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Mit Joachim Sartorius’ Anthologie „im Orient sein“

Presseschau vom 3. Januar 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 03.01.08

 

BERLIN (BLK) – Goethes „Belagerung von Mainz“ erscheint in einer neuen „Prachtausgabe“, lobt die „FAZ“. In „Zwischen Berlin und Beirut“ treffen Orient und Okzident literarisch aufeinander. Außerdem in der Presseschau: Rose Ausländer, Sybille Berg und „Eine Geschichte der Kulturkritik“.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

Eine neue „Prachtausgabe“ von Goethes „Belagerung von Mainz“ hätten die Herausgeber Oliver Kemmann und Hermann Kurzke unter dem Titel „Untergang einer Reichshauptstadt“ nun vorgelegt. Eine „Wohltat für das Auge“ seien die „großformatigen Hochglanzseiten“, die den Band illustrierten. Text und Abbildungen sowie Kommentare würden zum „Ensemble“ werden, schreibt der Rezensent. Ebenfalls für die Ausgabe spreche ein „kluges, nicht akademisch beengendes“ Vorwort. Goethe habe seine Erlebnisse beim französischen Feldzug gegen Mainz in den Jahren 1792/93 „knapp dreißig Jahre später“ in „narrative Berichtform gebracht“.

„Bar aller Illusionen“ und „genervt von aller Welt“ hätte Sybille Berg ihren Platz in der deutschen Literatur gefunden, kommentiert die „FAZ“. Seit ihrem Debüt seien ihre Themen vor allem „Männer und Frauen, Desolation, Fremdheit, Ferne“ sowie „Gefahr und Krankheit“. So auch in ihrem neuen Roman „Die Fahrt“, in dem es um die Reise von „drei Dutzend Leuten“ ginge. Den Sätzen Bergs sei „keine Hoffnung eingeschrieben, aber auch keine Kapitulation“, schreibt der Rezensent.

Ein „unbändiger Optimismus“ durchdringe den von Helmut Braun herausgegebenen Band mit nachgelassenen Texten der Rose Ausländer (1901-1988), meint die „FAZ“. Das Buch versammle Gedichte, kleine Prosa und andere Materialen aus dem Nachlass. Wie in dieser Zusammenstellung offenbar werde, hätte Ausländer „nicht bloß vielschichtige Metaphern“ geliebt, sondern auch einen „scharfen Blick für gesellschaftliche Verhältnisse“ gehabt. „Unverwüstlich“ wäre das Zutrauen der Dichterin in das „Überleben von Lyrik“ gewesen, schreibt der Rezensent.

„Süddeutsche Zeitung“

Mit „Partizipation. Das Prinzip der Politik“ lege der Berliner Philosoph Volker Gerhardt eine „voluminöse und facettenreiche Monographie“ vor, schreibt die „SZ“. Der Titel des Werkes bringe bereits Gerhardts Grundthese zum Ausdruck. Gerhardt, Lehrstuhlinhaber für praktische Philosophie an der Humboldt-Universität, sehe die Politik als „Praxis der Lebensoptimierung“. Jedoch verwende der Autor „erstaunlich wenig argumentative Arbeit“ seine „individualistische“ und „handlungsorientierte“ Perspektive gegen Alternativen zu verteidigen, meint der Rezensent.

Bereits mit der „Erforschung von Denkhaltungen, Trivialmythen und ‚Pathologiebegriffen’“ hätte sich der Siegener Germanist Georg Bollenbeck einen Namen gemacht, schreibt die „SZ“. Sein aktuelles Buch „Eine Geschichte der Kulturkritik“ stelle ein „weit ausholendes Begriffspanorama“ dar. Bollenbeck setze „einem übergreifenden Konzept von Kulturkritik“ ein „enges Begriffsverständnis“ entgegen. Weniger überzeuge den Rezensenten eine „spezifisch deutsche Version“, die Bollenbeck in seinem „speziellen Begriff von Kulturkritik“ ins Spiel bringe.

Der von Joachim Sartorius herausgegebene Band „Zwischen Berlin und Beirut. West-östliche Geschichten“ gebe dem Leser das Gefühl, „selbst im Orient unterwegs zu sein“, meint die „SZ“. Der Band versuche „die klassischen Orient-Okzident-Klischees früherer Reiseschriftsteller zu überwinden“, was jedoch nicht immer gelinge. Besonders lobt der Rezensent die Gedichte Ulrike Draesners, die durch „Empfindsamkeit in der Wahrnehmung“ betören würden. Geradezu „überragend“ erscheinen ihm Martin Mosebachs Miniaturen über Kairo. Auch wenn nicht alle Texte jene Qualität hätten, sei die Anthologie dank ihrer „Stimmenvielfalt“ sehr „abwechslungsreich“.

Der Spanische Comiczeichner Max lege mit „Bardin, der Superrealist“ eine „Art Quintessenz seines Schaffens“ vor, meint die „SZ“. Zugleich sei das Buch eine „verschmitzte Hommage an den Surrealismus“. Der Band versammle kurze Episoden, deren Held „Bardin“ hieße. Der Rezensent bedauere aber, dass der Zeichner es bei einer „losen Aneinanderreihung von auf Pointe geschriebenen Episoden“ beließe. Des Weiteren rät er, „manche pubertären Späße in ‚Bardin’“ getrost zu überblättern.

In einer „sorgfältigen Edition“ habe Wilhelm W. Hemecker viele Dokumente über das Leben des Physiologen und Gelehrten Josef Paneth (1857-1890) zusammengestellt, kommentiert die „SZ“.  Ein „Prunkstück“ des Bandes sei die autobiographische und titelgebende Niederschrift Paneths „Vita Nuova“. Sie sei eine „lebendige Schilderung der geistesgeschichtlichen Landschaft der Zeit“, meint der Rezensent. Josef Paneth sei unter anderem mit Freud, Breuer und Nietzsche befreundet gewesen. Hemeckers Band könne, schreibt die „SZ“, dazu beitragen, dass sich vermehrt Philosophen, Historiker und Psychologen für Paneth interessieren. (wag/wip)

Literaturangaben:
AUSLÄNDER, ROSE: Deiner Stimme Schatten. Gedichte, kleine Prosa und Materialien aus dem Nachlass. Herausgegeben von Helmut Braun. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007. 127 S., 17,90 €.
BERG, SYBILLE: Die Fahrt. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007. 256 S., 19,90 €.
BOLLENBECK, GEORG: Eine Geschichte der Kulturkritik. Von Rousseau bis Günther Anders. C.H. Beck, München 2007. 320 S., 14,95 €.
GERHARDT, VOLKER: Partizipation. Das Prinzip der Politik. C.H. Beck, München 2007. 507 S., 29,90 €.
KEMMANN, OLIVER / KURZKE, HERMANN (Hrsg.): Untergang einer Reichshauptstadt. Johann Wolfgang von Goethe. Belagerung von Mainz. Ein Bilderbogen. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2007. 176 S., 24,90 €.
MAX: Bardin, der Superrealist. Seine Taten, Äußerungen, Einfälle und Abenteuer. Reprodukt Verlag, Berlin 2007. 80 S., 18 €.
PANETH, JOSEF: Vita Nuova. Ein Gelehrtenleben zwischen Nietzsche und Freud. Autobiographie. Essays. Briefe. Herausgegeben und kommentiert von Wilhelm W. Hemecker. Leykam Buchverlag, Graz 2007. 300 S., 17,50 €.
SARTORIUS, JOACHIM (Hrsg.): Zwischen Berlin und Beirut. West-östliche Geschichten. C.H. Beck, München 2007. 288 S., 24,90 €.

Presseschau vom 2. Januar

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