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Neuer Krimi von Jan Seghers

Mit Pseudonym zum Erfolgs-Krimiautor

© Die Berliner Literaturkritik, 01.03.10

FRANKFURT AM MAIN (BLK) - Mehrere Monate des Jahres 2009 hat Matthias Altenburg hauptsächlich mit dem Hauptkommissar Robert Marthaler verbracht. Er ist für ihn nachts um vier Uhr aufgestanden und hat tagsüber das Haus höchstens mal kurz zum Einkaufen verlassen. „Man wird während dieser Schreibphase zum asozialen Monster, das ist wirklich so“, sagt der 51-jährige Schriftsteller Altenburg, der inzwischen unter seinem Pseudonym Jan Seghers besser bekannt ist. Unter diesem Namen schreibt er sehr erfolgreiche Krimis, etwa 600.000 Bücher sind verkauft worden. Seine letzte Folge hieß „Die Partitur des Todes“. In wenigen Tagen kommt sein neues Werk „Die Akte Rosenherz“ in die Buchläden, an dem er bis zum Herbst geschrieben hat. Offiziell vorgestellt wird der Krimi am 6. März in Frankfurt mit „Tatort“- Kommissar Miroslav Nemec.

Wie in allen seinen Krimis spielt auch hier der Frankfurter Hauptkommissar Marthaler die Hauptrolle. Dieses Mal geht es um die Ermordung einer Prostituierten in der Mainmetropole. In den 60er Jahren ist ein solcher Mord tatsächlich passiert, er ist bis heute ungeklärt. Zur Recherche hat der Autor die alten Ermittlungsakten im Fall Helga Matura gelesen. „Das waren bestimmt 10.000 Seiten, damit war ich eine Woche lang beschäftigt“, erzählt er.

Es dauert bei ihm stets lange, bis er die richtige Atmosphäre für sein Buch gefunden hat. Die Psychologie der einzelnen Figuren entwickelt er sorgfältig - nicht nur, weil er es dann später beim Schreiben einfacher hat. „Die Charaktere müssen glaubwürdig und mehrdimensional sein. Keiner darf einfach nur lieb oder böse sein“, sagt er. „Spannend wird es, wenn der Choleriker weint.“

Das Schreiben könnte er eigentlich locker angehen. Schließlich ist der frühere Lektor und Journalist, der in Fulda geboren wurde, nach mittlerweile vier Krimis mit Hauptkommissar Marthaler routiniert. Doch er schreibt immer auf den allerletzten Drücker, und das bedeutet zwei Monate Stress pur. „Dann setze ich mich morgens um vier Uhr an den Computer und arbeite bis 18 Uhr“, erzählt Altenburg. In dieser Zeit kommt er kaum aus dem Haus und nie aus seiner Geschichte raus, alles dreht sich nur um sein Buch.

Sehr zum Leidwesen seiner Familie, für die er in dieser Zeit nicht unbedingt der ideale Mitbewohner ist. Seine Frau und seine 14-jährige Tochter bekommen in der heißen Produktionsphase auch nichts von seinem Stück zu lesen. Erst wenn „Ende“ darunter steht, wird es im Familien- und Freundeskreis herumgegeben. „Ich kann die Geschichte überhaupt nicht beurteilen, weil ich einfach viel zu dicht dran bin“, erzählt Altenburg, der alle seine Kriminalromane unter dem Namen Jan Seghers schreibt.

Den Nachnamen hat er von der Schriftstellerin Anna Seghers übernommen, den Vornamen von Ex-Radsportstar Jan Ullrich. Denn der Frankfurter ist begeisterter Rennrad-Fahrer - als er sich den Namen Jan aussuchte, war in der Radsport-Welt noch alles in Ordnung. „Und ich kann mich ja jetzt schlecht Eric oder Lance nennen“, scherzt er.

Der Weg zum Krimi-Autoren war für ihn nicht weit. 2004 erschien sein erster Krimi, ein Fan der Geschichten rund um Mord und Totschlag ist Altenburg jedoch schon seit seiner Kindheit. Zwar war für ihn als Sohn sehr religiöser Eltern sein erstes Buch die Bibel. Er stieg jedoch sehr schnell auf Romane von Enid Blyton und Jerry Cotton um. Heute liest er am liebsten die Bücher von Michael Connelly, deutsche Krimis fasst er nicht an. Denn er möchte es lieber nicht wissen, ob jemand anderem eine ähnliche Konstruktion wie ihm selbst eingefallen ist. Altenburg erinnert sich noch gut an die Arbeit an „Ein allzu schönes Mädchen“. In dieser Zeit lief im Fernsehen ein „Tatort“ mit einer ähnlichen Konstellation wie in seinem Buch - daraufhin setzte er sich fünf Tage lang nicht mehr an seinen Computer.

„Ein allzu schönes Mädchen“ war sein Erstlingswerk mit dem Hauptkommissar Marthaler, der ihm mittlerweile ans Herz gewachsen ist und ihn manches Mal beim Schreiben überrascht. So zum Beispiel, als Marthaler in einem der Bücher jemanden ins Gesicht schlägt. Das hätte ihm der Buchautor nie zugetraut, obwohl er sich in seiner Hauptfigur durchaus wieder findet. Denn weder Autor noch Kommissar fahren gerne Auto, beide ärgern sich über ihr Gewicht und mögen Rotwein. „Man muss schon aufpassen, dass man sich nicht beim Schreiben verdoppelt“, sagt Altenburg. (dpa/wer)


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