LONDON (BLK) - Hilary Mantels Historienroman „Wolf Hall“ ist keine leichte Kost. Das weiß auch die Autorin selbst - schließlich hat sie 20 Jahre mit dem Schreiben des Geschichtswälzers gezögert. „Als ich begonnen habe, wusste ich, das wird sehr schwierig. Ich musste Interesse bei Historikern wecken, ich musste die übersättigten Gaumen der Kritiker kitzeln und, am wichtigsten, ich musste die Vorstellungskraft der Leser einfangen.“ Mit dem Booker-Preis wurde die 57-jährige Britin nun für ihren zehnten Roman belohnt.
Der Roman spielt in England um 1520, die Zeit der Tudors und der Regentschaft Heinrichs VIII. Die Geschichte ist aus der Sicht von Thomas Cromwell geschrieben, der es aus einfachen Verhältnissen zum mächtigsten Mann Englands neben dem König bringt. Mantel sagte, sie sei von der „Tudor-Seifenoper“ fasziniert gewesen.
Mantel, eine ehemalige Sozialarbeiterin, hatte schon früh Interesse an historischen Stoffen. Ihren ersten Roman „A Place of Greater Safety“ schrieb sie 1974 über die Französische Revolution. Er wurde allerdings erst fast zwanzig Jahre später von einem Verlag angenommen, nachdem sie 1985 mit ihrem Gesellschaftsroman „Every Day Is Mother's Day“ ihren Durchbruch gefeiert hatte.
Mantel wurde im mittelenglischen Glossop geboren. Sie studierte Jura in London und Sheffield und lebte später wegen des Berufs ihres Mannes mehrere Jahre in Botsuana und Saudi-Arabien. In „Eight Months on Ghazzah Street“ schrieb sie über die Konflikte zwischen Islam und westlicher Welt in dem arabischen Land. Mantel erhielt bereits einige Literaturpreise. 2006 wurde sie zudem von der Queen mit einem Orden geehrt.
Mantel war in jungen Jahren oft krank, häufig ans Bett gefesselt und musste zahlreiche Medikamente nehmen, durch die sie stark zunahm. So begann sie zu schreiben. Sie arbeitete sowohl an historischen und mystischen Geschichten als auch an sehr persönlichen Werken. Nachdem ihr die Gebärmutter entfernt werden musste, spielte das Thema Fruchtbarkeit in ihren Memoiren „Giving Up The Ghost“ eine Rolle. Ihren Witz aber behielt die Autorin. „Ich bin wie eine Comic-Version meiner selbst“, sagte sie einmal. (dpa/kum)