfurt sagte. Sie bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung „Die Welt“. Angaben über den Verkaufspreis machte sie nicht. Damit dürfte auch dem geplanten Umzug des Suhrkamp Verlags von Frankfurt nach Berlin nichts mehr im Wege stehen. Joachim Unseld hatte sich gegen den Umzug gewehrt.

Joachim Unseld gehörten 20 Prozent des Hauses, die jetzt zu gleichen Teilen an Siegfried Unselds Witwe, Ulla Unseld-Berkéwicz, und die Medienholding AG Winterthur gehen. Diese hält nun 39 Prozent des Verlags, Unseld-Berkéwicz die restlichen 61 Prozent. Die Folgen aus dem Verkauf wollte das Unternehmen offiziell nicht kommentieren. „(Joachim) Unseld hat jetzt kein Mitbestimmungsrecht mehr“, sagte Postpischil.

Unseld-Berkéwicz, die seit dem Tod ihres Mannes im Jahr 2002 Suhrkamp leitet, hatte im Februar 2009 bekanntgegeben, dass sie den Verlag von seinem angestammten Standort Frankfurt zum 1. Januar 2010 nach Berlin übersiedeln wolle. Der Hamburger Investor Hans Barlach unterstützte sie dabei. Er hatte vor einigen Jahren die Medienholding AG Winterthur erworben. Joachim Unseld - Sohn des Suhrkamp-Patriarchen Siegfried Unseld - hatte sich juristisch gegen den Umzug gewehrt. Auch 85 Prozent der rund 150 Beschäftigten hatten sich dagegen ausgesprochen.

Auch der Streit über den Verkauf des Suhrkamp-Archivs an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach ist mit dem Verkauf der Anteile beigelegt. Joachim Unseld hatte auch hiergegen geklagt. Die Archive der zur Gruppe gehörenden Verlage Suhrkamp und Insel beinhalten Manuskripte und Korrespondenzen berühmter Autoren wie Ingeborg Bachmann, Peter Handke, Martin Walser, Paul Celan, Hermann Hesse und Ricarda Huch. Experten taxieren den Wert der Sammlung auf fünf bis sieben Millionen Euro.

Siegfried Unseld (1924-2002) gilt als einer der wichtigsten Verleger deutschsprachiger Nachkriegsliteratur und hatte einen regen Austausch mit seinen Autoren. Nach dem Tod des Verlagsgründers Peter Suhrkamp hatte Unseld das Unternehmen als alleiniger Geschäftsführer geleitet. Das Suhrkamp Archiv gilt als wesentlicher Bestandteil des
geistigen Erbes der Bundesrepublik. (dpa/wer)

Weblink:

Suhrkamp Verlag


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