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Neue Hörbücher im Überblick

„Amore und so’n Quatsch“: Hörkino mit Hape Kerkeling in allen Rollen

© Die Berliner Literaturkritik, 03.11.08

 

Amore und so’n Quatsch“: Hörkino mit Hape Kerkeling in allen Rollen

BOCHUM (BLK) – Horst Schlämmer ist dieses Mal nicht dabei. Doch Entertainer Hape Kerkeling schlüpft auch in seinem neuen Hörspiel „Amore und so’n Quatsch“ wieder mit hörbarer Lust selbst in alle 16 Rollen – und darunter sind so skurrile und Schlämmer in ihrer Komik ebenbürtige Charaktere wie der schwer berlinernde Immobilienmakler Wolfgang Scharper oder der schwule, unbedingt coole Astrologe Max. Heldin der höchst amüsanten Story rund um das Suchen und Finden der großen Liebe ist die Arzthelferin Marion Pfütze aus Mittelfranken. Als ihr Vater, Inhaber des Ladens „Elektro Pfütze“, unerwartet stirbt, nutzt sie ihre Chance, verkauft das Geschäft und zieht „mit Eiche rustikal und Papas Stehlampe“ nach Berlin. Obwohl sie ihr Vater immer vor dieser Stadt gewarnt hat, in der „Sado und Camorra“ herrschen.

Wegen „Amore und so’n Quatsch“ hatte schon ihre Freundin Bettina die Heimat gen Italien verlassen, jetzt macht in Berlin auch noch das „Fröll'n Pfütze“ Bekanntschaft mit dem Charme der Südländer. „Mittelfränkisch, Berlinerisch, Schwul, fränkisches Italienisch, deutsches Italienisch und italienisches Italienisch. Und ein portugiesischer Akzent aus Mosambik“, zählt Kerkeling im Booklet all die Sprachfärbungen auf, die er seinen Figuren auf den Leib spricht. Genau diese Verwandlungsfähigkeit und Kerkelings hörbare Sympathie für seine Charaktere machen diesen „Spielfilm für die Ohren“ so unterhaltsam. Ausgedacht hat sich Kerkeling die Geschichte zusammen mit Angelo Colagrossi und Elke Müller. (Tacheles bei Roof Music, Bochum, 117 Min., 19,95 €.)

Peter Lohmeyer erzählt von einem Schicksal im „Restlicht“

KÖLN (BLK) – Er war lange weg. Gut 30 Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden seiner Freundin Astrid kehrt der mittlerweile in den USA lebende Fotograf Peter in seinen Heimatort an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zurück. Schauspieler Peter Lohmeyer spricht und spielt diesen Peter, der in Jochen Rauschs Roman „Restlicht“ eine irritierende Wahrheit ans Licht bringt. Lohmeyer nähert sich der schmerzhaften Realität ähnlich wie der Held der mit Rückblenden erzählten Geschichte: staunend, naiv und verwirrt, mit manchmal stockender und verwischter, oft belegter Stimme. So entspinnt sich vor dem inneren Auge des Hörers eine spannende, höchst eindringliche Story um die Wunden, die das Erwachsenwerden schlägt. Es ist das Jahr 1975, in dem Astrid im Alter von 18 Jahren spurlos verschwindet. 30 Jahre später wird das Skelett eines jungen Mädchens gefunden. Todeszeitpunkt: wahrscheinlich 1975. Peter forscht auf eigene Faust nach und gerät dabei selbst in Gefahr. (Randomhouse Audio, Köln, 280 Min., 19,95 €.)

Rauschhaft: Harry Rowohlt mit „Depeche Mode“ im Postsozialismus

KÖLN (BLK) – Vier Freunde um die 20 Jahre im anarchischen Chaos des Postsozialismus: Das sind Dog Pawlow (Assoziation mit dem berühmten „Pawlowschen Hund“ garantiert beabsichtigt), Wasja Kommunist, Sascha Zündkerze und der Ich-Erzähler Zhadan. Umgeben von sowjetrussischen Kriegsveteranen, neureichen „Biznes-Meny“ und skurrilen amerikanischen Erweckungspredigern versuchen sie, ihren reichlich Wodka getränkten Weg zu gehen. Der ukrainische Autor Serhij Zhadan hat mit „Depeche Mode“ eine wilde Story um Glück und Rausch geschrieben und sie im Jahr 1993 in seiner Heimatstadt, der ostukrainischen Metropole Charkiw, angesiedelt. Harry Rowohlt liest das Ganze mit hörbarem Vergnügen und mit viel Wärme und Humor in der Stimme. Das Quartett ist schon ein bisschen „abgefuckt“, aber dennoch schwer in Ordnung. Bei ihrer fatalistischen Melancholie lässt die „russische Seele“ freundlich grüßen. Und endlich erfahren wir auch, was die „irische Volksmusikgruppe“ Depeche Mode mit der Rolle der Mundharmonika im Kampf gegen die kapitalistische Unterdrückung zu tun hat. Das Tor nach Westen ist schließlich offen. (Randomhouse Audio, Köln, 230 Min., 19,95 €.)

Vom Comicroman zum Hörspiel: Vargas-Krimi „Das Zeichen des Widders“

BERLIN (BLK) – Der junge Skater aus Paris ist in großer Gefahr. Zusammen mit einem seiner Kumpel hat er einem Unbekannten die Tasche geklaut. Doch nicht nur Geld finden die Jungs darin, sondern auch seltsame Haarbüschel, Knochen und rätselhafte Aufzeichnungen. In Fred Vargas’ Krimi „Das Zeichen des Widders“ jagt Kommissar Adamsberg einen Ritualmörder, der seine Opfer mit einem Widderkopf zeichnet.

Nachdem einer der jugendlichen Diebe dem Widder schon zum Opfer gefallen ist, versucht Adamsberg, das Leben des anderen zu retten und gleichzeitig dem Täter auf die Spur zu kommen. Nicht als herkömmlicher Roman, sondern als Comic mit Zeichnungen von Edmond Baudoin ist diese Vargas-Story erschienen. Jetzt gibt es den „Widder“ auch als Hörspiel, das mit Sprechern wie Christian Brückner, Dustin Semmelrogge, Daniel Wiemer und Volker Risch als hervorragenden Sprechern punktet. Regisseur Frank-Erich Hübner hat ein atmosphärisch sehr dichtes Hörstück komponiert, in dem Sprache, Hintergrundgeräusche und Musik eine perfekte Einheit bilden. (Der Audio Verlag, Berlin, 53 Min., 15,99 €.)

Ansteckend komisch: Christian Ulmen liest David Sedaris

KÖLN (BLK) – Christian Ulmen und der US-Autor David Sedaris scheinen zwei echte Brüder im Geiste zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich Ulmen so kongenial in den irren Kosmos von Sedaris' neuen Erzählungen „Schöner wird's nicht“ einfühlen kann. Mit einer Mischung aus leicht spöttischer Sympathie, echter Gefühlserregung und distanzierter Skepsis erzählt Ulmen zum Beispiel die schöne Geschichte „Das ist ansteckend“, in der sich die Schwester des Ich-Erzählers schrecklich vor den Bakterien an Supermarkt-Einkaufswagen, Telefonen und ähnlichem fürchtet. Und dann ist da der Anhalter, der seine Unschuld gerne verlieren würde, aber auf keinen Fall an diesen schwulen Trucker. Oder die New Yorker Hausgemeinschaft, die von einer alten Lady beherrscht wird, deren Autorität sich auf nie ganz geklärte Umstände gründet. Als Bonus liest Sedaris zwei seiner stets autobiografisch gefärbten Geschichten im englischen Original. (Randomhouse Audio, Köln, 280 Min., 19,95 €.)

Bodo Primus berichtet über die Freunde von „König Alkohol“

MERENBERG (BLK) – „Wenn es keinen Alkohol gäbe, hätten alle ein besseres Leben“ – zu dieser Einsicht kommt sogar der Ich-Erzähler in Jack Londons „König Alkohol – Memoiren eines Trinker“ selbst. Schonungslos, klarsichtig, mit Selbstironie und doch vollständig aus der Sicht eines Süchtigen berichtet der Held in Londons autobiografischem „Abenteuerroman“ über eine Lust, die meist zum Laster wird. Bodo Primus, ausgezeichnet mit dem Deutschen Hörbuchpreis, liest diesen lebensprallen, atmosphärisch ungeheuer dichten Text von London (1876-1916) in kraftvollem Rhythmus und in gelassener Stimmlage. „König Alkohol“ ist es, der „Purpur über die Monotonie des Alltags“ wirft und Anfälle von „Wahrheitssucht“ auslöst, die Trinker aber auch diese ungeheuere Melancholie im Leben spüren lässt. London unterscheidet zwischen den verschiedenen Arten von Trinkern und versucht eine Ehrenrettung des visionären Freundes von „König Alkohol“. Doch letztlich führen alle Wege in die Vernichtung, weiß er. Keiner wird mit dem Verlangen nach Alkohol geboren, stellt London klar. Denn auch Männer seien dazu geboren, zu leben, lieben und geliebt zu werden und sich nicht selbst umzubringen. (Zyx Music, Merenberg, 250 Min., 13,95 €.)

Zwei neue Hörspiele mit „Pettersson und Findus“

HAMBURG (BLK) – Ein Bilderbuch als Hörspiel? Wer die vielen, winzigen Details aus den „Pettersson und Findus“-Büchern des Schweden Sven Nordqvist kennt, der wird sich das wahrscheinlich nur schwerlich vorstellen können. Mit Jens Wawrczeck als frechem Kater Findus und Fred Maire als leicht melancholischem Pettersson ist Regisseurin Theresia Singer aber ein kleines Hörwunder gelungen. Gerade sind zwei neue Hörspiele um das ungleiche, auf einem Hof irgendwo auf dem Land lebende Paar erschienen: In „Armer Pettersson“ holt Findus das Alter-Ego von Autor Nordqvist mit viel Fantasie aus seiner Herbst-Depression. Schlechte Laune und Griesgrämigkeit haben da keine Chance. In „Alarm im Hühnerstall!“ geht der Fuchs auf dem kleinen Anwesen der beiden Bilderbuch-Helden um. Doch wie schützt man die Hühner, wenn man nicht das Gewehr zur Hand nehmen will? Eine Hutschachtel voller Feuerwerkskörper spielt in dieser liebenswerten Geschichte eine bedeutsame Rolle. Und am Ende zeigt sich, dass der Fuchs nicht nur Appetit auf Hühner hat. Ab 4 Jahren. (Oetinger Audio, Hamburg, „Armer Pettersson“: 24 Min., 9,95 € ; „Ein Feuerwerk für den Fuchs“: 27 Min., 9,95 €.)

Literaturangaben:
KERKELING, HAPE / COLAGROSSI, ANGELO / MÜLLER, ELKE: Amore und so’n Quatsch. Gelesen von Hape Kerkeling. Tacheles bei Roof Music, Bochum 2008. 117 Min., 19,95 €.
LONDON, JACK: König Alkohol – Memoiren eines Trinkers. Gelesen von Bodo Primus. Zyx Music, Merenberg 2008. 250 Min., 13,95 €.
NORDQVIST, SVEN: Pettersson und Findus – Armer Pettersson. Oetinger Audio, Hamburg 2008. 24Min., 9,95 €.
RAUSCH, JOCHEN: Restlicht. Gelesen von Peter Lohmeyer. Randomhouse Audio, Köln 2008. 280 Min., 19,95 €.
SEDARIS, DAVID: Schöner wird’s nicht. Gelesen von Christian Ulmen. Randomhouse Audio, Köln 2008. 280 Min., 19,95 €.
VARGAS, FRED: Das Zeichen des Widders. Der Audio Verlag, Berlin 2008. 53 Min., 15,99 €.
ZHADAN, SERHIJ: Depeche Mode. Gelesen von Harry Rowohlt. Randomhouse Audio, Köln 2008. 230 Min., 19,95 €.

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