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„Mein Leben“

Die Erstausstrahlung der verfilmten Biografie von Marcel Reich Ranicki

© Die Berliner Literaturkritik, 09.04.09

 

HAMBURG (BLK) – London, im Jahr 1949: Während eines Banketts wird der polnische Generalkonsul nach draußen zitiert. Er wird angewiesen, sofort nach Warschau zu reisen. Dort erfährt der 29-jährige Marcel Ranicki, der damals ohne seinen Geburtsnamen Reich geführt wurde, vom polnischen Geheimdienst, dass er seines Amtes enthoben ist, weil er angeblich mit „zersetzenden Elementen“ kollaboriert hat. Das anschließende Verhör mit einem Geheimdienstoffizier bildet den roten Faden für die ARD-Filmbiografie „Mein Leben“ nach der gleichnamigen Lebensgeschichte des Literaturkritikers, die sich 1,2 Millionen Mal verkauft hat.

Arte strahlt das Drama an diesem Freitag (21 Uhr) erstmals aus, die ARD folgt am 15. April. Die Vorgeschichte zum Film ist lang: Nach der Buch-Veröffentlichung im Jahre 1999 habe es sechs Jahre gedauert, bis die TV-Rechte an den Westdeutschen Rundfunk (WDR) und die Filmfirma Trebitsch Entertainment gegangen seien, sagt die Fernseh- Produzentin Katharina Trebitsch. Nach einer raschen Ankündigung des Konkurrenzunternehmens Teamworx, das Buch zu verfilmen, sei dann lange nichts mehr passiert. Erst im Jahr 2005 kam es zu einer Einigung zwischen Reich-Ranicki, dem WDR und Trebitsch.

Der fertige Film mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle beschreibt das Leben des Literaturkritikers zwischen 1928 und 1958 – die Kindheit mit den Eltern (Maja Maranow und Joachim Król) in Polen, die Jugend in Berlin, das Leben im Warschauer Ghetto und die Flucht aus dem Ghetto mit seiner Frau Tosia, gespielt von Katharina Schüttler. Seine Tätigkeit für die stalinistische Geheimpolizei UB in den Nachkriegsjahren spart der Film aus. Später wird Reich-Ranicki in Polen Literaturkritiker und siedelt 1958 in die Bundesrepublik Deutschland über, wo er seine Arbeit bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ aufnimmt.

Laut Trebitsch hatte Reich-Ranicki (88) zunächst ein Mitspracherecht am Drehbuch gewünscht. Dies habe er jedoch nicht bekommen. Dem Drehbuchautor Michael Gutmann habe er die Bitte auf den Weg gegeben: „Bitte langweilen Sie die Zuschauer nicht.“ Bei einer privaten Vorführung Mitte Februar soll sich Reich-Ranicki angetan gezeigt haben und laut WDR-Redakteurin Barbara Buhl dem Regisseur Dror Zahavi die Frage gestellt haben: „Haben Sie je einen besseren Film gedreht?“.

Schauspieler Schweighöfer, Jahrgang 1981, und seine Film-Frau Katharina Schüttler, Jahrgang 1979, hatten vor Beginn der Dreharbeiten zur Einstimmung den Reich-Ranickis in Frankfurt einen Besuch abgestattet. „Das Gespräch hat mir geholfen, mir ein Gefühl für Menschen zu geben, die etwas erlebt haben, was ich selber nie erfahren habe“, sagt Schüttler. Schweighöfer räumt ein, er habe Reich-Ranicki nur aus dem „Literarischen Quartett“ im ZDF gekannt. „Aber der Eierkuchen mit Quark und Zimt bei Reich-Ranickis – das war eine Situation, die war irgendwie geil.“

Die dtv-Ausgabe von Reich-Ranickis „Mein Leben“ ist inzwischen in der 9. Auflage erschienen. Am 10. März erschien beim Klett-Cotta- Verlag eine weitere Biografie über Reich-Ranicki: „Wolke und Weide“ von Gerhard Gnauck, Polen-Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“. Das Buch ist ohne Mitwirkung des Literaturkritikers entstanden. Arte porträtiert im Anschluss den Filmprotagonisten in einer 45-Minuten- Dokumentation, die ARD wird am 15. April um 21.45 Uhr nach dem Film den Beitrag „Eine Begegnung mit Marcel Reich-Ranicki“ von Mathias Haentjes zeigen, ein Porträt, in dem auch Reich-Ranicki selbst und seine Wegbegleiter zu Wort kommen. (dpa/mon)


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