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Messe als Marktplatz für Nachwuchsautoren

Messechef Oliver Zille: „Wir verstehen uns auch als Entdeckermesse, wo junge Autoren am Literaturmarkt starten.“

© Die Berliner Literaturkritik, 05.03.09

 

Von Karolin Köcher

HAMBURG (BLK) - Als Daniela Dröscher vor zwei Jahren auf die Leipziger Buchmesse ging, war sie schwanger - und damit gleich in zweifacher Hinsicht in froher Erwartung. Ihr erstes Buch war fertig, nur einen Verlag musste sie noch finden. „Du spinnst“, hatten Freunde ihr damals gesagt. Doch wenn die Bücherschau in der kommenden Woche wieder beginnt, wird auch Daniela Dröscher dabei sein. Sie liest dann aus ihren nagelneuen Erzählungen und hat einen Vertrag für ihren Roman in der Tasche. Sohn Fritzchen - inzwischen eineinhalb – wird ebenfalls dabei sein. Was die 31-Jährige erzählt, klingt wie ein Märchen und das ist nicht so selten, denn vielversprechende Schreiber werden ständig gesucht. Messechef Oliver Zille: „Wir verstehen uns auch als Entdeckermesse, wo junge Autoren am Literaturmarkt starten.“

Zwar stapeln sich bei den Lektoren die unverlangt eingesandten Manuskripte, gleichzeitig aber sind sie auch auf Nachwuchs angewiesen. „Wir sind eigentlich immer auf der Suche nach neuen Stimmen und Schreibstilen“, sagt Martin Hielscher, Programmleiter für Literatur beim C.H. Beck-Verlag in München. Von den etwa zehn neuen Belletristik-Titeln pro Halbjahr sind ein oder zwei Debüts. „Wir brauchen einen guten Mix aus bekannten Namen und jungen Autoren.“

Den Weg durch die Gänge der Buchmesse halten Lektoren dennoch für „am wenigsten zielführend“. Branchenevents wie die Leipziger Messe könnten zwar durchaus Karriere-Sprungbrett sein. Allerdings weniger mit dem halbfertigen Buch unter dem Arm, sondern als Teilnehmer der Schreibwerkstätten, Kurse, Wettbewerbe und um Kontakte zu knüpfen.

Genau so lief es auch bei Daniela Dröscher. Mit ihren Erzählungen bewarb sie sich um ein Stipendium in der Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin (LCB) und setzte sich unter hunderten von Bewerbern durch. „Eine harte Auslese“, räumt Thorsten Dönges vom LCB ein. Wer hier genommen wird, findet in der Regel auch einen Verlag. Eine Vorauswahl, wie sie auch Literaturagenten vornehmen. Dröscher traf beim LCB eine Lektorin vom <ST1:PERSONNAME W:ST="on">Berlin Verlag, der sie auch von ihrem Roman in der Schreibtischschublade erzählte. Er erscheint im kommenden August in diesem Verlag.

Auch Autoren wie Sherko Fatah, Judith Hermann oder Thomas von Steinaecker seien mal beim LCB gestartet, erzählt Dönges. Eine gute Bühne für die Jungautoren ist die „Lange Leipziger Lesenacht“, in der kommende Woche 50 Schreiber ihre Texte vorgetragen - dieses Mal unter anderem mit Juli Zeh, Benjamin Lebert, Jens Friebe und „hoher Lektorendichte“, betont Zille.

Neben Schreibwerkstätten wie das LCB sind Wettbewerbe und Preise wie der Alfred-Döblin-Preis oder der Ingeborg-Bachmann-Preis weiter Möglichkeiten auf dem Weg zum Erfolg. Für Schriftstellerin Julia Schoch begann alles beim Nachwuchswettbewerb Open Mike in Berlin. Mehrere Verlage hätten sich um sie bemüht, sie entschied sich für Piper. Bei den Münchnern erscheint auch ihr jüngstes Werk „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“, mit dem sie jetzt für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert ist. „Solche Wettbewerbe muss man aber auch aushalten können. Viele, die dort öffentlich kritisiert werden, hören danach auf zu Schreiben“, sagt Schoch.

Zu den Erfolgswegen gehören zudem Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Networking. „Doch nicht jeder ist der Typ für Small Talk auf Literaturveranstaltungen“, sagt Julia Ketterer, Lektorin beim Suhrkamp Verlag in Frankfurt. Denen bleibt der Weg über einen Literaturagenten oder der sehr schwere Weg über die Post. Pro Woche landen etwa 50 Manuskripte auf Ketterers Schreibtisch. „Wir lesen trotzdem wirklich jedes.“

„Ein guter Text“, sagt Petra Groop, Lektorin beim S.Fischer Verlag in Frankfurt, „erzählt uns etwas über unsere Welt, in einer Sprache, die man bisher noch nicht gehört hat.“ Kein geringer Anspruch, den aber offenbar jährlich Zehntausende von Neuerscheinungen erfüllen. - viele davon werden jetzt in Leipzig präsentiert.

 

Öffnungszeiten: täglich 10.00 bis 18.00 Uhr; Eintrittskarten: Tageskarte 11,50 Euro (10 Euro im Vorverkauf), ermäßigt 9 Euro (Ermäßigung gilt für Studenten, Schüler, Auszubildende, Wehr- und Zivildienstleistende sowie Rentner und Arbeitslose), Dauerkarte 24 Euro. Kinder bis zum 5. Lebensjahr haben freien Eintritt. Eintrittskarten gelten auch für die Leipziger Antiquariatsmesse und die „buch + art - Kunst rund um das Buch“

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