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Meister sparsamer Gesten – Theaterregisseur Luc Bondy wird 60

Bondy ist ein Weltbürger – er lebt in Paris, arbeitet in Wien

© Die Berliner Literaturkritik, 15.07.08

 

Von Sabine Glaubitz

PARIS (BLK) – Gleich ob Luc Bondy Tschechows „Möwe“ aufführt oder das Botho-Strauß-Stück „Das Gleichgewicht“ – der Schweizer Theaterregisseur begeistert europaweit Kritiker und Publikum gleichermaßen. Denn sein Theater ist von erstaunlichem Feingefühl und tiefer Sinneseindrücke. Ein Erfolgsrezept hat er jedoch nicht. „Ich finde Zufälle wichtig. Es ist gefährlich, wenn man sich zu sehr festlegt, man will ja Fantasien freilegen“, sagte der in Zürich geborene Regisseur vor wenigen Monaten in einem Interview. Und so schafft Bondy, der am kommenden Donnerstag (17. Juli 2008) seinen 60. Geburtstag feiert, in seinen Inszenierungen Bilder, welche die internationale Presse als „atemberaubend“, „hinreißend“ oder „verstörend schön“ beschreibt.

Bondy ist ein Weltbürger. Er lebt in Paris, arbeitet in Wien und war bereits mit 23 Jahren ein Star. Mitte der 70er Jahre feierte er schon erste Erfolge mit Ionescos „Die Stühle“ in Nürnberg und Ödön von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Seine unverwechselbare Bühnensprache brachte ihn an die größten Theaterhäuser der Welt. In Deutschland ist Bondys Name vor allem mit der Berliner Schaubühne verbunden, deren Direktorium er von 1985 bis 1988 angehörte. Poetische Stimmungen, sparsame, aber aussagekräftige Gesten sowie sorgsam ausgestattete Bühnenbilder kennzeichnen seine Regiearbeit, die ihn zum „Meister der wenigen, aber vielsagenden Gesten“ werden ließ.

Die Kunst, Geschichten nicht mit vielen Worte zu erzählen, hat der Sohn des Literaturkritikers und Publizisten François Bondy an der Schule des Pariser Pantomimen Jacques Lecoq gelernt. Bondy definiert einen Regisseur deshalb auch eher als einen Künstler des Moments und das Theater als ein „Fest des Augenblicks“.

Unvergessliche Momente und Augenblicke konnte das Publikum unter anderem in Köln erleben, wo Bondy nach einer längeren Regiepause „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ von Witold Gombrowicz und „Glückliche Tage“ von Samuel Beckett auf die Bühne brachte. Für die Regie von Arthur Schnitzlers „Das weite Land“ im Jahr 1984 am Theatre des Amandiers in Nanterre erhielt der Regisseur die „Große Theater-Trophäe“ des französischen Theater- und Musikkritikerverbandes.

Nach dem überraschenden Rücktritt von Peter Stein im Jahr 1985 übernahm Bondy gemeinsam mit dem Dramaturgen Dieter Sturm die Direktion der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz. Drei Jahre später gab Bondy aus gesundheitlichen Gründen zur Spielzeit 1988/1989 seinen Posten in der Schaubühnen-Direktion jedoch wieder. Fortan stand er dem Theater nur noch als Regisseur und künstlerischer Berater zur Verfügung.

Als Meister sparsamer, aber vielsagender Gesten wird Bondy auch für seine Opernproduktionen gefeiert. Bejubelt wurde Mozarts „Don Giovanni“ bei den Wiener Festwochen und Richard Strauss’ „Salome“ bei den Salzburger Festspielen. Im Februar 1996 gab Bondy bekannt, dass er den Wiener Festwochen von 1998 an als Schauspieldirektor zur Verfügung stehe. Im Mai dieses Jahres wurde sein Vertrag erneut um drei Jahre verlängert. Mittlerweile werden auch seine Operninszenierungen in der ganzen Welt aufgeführt, 2009 wird er der New Yorker Metropolitan Opera Regie führen.


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