Kay Cordes neuer Roman aus der Zeit der Hexenprozesse
Ein Ausflug zurück ins Jahr 1524 nach Rothenburg ob der Tauber: Um der Ehe mit einem reichen Widerling zu entgehen, flieht die junge Köhlerin Hanna und gerät in die Wirren der Bauernaufstände. Immer wieder wird das sensible Mädchen von Visionen heimgesucht, die sich später als wahr erweisen. Als man einen Hexenprozess gegen sie anstrengt, scheint die Lage aussichtslos. Die Inquisition glaubt nicht an eine göttliche Gabe, vermutet hinter Hannas hellseherischen Fähigkeiten vielmehr Teufelswerk. Doch dann kommt der junge Ordensritter Ulrich ins Spiel. Autor des historischen Romans „Das Gesicht des Teufels“ ist Kay Cordes, der 1960 geboren wurde und in Tübingen Musikwissenschaften studierte. Das neue Buch des Autors des Erfolgsromans „Die Tochter des Hexenmeisters“ ist ohne Überraschungen konzipiert, wohl aber spannend geschrieben.
Wo die Liebe hinfällt - Frau verfällt dem falschen Mann
Eine lebenslustige Wiener Schmuckdesignerin, äußerst sinnlich und politisch aktiv, erfährt, dass der Mann, dem sie lange verfallen war, niemals der gewesen sein kann, für den sie ihn hielt. Sie erfährt auch, dass eine Frau sich seinetwegen das Leben genommen hat, und eine andere an ihm zerbrochen ist. In ihrem neuen Roman „Mein Erzengel“ schildert Erica Fischer die Suche nach der Vergangenheit. Und obwohl die Wienerin die Ehe mit ihm längst abgehakt hat, macht sie sich jetzt, Jahre später, auf eine Reise, um die Geheimnisse, die ihren früheren Mann umgeben haben, zu lüften. Während sie versucht, ihrer eigenen Beziehung zu diesem charismatischen Mann auf den Grund zu gehen, lässt sie ihr früheres Leben Revue passieren. Immer wieder taucht die Frage auf, wie sie diesem Mann verfallen konnte. Die 1943 geborene Autorin, die heute in Berlin lebt, beschreibt in ihrem Roman eine zerstörerische Liebe.
Historienroman entführt in die Welt der Komödianten
In die faszinierende Welt des Theaters und des fahrendes Volkes entführt Charlotte Thomas in ihrem Historienroman „Der König der Komödianten“. Das Abenteuer beginnt im Jahre 1594 im Veneto: Ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, eine bezaubernde Schauspielerin, ein Zwerg, ein schlitzohriger Intendant und dazu noch dessen bockige Enkelin buhlen mit ihren Darbietungen um die Gunst des Publikums. Mitten in dieses schillernde Ensemble gerät der achtzehnjährige Marco, der noch nicht viel von der Welt gesehen hat. Er lässt sich so sehr vereinnahmen, dass die Bühne ihm bald alles ist. Doch die Gaukler kämpfen ums Überleben. Nur ein neues Stück kann das Ensemble vor dem Ruin retten. Marco steigt vom Kulissenschieber zum Gehilfen des trunksüchtigen Bühnendichters auf, um schließlich selbst als Autor ein eigenes Stück zu verfassen. Doch bis es auf der Bühne erscheint, muss er noch viel lernen - über das Schreiben, über die Liebe und vor allem das Leben selbst.
„Geht doch“: Abschluss von Keidtels Trilogie des modernen Mannes
Er lebt immer noch in seinem alten Kinderzimmer und hört Reinhard Mey: Holm ist fast vierzig, und seine Tage sind nicht ausgefüllt. Deshalb geht er zu Kaufhausneueröffnungen und Kaufhausjubiläen, weil er hofft, auf ein Pressefoto zu kommen. Holm glaubt, damit seiner Umwelt einen bleibenden Beweis seines Schaffens zu hinterlassen. Beim 100. Geburtstag des KaDeWe kommt es allerdings zu einer Katastrophe. Just zur Ansprache des Regierenden Bürgermeisters zieht ein Mädchen eine Sektschale aus der mannshohen Gläserpyramide und bringt damit das Ganze zum Einsturz. Da Holm zufällig neben der Kleinen steht, wird er prompt für ihren Vater gehalten und von Sicherheitsbeamten festgenommen. Matthias Keidtel schließt mit dem neuen Werk „Geht doch“ seine humorige Trilogie des modernen Mannes ab, die mit „Ein Mann wie Holm “und„ Das Leben geht weiter“ begonnen hat.
Schattenmann aus Nazi-Zeit ist Katzenbachs Täter
Mit dem neu aufgelegten Thriller „Der Täter“ hat John Katzenbach, ein früherer Gerichtsreporter aus Miami, vor fast 15 Jahren seine Karriere als Krimiautor begonnen. Die Nachbarin des pensionierten Detectives Simon Winter wird erdrosselt, kurz nachdem die Jüdin ihm von einem Schattenmann erzählt hatte, der die Holocaust-Überlebende verfolge. Dieser Nazi-Scherge, der untergetauchte Juden ans Messer lieferte, soll nach fünf Jahrzehnten zurückgekehrt sein, um die letzten Zeugen und somit die Spuren seiner Taten zu beseitigen. Ein heikles Thema, erst recht für einen Thriller. Aber Katzenbach geht es behutsam an: Er beschuldigt nicht unnötig und lässt auch sonst aufkommende Rache- und Vergeltungsgedanken aus dem Spiel. Die Story vom „Täter“ hat er vergleichsweise unspektakulär und kaum tiefgreifend verfasst. Dennoch vermag Katzenbach die Spannung mit Ausnahme weniger Passagen aufrechtzuerhalten. Über den Schattenmann und sein Psychogramm hätte man allerdings gerne mehr erfahren. (dpa/har)
Literaturangaben:
CORDES, KAY: Die Tochter des Hexenmeisters. Rowohlt Verlag, Hamburg, 2010. 560 S., 8,95 €.
FISCHER, ERICA: Mein Erzengel. Rowohlt Verlag, Berlin, 2010. 249 S., 19,95 €.
THOMAS, CHARLOTTE: Der König der Komödianten. Bastei-Lübbe Verlag, Köln, 2010. 698 S., 22,99 €.
KEIDTEL, MATTHIAS: Geht doch. Manhattan Verlag München, 2010. 384 S., 14,95 €.
KATZENBACH, JOHN: Der Täter. Knaur Verlag, München, 2010. 589 S., 9,95 €.
Weblinks: