JOHANNESBURG (BLK) - Nadine Gordimer (85), südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin, sieht ihre Heimat politisch auf dem richtigen Weg. Sie sei optimistisch, dass sich die Situation in Südafrika trotz der Eskalation der Gewalt und der Überforderung von Justiz und Polizei verbessern wird, sagte sie am Dienstag dem Deutschlandradio Kultur. „Ich bin eine optimistische Realistin“, betonte Gordimer. Es habe sich bereits viel verändert, vor allem in der jungen Generation. Dass Jacob Zuma zum Präsidenten gewählt worden sei, bedauere sie aber immer noch. „Seine Vergangenheit ist sehr bedauerlich“, sagte Gordimer mit Blick auf die Ermittlungen gegen Zuma wegen Korruption und Vergewaltigung.
Man müsse bedenken, dass das Ende der Apartheid erst 15 Jahre her sei, sagte Gordimer. „Ich frage meine europäischen Freunde oft, wie lange es denn bei ihnen gedauert habe, bis sich die Demokratie in ihrem Land stabilisiert hat und damit will ich auch sagen: Gebt uns eine Chance.“ In Deutschland seien die Probleme nach der Wiedervereinigung auch nicht gleich verschwunden, sagte die Autorin. Der große Vorteil sei jedoch, dass alle Bürger eine gemeinsame Sprache besäßen. Dies ermögliche es den Menschen schneller zueinander zu finden. „Wir in Südafrika haben 11 verschiedene Sprachen, 9 verschiedene indigene Sprachen, dann Afrikaans und Englisch. Und da ist es sehr viel schwieriger zu einem gemeinsamen moralischen Konzept zu finden.“ (dpa/hel)