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Neuer Autor, alter Bond: „Gut, dass Sie wieder da sind, 007“

Sebastian Faulks setzt genau da an, wo Fleming in seinem Todesjahr 1964 aufgehört hat – mitten im Kalten Krieg

© Die Berliner Literaturkritik, 05.06.08

 

Von Frauke Kaberka

Lange war es still um ihn, den Spion der Spione. Ein ausgebrannter 007, der allen Ernstes ans Aufhören denkt. M, sein Chef, verpasst ihm eine Auszeit. Zwar hält sich James Bond fit, verzichtet auf Alkohol und sonstige Exzesse, doch dieser Zwangsurlaub lässt ihn an weiteren Missionen im Dienste ihrer Majestät zweifeln – zunächst. Ganz allmählich kommen sie schließlich wieder, die Energie für unmögliche Aufträge, die Lust am Abenteuer und – natürlich – das britische Ehrgefühl, das Vaterland zu retten. Zu danken ist es – wie sollte es anders sein – einer schönen Frau. Und M, der die Welt in Nöten sieht, und seinen besten Mann reaktivieren muss.

„Der Tod ist nur der Anfang“ lautet die unausgesprochene Drohung eines Irren, der bei seinen Racheplänen an Großbritannien millionenfach über Leichen gehen will, – und der Titel des neuen James-Bond-Romans. Ein neuer Autor, ein altbekannter 007. Vielleicht das schönste Geburtstagsgeschenk für Bond-Erfinder Ian Fleming, der am 28. Mai 100 Jahre alt geworden wäre, denn sein Autoren-Nachfolger Sebastian Faulks hat Bond wieder zum Leben erweckt – auf Wunsch der Fleming-Nachkommen und zur Freude der vielen, vielen Fans des smarten Agenten. Die hoffen natürlich darauf, dass „Der Tod ist nur der Anfang“ tatsächlich der Anfang einer ganzen Reihe neuer Bond-Romane sein wird.

Der britische Bestsellerautor setzt genau da an, wo Fleming in seinem Todesjahr 1964 aufgehört hat – mitten im Kalten Krieg. Und das macht das Buch im Vergleich zu den jüngsten Bond-Filmen herrlich altmodisch: Bond ist und bleibt ein cooler Held, aber die Action ist sozusagen handgemacht: High-Tech aus den 60ern. Es mutet rührend an, wenn Bond in Moskau verzweifelt (und vergeblich) versucht, von einer Telefonzelle aus nach London zu telefonieren, wenn sein Agentenfreund in Teheran streng geheime Informationen über Funk absetzen will, oder wenn für diese Zeit hochmoderne Satellitenaufnahmen von geheimen Anlagen in der Wüste von so schlechter Qualität sind, dass kaum etwas zu erkennen ist. Ein paar ausgeklügelte technische Raffinessen der „Abteilung Q“ (nicht der Person) werden zwar genannt, kommen aber nicht zum Einsatz.

Ja, und Bond selber? Er ist anders, als der Fleming-Bond, obwohl er doch all dessen Eigenschaften zu haben scheint: ausgesprochen lässig und kaltblütig, sportlich, reaktionsschnell und erfinderisch, witzig und ironisch bis sarkastisch, natürlich unglaublich gut aussehend. Und er ist kein Kostverächter – Kaviar und Champagner sind sein täglich Brot, schöne Frauen seine Leidenschaft. Und doch ist gerade sein Verhältnis zu Frauen ein anderes: Er achtet sie mehr, zeigt sogar Gefühle und einen Hang zur Treue. In diesem Fall heißt „sie“ Scarlett und ist eher Dame denn Bond-Girl. Alles in allem scheint James Bond abgeklärter und auch etwas melancholisch zu sein.

Faulks kopiert nicht den Stil Flemings, und das ist wohltuend. Bei aller Euphorie für die 007-Wiederauferstehung – Faulks’ Bond ist ein würdiger Nachfolger in der Tradition Flemings, aber mit einem eigenem Profil. Und M ist wieder ein Mann – nichts gegen die wunderbare Judi Dench als weibliche M in den letzten Bond-Filmen, aber zu einem Fleming-Roman-Nachfolger passt eher ein älterer und freundlicher Herr, der 007 nicht ausmustern will, sondern erfreut begrüßt mit: „Gut, dass Sie wieder hier sind, 007.“

Literaturangaben:
FAULKS, SEBASTIAN: Der Tod ist nur der Anfang. Ein James-Bond-Roman. Übersetzt von Jürgen Bürger. Wilhelm Heyne Verlag, München 2008. 351 S., 12,95 €.

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