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Mehr als Mauer, Trabi und Spreewaldgurken – Jugendsachbuch „Die DDR“

Er wolle die DDR „nicht aus der Perspektive ihres Scheiterns darstellen“, schreibt der Autor Hermann Vinke im Vorwort

© Die Berliner Literaturkritik, 23.05.08

 

Von Elke Vogel

Warum wurde der Bergmann Adolf Hennecke als „Held der Arbeit“ gefeiert, von den Kumpeln aber geschnitten? Warum wurden alle DDR-Parteien außer der herrschenden Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) die „Blockflöten“ genannt? Was sind „Bückwaren“ und wie wurde im Ostteil Deutschlands die Jugendweihe statt Kommunion und Konfirmation zur Tradition? Nur wenige Jugendliche werden diese Fragen zu 40 Jahre DDR-Geschichte und DDR-Alltag beantworten können. Eine Studie der Berliner Freien Universität ergab vor einigen Monaten, dass zum Beispiel Schüler in der Hauptstadt 18 Jahre nach dem Mauerfall einen großen Mangel an Sachwissen über die DDR, dafür aber viele Klischeebilder im Kopf haben.

So hielten viele Jugendliche die Stasi für einen Geheimdienst wie ihn jeder Staat hat. Die Berliner Mauer hatten nach Ansicht vieler befragter Jugendlicher die Alliierten gebaut. Fast jeder zweite Schüler hielt die DDR nicht für eine Diktatur. Studien mit ähnlichen Ergebnissen gab es auch in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. Ein wirkungsvolles Mittel gegen Verklärung und „Ostalgie“ ist Hermann Vinkes jetzt erschienenes Kinder- und Jugendsachbuch „Die DDR – Eine Dokumentation mit zahlreichen Biografien und Abbildungen“.

Anschaulich, sachlich und übersichtlich gestaltet erzählt der Autor und Rundfunkjournalist in jeweils kurzen Kapiteln von der Entstehung der DDR nach Kriegsende bis zur Deutschen Einheit, „Ossi“- und „Wessi“-Vorurteilen und den Umwelt-Altlasten im Ostteil des Landes. Vinke zeigt, dass es für das Verständnis der heutigen deutschen Politik und Lebensumstände wichtig ist zu wissen, dass die DDR mehr als Trabi, „Rotkäppchen“-Sekt und Spreewaldgurken war.

Er wolle die DDR „nicht aus der Perspektive ihres Scheiterns darstellen“, schreibt Vinke im Vorwort. „Vielmehr versuche ich, die DDR aus sich heraus zu verstehen, anhand der Vorgeschichte, der historischen Fakten und durch Porträts der handelnden Personen.“ Dabei rückt Vinke vor allem die Auswirkungen der politischen Entscheidungen auf den Alltag von Kindern und Erwachsenen in den Blickpunkt, außerdem die Rolle der Frau zu Hause und in der Arbeitswelt, die Staatssicherheit sowie das Wirken von Oppositions- und Widerstandsgruppen.

Kurze, verständliche Sätze erleichtern das Eintauchen in die gar nicht trockene Historie. Besonders lesenswert sind die farblich abgesetzten, jeweils mit Foto und knapper Zeitleiste versehenen Biografien. Keiner der wichtigen Protagonisten fehlt: Von Ernst Thälmann, Erich Honecker und Johannes R. Becher über Robert Havemann, Täve Schur, Wolf Biermann und Frank Schöbel bis zu Peter Fechter, Michail Gorbatschow, Joachim Gauck und Gregor Gysi. Auch der Lebensweg von Angela Merkel von der Kindheit in der DDR bis zum Einzug ins Kanzleramt der Bundesrepublik Deutschland wird nachgezeichnet. Im Anhang sind 68 Museen und Gedenkstätten verzeichnet, die teils an Originalschauplätzen von der Geschichte der DDR erzählen.

Literaturangaben:
VINKE, HERMANN: Die DDR – Eine Dokumentation mit zahlreichen Biografien und Abbildungen. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2008. 256 S., 19,95 €. (ab 13 Jahren)

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