SCHARNIGG, MAX: Die Besteigung der Eiger-Nordwand unter einer Treppe. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, 160 S., 18,00 €.
Manche Bücher haben eine ganz eigene Magie. Meist bieten sie eine kleine, einfache Geschichte, ein bisschen rätselhaft, surreal, einzigartig. Eine solche Perle ist dem Journalisten Max Scharnigg mit seinem Romandebüt gelungen. „Die Besteigung der Eiger-Nordwand unter einer Treppe“ fasziniert - mit seiner Sprache ebenso wie mit dem Erzählten.
Der Journalist Nikol Nanz hat sich unter eine Treppe zurückgezogen, verschreckt von blassgrünen Halbschuhen mit gelbem Innenleben auf der Fußmatte vor seiner Wohnung. Er entwirft einen Artikel über die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand 1938. Seitenweise Text entsteht in seinem Kopf, Absätze werden eingefügt, gelöscht, verändert und wieder gespeichert.
Verharrt er so Stunden, Tage, Wochen? Irgendwann jedenfalls steht die Tür zu Schmuskatz offen. Es gibt Paprikahendl, wie immer in der von rötlichen Krusten in eine heimelige Tropfsteinhöhle verwandelten Küche. Und Schmuskatz kann nicht nur kochen und zuhören, sondern ist auch ein erfahrener Gletscherwanderer. Nanz wieder hoch hinauf in den zweiten Stock zu helfen, sollte für ihn doch ein Leichtes sein...
„Die Besteigung der Eiger-Nordwand unter einer Treppe“ ist eine Liebesgeschichte, eine Geschichte über die Überwindung von Hürden - inneren ebenso wie äußeren. Sie schildert, wie gefährlich es sein kann, sich in eine allzu traute Zweisamkeit zurückzuziehen. Und sie lässt viel Raum für eigene Interpretationen und Gedanken.
Max Scharnigg, Jahrgang 1980, ist ein wundervolles Büchlein gelungen, das zu den Nominierten des Ingeborg-Bachmann-Preises gehörte. Es lässt hoffen, dass der in München lebende Journalist, der zur Redaktion von „jetzt.de“, dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung, gehört, Zeit für weitere Romane finden wird. (swe/dpa)