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Menschen wie Malbecher voller Wasserfarbe

Manchmal sind Frauen die Jägerinnen und Männer die Sammler

© Die Berliner Literaturkritik, 19.11.09

Von Frederike Frei, Potsdam

Es wurde der Meinung in meiner ersten Kolumne, Frauen seien Sammler und Männer Jäger (hier: in Sachen Literatur) widersprochen. Es kann also durchaus sein, schließe ich daraus, dass die Frauen die Jäger waren und die Männer die Sammler. Demnach haben also die Weiber den Hirsch gejagt und die Männer haben ihn eingesammelt mit allen seinen zerbrochenen Knochen.

Die Rentnerin heute früh in der Kassenschlange jagte ja auch ihren Mann mit den Worten „schnell, schnell, draufpacken!“, damit er die Waren aus ihrem Einkaufswagen auf das Transportband sammelte, das plötzlich zwanzig Zentimeter Breitseite zeigte. Er wurde laut: „Da ist doch noch gar kein Platz. Diese Hetze immer!“, begann dann aber brav, die Sachen einzusammeln.

Die Trennung zwischen den Geschlechtern verläuft heute wohl in den Personen wie Wasserfarbe im Malbecher. Jäger-Anteile aber bleiben männlich und Sammler-Anteile weiblich? Wenn das Ehegesetz nur für Mann und Frau gilt, Frauen und Männer sich aber in jedem einzelnen Menschen mehr und mehr überschneiden oder durchmischen, welches Gesetz gilt dann in Zukunft? Auf diese Frage fehlt noch eine kluge Antwort. Ich werde mich also am besten noch einmal an den Transportbändern von Supermärkten umhören.

Frederike Frei ist Autorin und Literaturveranstalterin und lebt in Potsdam (www.frederikefrei.de)


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