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Neue Hörbücher

Neuerscheinungen für Jung und Alt

© Die Berliner Literaturkritik, 05.01.09

 

Die Umarmung“ – Meisterliche Lesung von Jürgen Tarrach

Nein, er ist kein Idiot. Das stellt Dolf gleich zu Beginn klar. Obwohl der Pathologie-Gehilfe ein durch und durch seltsamer Zeitgenosse ist. Er riecht streng, wohnt bei einer giftigen Alten zur Untermiete und sein einziger Freund kennt kein anderes Thema als käufliche Frauen. Dolfs einzige Leidenschaft ist das Jagen und Sammeln von Schmetterlingen – bis eine Frau in sein Leben tritt, die in dem skurrilen Einzelgänger gefährliche Kräfte in Gang setzt. „Die Umarmung“ heißt der beeindruckende, in Ich-Form geschriebene Text des in Freiburg lebenden Schriftstellers Martin Gülich. Im wirklichen Leben würde man um einen Typen wie Dolf wohl einen Bogen machen. Schauspieler Jürgen Tarrach interpretiert die schlichten, klaren Sätze, mit denen Dolf aus seinem Leben erzählt, aber mit so bestechender Präzision und Einfühlung, dass der Hörer sich schon nach kurzer Zeit mit leichtem Befremden auf die Seite des Außenseiters schlägt – bis zum bitteren Ende.

 

Stimm-Riese Stefan Kaminski im Reich der kleinen Kobolde

Hörbuchsprecher Stefan Kaminski gehört zu den Stimm-Riesen der Branche. Kaum jemand versteht es wie er, die Charaktere stimmlich so unterschiedlich und unverwechselbar herauszuarbeiten. Für seine neueste Produktion „Die Kobolde“ zieht der Stimm-Riese ins Reich der kleinen Wesen. Dort schlüpft er in die Rollen von Kobold Brams und seiner Gefährten. Fantasy-Freunde werden sich in der von Karl-Heinz Witzko erdachten Kobold-Welt schnell einleben und bei den abenteuerlichen Erlebnissen mitfiebern. Den Kobolden mit den durchaus menschlichen Eigenschaften begegnet der Hörer zum ersten Mal, als die Zwergen-Wesen eine riesige, sprechende Tür durch die Landschaft schleppen. Durch diese Tür gelangen sie vom Kobold-Land in die Menschenwelt, wo sie dem Wechselbalg-Geschäft nachgehen – das heißt, sie vertauschen Kinder und alte Leute mit garstigen Wechselbälgern. Doch dann klappt das Zurückkehren in die Koboldwelt plötzlich nicht mehr. Haarsträubende Abenteuer beginnen.

 

Feiner Beobachter – Bräunigs „Gewöhnliche Leute“ mit Götz Schubert

Werner Bräunig berichtet über „Gewöhnliche Leute“. Dabei ist der 1976 mit 42 Jahren gestorbene Autor ein so feiner Beobachter, dass er in jedem seine Charaktere das Außergewöhnliche erfasst. Film- und Theaterschauspieler Götz Schubert erweckt die Figuren behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen zum Leben: die Bauarbeiter und Fernfahrer, Kneipengänger und Fabrikarbeiter. Aber es ist nicht nur das Alltags- und Arbeitsleben, das den gebürtigen Sachsen Bräunig beschäftigt. Immer wieder erzählt er von der Liebe, die in einer kalten, ruppigen Umgebung zart und hoffnungsvoll blühen kann. Die lange vergriffenen und nun wiederaufgelegten Erzählungen des „Rummelplatz“- Autors entstanden Ende der 60er Jahre. Sie wurden vom Verlag um Unbekanntes aus dem Nachlass ergänzt. Ein idealer Einstieg in die Lebenswelt der Menschen, die die Nachkriegszeit im Ostteil Deutschlands erlebten. Auch der von der DDR-Führung diffamierte Bräunig selbst ist zu hören.

 

Jugendbuchklassiker „Großer-Tiger und Christian“ jetzt als Hörspiel

Fritz Mühlenwegs Abenteuergeschichte „Großer-Tiger und Christian“ gilt zurecht als Klassiker der Jugendliteratur. Mit viel Sorgfalt produziert ist im Münchner Hörverlag das Hörspiel zum Roman erschienen. Mit großem Personal und hörbarer Leidenschaft hat Regisseur Eberhard Klasse die spannende Geschichte umgesetzt: 34 Sprecher gestalten das Hörerlebnis, darunter Christian Brückner als Erzähler, Alfons Rau als der 12-jährige Christian, Timur Khalid Bokari als sein chinesischer Freund Großer-Tiger und Hans Peter Hallwachs als der geheimnisvolle Herr Grünmantel. Mühlenweg erzählt von einer großen Reise der Freunde quer durch Grasland und Wüste der Mongolei – per Lastwagen und auf dem Rücken von Pferden und Kamelen. Der poetische Text ist aber mehr noch eine Reise ins Innere. Von Nomaden, Wegelagerern und Wüstenfürsten lernen die Reisenden wie der Hörer asiatische Lebensanschauungen und Weisheit. Mühlenweg war unter anderem Teilnehmer einer der großen Expeditionen von Sven Hedin. Diese Erfahrung inspirierte ihn zum Schreiben. Ab 12 Jahren.

 

Neue Hörspiel-Inszenierung von „Der Wind in den Weiden“

Maulwurf ist ein Träumer und manchmal ein bisschen ängstlich. Ratte ist der resolute, stets hilfsbereite Freund. Kröterich macht als unverbesserlicher Querulant die Landstraßen unsicher. Und Dachs verfolgt das Treiben der Freunde mit beneidenswerter Gelassenheit. Kenneth Grahames Klassiker „Der Wind in den Weiden“ hat auch hundert Jahre nach seiner Erstveröffentlichung kein bisschen an Charme verloren. Für eine neue Hörspielinszenierung holte der WDR so brillante Sprecher und Stimmkünstler wie Stefan Kaminksi als Ratte, Jan-Gregor Kremp als Maulwurf, Tommi Piper als Kröterich und Reiner Schöne als Dachs ins Studio. „Seien Sie gut zu diesen kleinen Leuten, ich liebe sie“, sagte der Schöpfer der vier Freunde einmal. Doch wer könnte schlecht zu diesen kleinen Wesen sein, die Lesern wie Hörern schon lange ans Herz gewachsen sind? Im nächsten Jahr wird der 150. Geburtstag des gebürtigen Schotten Grahame gefeiert. Ab 8 Jahren. (dpa/mir)

Literaturangaben:
BRÄUNIG, WERNER: Gewöhnliche Leute. Der Audio Verlag, Berlin 2008. 238 Min., 22,99 €.
GRAHAME, KENNETH: Der Wind in den Weiden. Der Audio Verlag, Berlin 2008. 208 Min., 14,95 €.
GÜLICH, MARTIN: Die Umarmung. Der Diwan, Neidlingen 2008. 170 Min., 22 €.
MÜHLENWEG, FRITZ: Großer-Tiger und Christian. Der Hörverlag, München 2008.165 Min., 19,95 €.
WITZKO, KARL-HEINZ: Die Kobolde. Hörbuch Hamburg, Hamburg 2008. 432 Min, 24,95 €.

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