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Mix aus Thrill und Erotik

Nichts für schwache Nerven und zart besaitete Gemüter

© Die Berliner Literaturkritik, 29.08.11

MÜNCHEN (BLK) – Im Mai 2011 erschien im Knaur Verlag der Thriller „Todesstoß“ von Karen Rose. Kerstin Winter hat ihn aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen.

Klappentext: Die Angst der Frauen ist sein Aphrodisiakum. Ihre Qualen seine Ekstase. Ein berauschender Moment! Jetzt endlich ist die Zeit gekommen für sein Meisterstück. Eve Wilson hat die Hölle auf Erden erlebt. Nach einem Mordanschlag ist sie für immer gezeichnet. Dennoch versucht sie, sich eine neue Existenz aufzubauen: Sie studiert Psychologie und ist Leiterin eines Forschungsprojekts. Als sechs ihrer Testpersonen auf grausame Weise ums Leben kommen, hat Eve ein schockierendes Déjà-vu. Steht sie erneut auf der Liste eines psychopathischen Killers? Ein Fall für Detective Noah Webster, der die schöne und verletzliche Eve um jeden Preis schützen will  

Karen Rose studierte an der Universität von Maryland, Washington, D. C. Ihre hochspannenden Thriller sind preisgekrönte internationale Topseller, die in viele verschiedene Sprachen übersetzt worden sind. Auch in Deutschland feierte die Bestsellerautorin große Erfolge. „Todesstoß“ stand auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Wenn Karen Rose nicht gerade Thriller schreibt oder auf Weltreise ist, lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Florida.  

Leseprobe:  

©Knaur©

1. Kapitel

Minneapolis,

Sonntag, 21. Februar, 18.35 Uhr

Noah Webster, Detective der Mordkommission, blickte in die weit aufgerissenen, leeren Augen von Martha Brisbane und stieß ein Seufzen aus. Das weiße Atemwölkchen hing einen Moment lang so reglos in der frostigen Luft wie die Frau vor ihm. Tiefe Trauer, kalte Wut und eine klamme Furcht legten sich wie Blei auf seine Brust.

Es hätte ein unspektakulärer Tatort sein sollen. Martha Brisbane hatte sich auf konventionelle Art erhängt. Sie hatte einen Strick über einen Haken an ihrer Schlafzimmerdecke geworfen und eine Schlinge geknüpft. Dann war sie auf einen gepolsterten Schemel gestiegen und hatte ihn umgetreten. Nicht ganz dem üblichen Bild entsprach allerdings, dass sie das Fenster aufgemacht und die Heizung abgedreht hatte. Der Winter Minnesotas hatte die Leiche gut gekühlt. Den Todeszeitpunkt zu bestimmen, würde höllisch schwer werden.

Wie viele Selbstmörder hatte sie s ich zu diesem Anlass besonders zurechtgemacht und mit schwerer Hand Make-up aufgetragen. Der Rock ihres roten Kleids mit dem gewagten Ausschnitt war um ihre Beine festgefroren. Die Schuhe, sexy tilettos mit mindestens zwölf Zentimeter hohen Absätzen, waren ihr von den Füßen gefallen. Einer war umgekippt, der andere steckte aufrecht im Teppich.

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Es hätte ein unspektakulärer Tatort sein müssen. Aber so war es nicht. Und während Noah in die leeren Augen des Opfers blickte, rann ihm ein Schauder über den Rücken, der nicht auf die eisige Kälte in Martha Brisbanes Schlafzimmer zurückzuführen war. Er und seine Kollegen sollten glauben, dass sie sich umgebracht hatte. Sie sollten sie als eine weitere von diesen typisch deprimierten Singlefrauen mittleren Alters abhaken, den Fall als erledigt betrachten und sich ohne einen weiteren Gedanken anderen Dingen zuwenden.

Das zumindest hatte die Person, die sie hier aufgehängt hatte, beabsichtigt. Und warum auch nicht? Beim letzten Mal hatte es ja auch funktioniert.

„Die Nachbarin hat sie gefunden", sagte der Offi cer, der zuerst am Tatort gewesen war. „Die Spurensicherung ist unterwegs, die Gerichtsmedizin auch. Brauchen Sie sonst noch etwas?"

Oder können wir die Akte schließen?, lautete die unausgesprochene Frage. Noah riss sich von dem Anblick der Toten los und wandte sich an den Officer. „Das Fenster, Officer Pratt. Stand es offen, als Sie eintrafen?"

Pratt zog die Stirn leicht in Falten. „Ja. Niemand hat etwas angefasst oder verändert."

„Vielleicht die Nachbarin, die Sie gerufen hat?", hakte Noah nach. „Kann sie das Fenster geöffnet haben?"

„Sie ist gar nicht in der Wohnung gewesen. Sie hat an die Tür geklopft, aber als niemand antwortete, ist sie außen über die Feuerleiter geklettert, um es am Fenster zu versuchen. Sie hat geglaubt, die Frau würde schlafen, weil sie nachts arbeitet. Aber dann hat sie das hier gesehen und uns gerufen. Wieso?" Weil ich diese Szene schon einmal gesehen habe. Und diesesgrausige Déjà-vu drohte ihm die Luft abzuschnüren. Die Leiche, der Hocker, das offene Fenster. Ihr Kleid und die Schuhe, einer gekippt, der andere aufrecht stehend. Und die Augen.

Noah hatte sie nicht vergessen können. Die Lider des Opfers waren festgeklebt gewesen, selbst im Tod war es noch dazu verdammt, mit weit aufgerissenen Augen ins Leere zu starren. Das hier würde übel werden. Sehr, sehr übel.

„Tun Sie mir den Gefallen und suchen Sie den Hausmeister", agte er. „Ich warte auf die Spurensicherung und die Gerichtsmedizin.".

Officer Pratt warf ihm einen scharfen Blick zu. „Und auf Detective Coverboy?"

Noah zog innerlich eine Grimasse. Dass Jack Phelps sich noch nicht hatte blicken lassen, war leider nicht ungewöhnlich. Sein Partner war momentan nicht ganz bei der Sache. Höfl ich ausgedrückt. Tatsächlich war er seit einiger Zeit ausgesprochen unzuverlässig.

„Detective Phelps ist unterwegs", sagte er zuversichtlicher, als er sich fühlte.

Pratt grunzte, zog aber schließlich auf der Suche nach dem Hausmeister ab, und Noah hatte Mitleid mit Jack. Selbst diejenigen Officer, die ihn nie kennengelernt hatten, maßten sich ein Urteil über ihn an. Und das nur wegen dieses Zeitschriftenartikels. In einem Bericht über die Mordkommission waren sie als Supermänner porträtiert worden. Aber Jacks Konterfei hatte das Cover geziert, so dass sich der Groll und der Neid der anderen auf ihn konzentrierte.

Andererseits hatte Jack seinen Ruf als oberfl ächlicher Partylöwe und Frauenheld nicht erst, seit die Zeitschrift vor drei Wochen erschienen war, und das war traurig, denn wenn Jack sich auf das Wesentliche konzentrierte, war er ein verdammt guter Cop. Noahs Partner hatte eine sehr rasche Auffassungsgabe und erkannte häufi g Zusammenhänge, die anderen entgingen.

Wieder blickte Noah in die leeren Augen von Martha Brisbane. Sie würden jeden scharfen Verstand brauchen, den sie kriegen konnten.

Sein Handy summte. Jack. Aber es war sein Cousin Brock, von dessen Esstisch Noah fortgerufen worden war. Brock und seine Frau Trina waren ebenfalls Cops und nahmen es ihm nicht übel. In einer Polizistenfamilie waren Sonntage, in denen alle bis zum Schluss beim Essen sitzen bleiben konnten, eine Seltenheit.

Noah sparte sich die Begrüßung. „Bin beschäftigt."

„Dein Partner auch", gab Brock zurück. Brock war nach dem Essen noch in Sal’s Bar gegangen, um sich das Spiel anzusehen.

Was bedeutete, dass auch Jack im Sal’s war. Verdammt.

„Ich habe ihn zweimal angerufen", brachte Noah wütend hervor. Beide Anrufe waren auf der Mailbox gelandet.

„Er ist mit seiner neuesten Eroberung hier. Soll ich mit ihm reden?"

Noah sah ein letztes Mal in die leblosen Augen von Martha Brisbane und spürte Zorn in sich aufkochen. Es war nicht das erste Mal, dass Jack trotz Bereitschaftsdienst anderweitig beschäftigt war, aber, bei Gott, es würde das letzte Mal sein. „Nein. Ich hole Offi cer Pratt her, dann komme ich selbst."

©Knaur©

Literaturangabe:

ROSE, KAREN: Todesstoß. Aus dem Amerikanischen von Kerstin Winter. Knaur Verlag, München 2011. 656 S., 14,99 €.

Weblink:

Droemer Knaur


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