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„Meister des Soziokrimis“: „-ky“ alias Horst Bosetzky wird 70

Er thematisierte oft gesellschaftliche Probleme, bevor sie in der breiteren Öffentlichkeit diskutiert wurden

© Die Berliner Literaturkritik, 01.02.08

 

Von Wilfried Mommert

BERLIN (BLK) – Mit dem geheimnisvollen Kürzel „-ky“ trat der damalige Berliner Soziologieprofessor Horst Bosetzky Anfang der 70er Jahre schlagartig als Krimi-Bestseller-Autor an die Öffentlichkeit. Seine ersten rororo-Thriller wie „Einer von uns beiden“ oder „Kein Reihenhaus für Robin Hood“ verschafften Bosetzky, der am Freitag (1. Februar 2008) 70 Jahre alt wird, schnell den Ruf als „Meister des Soziokrimis“, weil er actionreiche Kriminalromane geschickt mit sozialkritischem Hintergrund und psychologischer Personenzeichnung paarte. Einige seiner Romane wie „Einer von uns beiden“ wurden auch verfilmt, unter anderem von Wolfgang Petersen („Das Boot“).

Kriminalromane zu schreiben bedeutete für den Soziologieprofessor wie für viele seiner Autorenkollegen auch, „eigene Aggressionen abzubauen oder eigene Ängste zu verarbeiten“, wie er heute sagt. Das erst 1981 gelüftete Geheimnis um das Autorenkürzel „-ky“ hatte der Professor an der Berliner Verwaltungshochschule gewählt, um seine akademische Karriere durch seine Aktivitäten für das seinerzeit nicht allgemein anerkannte Genre Krimi nicht zu gefährden. „Aber es war eine aufregende Zeit“, blickt Bosetzky heute in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa zurück. Heute wehe ein rauerer Wind im Krimigeschäft, es gebe wesentlich mehr Autoren, „ohne dass der Kuchen größer geworden ist“, also mehr Leser da sind. Vom Schreiben könnten in Deutschland die wenigsten Krimiautoren leben, sagt der Berliner Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS).

Im Laufe der Jahre wurde der lange Jahre nur einen Steinwurf weit vom Liedermacher Reinhard Mey am idyllischen Berliner Stadtrand wohnende Bosetzky auch mit anderen Romanen über die Berliner Lokalgeschichte zu einem der erfolgreichsten deutschen Unterhaltungsschriftsteller – mit fast 40 Krimis und 17 anderen Romanen. Dabei thematisierte er oft gesellschaftliche Probleme, bevor sie in der breiteren Öffentlichkeit diskutiert wurden. So schrieb er schon 1974 über Mobbing in „Ein Toter führt Regie“, über Sektenwahn 1978 in „Einer will’s gewesen sein“, über Ausländerhass und Rassismus in „Feuer für den großen Drachen“ (1984) oder über Neonazi-Terror und Politikerfilz.

Seinen „zweiten literarischen Frühling“ erlebte Bosetzky ab 1995 mit seinem autobiografisch gefärbten Romanzyklus über die Berliner Familie Matuschewski, der mit dem Band „Brennholz für Kartoffelschalen“ begann. Der leidenschaftliche S-Bahnfahrer schrieb Bücher über den Berliner Nahverkehr und andere stadtgeschichtliche und historische Stoffe, darunter den Roman „Wie ein Tier“ über den authentischen Fall eines S-Bahn-Serienmörders im Berlin des Zweiten Weltkrieges. Bosetzkys jüngstes Projekt heißt „Es geschah in Berlin“, eine von unterschiedlichen Autoren getragene Krimireihe, die im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts beginnt. Zum 70. Geburtstag schenkt er sich den Abschluss seiner Berliner Familiensaga, diesmal mit dem Titel „Bratkartoffeln oder Die Wege des Herrn“ (Jaron Verlag).

Literaturangaben:
BOSETZKY, HORST: Bratkartoffeln oder Die Wege des Herrn. Roman. Jaron Verlag, Berlin 2008. 352 S., 19,90 €. (Erscheinungstermin noch unbestimmt)
---: Champagner und Kartoffelchips. Roman einer Familie in den 50er und 60er Jahren. dtv, München 2008. 501 S., 9,95 €.
---: Kappe und die verkohlte Leiche. Es geschah in Berlin 1910. Kriminalroman. Jaron Verlag, Berlin 2007. 206 S., 7,95 €.
---: Küsse am Kartoffelfeuer. Roman. dtv, München 2007. 512 S., 9,95 €.
---: Die Bestie vom Schlesischen Bahnhof. Dokumentarischer Roman aus den 20er Jahren. Jaron Verlag, Berlin 2004. 318 S., 19,90 €.

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