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Männer können sprechen

Was Göttergatten über Frauen denken: Martina Rellin spricht mit ihnen

© Die Berliner Literaturkritik, 15.03.10

Von Andreas Heimann

Wenn es um Gefühle geht, gelten als Männer als große Schweiger. So ausgiebig sie sich über Berufliches oder Borussia Dortmund austauschen, so einsilbig werden sie beim Thema Partnerschaft: Wie sie sich in ihrer Beziehung fühlen, ist meist tabu – und oft genug selbst für langjährige Ehefrauen ein Rätsel. Martina Rellin hat einige Exemplare des angeblich starken Geschlechts zum Sprechen gebracht: In ihrem neuen Buch „Göttergatten. Was Männer wirklich über ihre Frauen denken“ präsentiert sie die Ergebnisse. Und die sind manchmal typisch Mann, manchmal aber auch verblüffend und immer eine interessante Lektüre.

Insgesamt 17 Männer zwischen 29 und 71 Jahren lässt Martina Rellin ausführlich zu Wort kommen. Sie sind kurz vor der Goldenen Hochzeit wie Werner, haben schon zwei Ehen hinter sich wie Rolf, würden sich am liebsten von ihrer Frau trennen wie Kai oder lieben ihre Frau wie am ersten Tag wie Ansgar. Sie sind sexuell frustriert, von ihrer Beziehung genervt, nach vielen Jahren noch immer glücklich oder staunen darüber, wieso ausgerechnet sie eine so tolle Frau abbekommen haben. Es sind Kotzbrocken dabei und Muster-Ehemänner.

Ihre Erfahrungen sind so unterschiedlich, dass ein gemeinsamer Nenner schwer zu finden ist. Außer vielleicht, dass das Klischee nicht stimmt, nach dem Männer nicht über Gefühle reden können oder womöglich gar keine haben. Im Gegenteil: Nach Rellins Erfahrung waren sie beim Erzählen kaum zu bremsen, schildern selbstkritisch, selbstironisch, nachdenklich oder humorvoll, wie sie die Frau an ihrer Seite erleben. Sie reden über ihre Sehnsüchte, über Tränen, Wut und Eifersucht, über große Ängste und große Liebe.

„Erkenntnis Nummer eins ist also: Männer können reden“, lautet Rellins Fazit. „Erkenntnis Nummer zwei: Männer reden sehr gern und ausführlich über ihre Arbeit, auch über ihre Kinder, und bei Fragen der Erotik und Sexualität sind ihre Ansichten feinfühliger und differenzierter, als landläufig angenommen.“ Das ist eine sehr positive Bilanz nach stundenlangen Gesprächen mit Männern, die freimütig von alltäglichen Missverständnissen in der Beziehung erzählen, von Seitensprüngen und Treffen mit Hobbyhuren, davon, dass sie sich im Kreis alter Kumpels viel wohler fühlen als in Gegenwart ihrer Frau.

Vielleicht liegt das an Männern wie Rolf, dem Ruhrpott-Raubein mit dem Herz auf dem richtigen Fleck, der nach zwei gescheiterten Ehen nun das Glück mit seiner dritten Frau gefunden hat. Dass es zweimal nicht geklappt hat, beschreibt er so selbstkritisch wie offen seine Liebe zu seiner jetzigen Frau Gabi. Oder an Werner, der seit 48 Jahren mit Anita verheiratet ist, drei Kinder mit ihr großgezogen hat, ein Lied von den Höhen und Tiefen einer Ehe singen kann, in der auch buchstäblich mal die Teller durch die Wohnung flogen und dessen Resümee trotzdem lautet: „Ich hätte das dolle bereut, wenn ich sie nicht geheiratet hätte.“

G
erade, dass solche Männer, die formvollendete Liebesbekenntnisse nicht als Abiturfach hatten, so ungeschminkt über ihre Gefühle reden können, ist sicher eines der großen Verdienste dieses an vielen Stellen eindrucksvollen Buches. Martina Rellin hat schon mehrere Bestseller geschrieben, aber die Gespräche mit den Göttergatten waren auch für die routinierte Sachbuchautorin eine ungewohnte Erfahrung: „Selten haben mich Arbeitsstunden persönlich so bewegt wie diese.“ Beim Lesen des Buches fällt es leicht, das zu glauben.

 

Literaturangabe:

RELLIN, MARTINA: Göttergatten. Was Männer wirklich über ihre Frauen denken. Diana Verlag, München 2010. 286 S., 16,95 €.

 

Weblink: Diana Verlag

 

 


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