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Mirjam Pressler wird 70

Die Kinder- und Jugendbuchautorin feiert diesen Freitag ihren Geburtstag

© Die Berliner Literaturkritik, 17.06.10

Von Britta Schultejans

MÜNCHEN/LANDSHUT (BLK) - Dass der Vermieter ihr vor mehr als 30 Jahren ihren Jeans-Laden in München kündigte, schien damals eine Katastrophe zu sein - für Generationen von Kindern und Jugendlichen aber war es ein großes Glück. Denn so begann Mirjam Pressler Bücher zu schreiben. Schnell merkte sie, dass sie damit ihre Bestimmung gefunden hatte. Schon ihr erstes Buch „Bitterschokolade“ (1980) über ein junges Mädchen mit Bulimie wurde preisgekrönt. An diesem Freitag (18.6.) wird eine der bedeutendsten und erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen Deutschlands 70 Jahre alt.

„Ganz am Anfang habe ich gesagt, ich schreibe für Kinder und Jugendliche, weil meine Kinder in dem Alter sind. Irgendwann waren sie nicht mehr in diesem Alter und dann habe ich gesagt, ich schreibe die Bücher, die ich als Kind gerne gelesen hätte“, sagt Pressler, die heute in Landshut (Bayern) lebt, im Interview mit Britta Schultejans. Mit ihrer Arbeit als Schriftstellerin musste sie als allein erziehende Mutter ihre drei Töchter ernähren.

Der Hauptgrund für das Schreiben ist aber ein anderer“, betont sie. „Alle Autoren haben ein Thema, zu dem sie immer wieder zurückkommen. Und bei mir ist das sicher die beschädigte Kindheit.“

Presslers Themen sind Kindheitsprobleme, das Leid, das der Nationalsozialismus über die Menschen brachte, und ihre persönliche Verbundenheit mit Israel. Ihre Helden sind nicht strahlend und ohne Makel – sie sind Außenseiter, oft einsam und allein und sie haben Probleme. „Es gibt sie nicht, diese heile Kinderwelt.“ Pressler schreibt nicht über Traumwelten, sie schreibt über die Realität.

„Das ergibt sich auch aus meiner Biografie“, sagt sie. Pressler selbst wurde während des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1940 als uneheliches Kind einer Jüdin in Darmstadt geboren. Sie wuchs in einer Pflegefamilie und im Kinderheim auf. Mit elf Jahren kam sie ins Internat. Das Schreiben, so sagt sie, hatte auch therapeutische Gründe.

Für die Ergebnisse dieser Therapie wurde Pressler mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Gleich zweimal bekam sie den Deutschen Jugendliteraturpreis. Im Jahr 2004 wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem Deutschen Bücherpreis geehrt. In diesem Jahr wurde sie für „Nathan und seine Kinder“ für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Ihr selbst liegen neben diesem neuen Buch noch zwei weitere besonders am Herzen: „Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen“ (1994) und „Malka Mai“ (2001). Das erste handelt von einer Kindheit im Heim. Sie selbst bezeichnet es als eines ihrer persönlichsten Bücher. In „Malka Mai“ erzählt Pressler die wahre Geschichte einer jüdischen Ärztin, die mit ihren beiden Töchtern während des Zweiten Weltkriegs von Polen nach Ungarn flieht.

Als eines ihrer Hauptwerke gilt die aus dem Niederländischen übersetzte Kritische Ausgabe der Tagebücher der Anne Frank, über die sie 1992 auch die Biografie „Ich sehne mich so“ verfasste.

Heute schreibt die jüdische Autorin in erster Linie Bücher für Erwachsene, die ebenfalls auf Begeisterung beim Publikum stoßen. „Das hat sich so ergeben - möglich, dass das eine Reaktion auf mein fortschreitendes Alter ist“, sagt sie. Literatur für Kinder aber ist ihr noch immer ein großes Anliegen: „Ich war immer eine leidenschaftliche Leserin und ich liebe Bücher“, sagt sie. „Mir tut wirklich jedes Kind Leid, das nicht liest. Wie sollen sie ein Bild von der Welt bekommen, wenn sie nicht lesen?“

Literaturangabe:

PRESSLER, MIRJAM: Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen. Beltz Verlag, Weinheim 2002. 216 S., 7,95 €.

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Verlagsgruppe Beltz, Werderstraße 10, 69469 Weinheim


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