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NDiaye bleibt im Berliner Exil

Literatin in Berlin

© Die Berliner Literaturkritik, 13.11.09

PARIS (BLK) - Die preisgekrönte französische Schriftstellerin Marie NDiaye sieht sich in Berlin „faktisch“ im Exil. Das neue „Wunderkind“ der französischen Literatur lebt samt Familie seit zweieinhalb Jahren in der deutschen Hauptstadt. „Wir sind frei, nach Frankreich zurückzukehren, wir sind nicht verfolgt“, sagte sie der Zeitung „Libération“ (13.11.). „Doch wir haben nicht die geringste Lust“. Sie wolle aber nicht in der Haltung der Intellektuellen der 30er Jahre erscheinen, die dem Faschismus entflohen seien.

NDiaye hatte am 2. November den angesehenen französischen Literaturpreis Goncourt für ihren Roman „Trois femmes puissantes“ (etwa: Drei starke Frauen) erhalten. Weil sie sich im Sommer kritisch zur Ausländerpolitik Frankreichs geäußert hatte, verlangte der Regierungsabgeordnete Eric Raoult in einem Brief an Kulturminister Frédéric Mitterrand eine „Pflicht zur Zurückhaltung für die Goncourt-Preisträger“. Die Forderung nach einem Maulkorb für regierungskritische Literaten schlägt in Frankreich hohe Wellen.

Mitterrand weicht einer Antwort auf die Anfrage des Abgeordneten aus. Der „Libération“ sagte er: „Nach meiner Kenntnis dürfte diese Frage von Eric Raoult zurückgezogen werden. Ich hätte also nicht auf sie zu antworten“. Das alles sei „lächerlich“, weil NDiaye wie Raoul sagen könne, was sie wolle. „Als Minister will ich in diese kleine Polemik nicht eingreifen“. NDiaye hielt dem entgegen, ein Abgeordneter habe Mitterrand als Minister angerufen. „Er weigert sich, als Minister zu antworten; er gibt seine Meinung als Bürger“.

Von der französischen Opposition erhielt NDiaye breite Unterstützung. Raoult besteht jedoch darauf, dass „Frankreich sich nicht von einem Goncourt-Preisträger beleidigen lassen“ müsse. Die Regierungspartei UMP mahnte NDiaye zur Mäßigung. Ihre Schriftstücke seien „hundert Meilen von der Wirklichkeit“ in Frankreich entfernt. (dpa/ros)


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