Werbung

Werbung

Werbung

Im Gestrüpp der Geheimdienste

„Das München-Komplott“: Georg Dengler im Gestrüpp der Geheimdienste

© Die Berliner Literaturkritik, 22.02.10

Von Susanna Gilbert-Sättele

Steinhart ist die Nuss, die man Privatermittler Georg Dengler in seinem fünften Fall zum Knacken gibt. Dieses Mal muss sich der schwäbische Held aus Wolfgang Schorlaus neuem Politkrimi im undurchsichtigen Gestrüpp der Geheimdienste zurechtfinden, denn es gilt, die Hintergründe des Attentats auf dem Münchner Oktoberfest im Jahr 1980 aufzudecken. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat seinen früheren Zielfahnder Dengler um Mithilfe gebeten, doch an dem Fall beißt sich der Stuttgarter nicht nur fast die Zähne aus, sondern er hat auch um sein Leben zu fürchten.

Der Titel der wieder einmal hoch spannenden Geschichte, „Das München-Komplott“, lässt schon erahnen, dass es sich bei dem Bombenanschlag, der tatsächlich geschehen ist, keineswegs um die Untat eines Einzelnen gehandelt hat. Dies wird auch Dengler bei der Lektüre der Ermittlungsakten schnell klar, auch wenn dort steht, dass ein Einzeltäter die Bombe gebaut und gezündet hat. Die mörderische Ladung der Bombe aus Nägeln, Schrauben und kantigen Metallstücken tötete 13 Menschen. Mehr als 200 Festbesucher wurden verletzt.

Nach der Durchsicht der Vernehmungsprotokolle von damals ist sich Dengler sicher, dass die Ermittlungen 1980 handwerklich nicht sauber geführt worden sind. Vor allem Hinweise damaliger Zeugen, den Attentäter kurz vor der Explosion mit weiteren Personen gesehen zu haben, widerlegen die offizielle These vom Einzeltäter. Und noch etwas kommt Dengler verdächtig vor: Die Münchner Polizei hatte sich die Mitarbeit - etwa des BKA - damals strikt verbeten. Auch an unpolitische Beweggründe des oder der Täter will Dengler nicht so recht glauben. Merkwürdig kommt ihm auch vor, dass dieses bisher schwerste Bomben-Attentat nach dem Zweiten Weltkrieg aus der öffentlichen Wahrnehmung so gut wie verschwunden ist.

Einmal auf die Spur gekommen, wühlt der Ermittler weiter, bis er einen Komplott freigelegt hat, der bis in die höchsten Amtsstuben führt. Er kommt dem Bundesamt für Verfassungsschutz in die Quere und steht schnell zwischen den Fronten: auf der einen Seite das BKA, das ihn mit den Ermittlungen beauftragt hat, und auf der anderen der Verfassungsschutz, der mit allen Mitteln seine Recherchen verhindern will. Als ob das nicht für genug Zündstoff sorgte, kommt Dengler auch noch dahinter, dass der amerikanische CIA seine Finger im Spiel hat.

Schorlau wagt in seinem neuen Buch sogar die These: „Immer wenn von Terrorismus die Rede ist, sind die Geheimdienste in der Nähe.“ Und der gebannte Leser glaubt ihm, fühlt er sich doch als heimlicher Mitwisser einer völlig neuen Dokumentation des Münchner Falls. Schorlau balanciert gern auf dem Grat zwischen Fiktion und Wirklichkeit, und dies so sicher, dass seine Leser am Ende nicht mehr wissen, was seiner Fantasie entsprungen ist. Dieses Mal ist ihm wieder ein Thriller der Extraklasse gelungen - auch wenn der sympathische Dengler sein heimisches Refugium, das Stuttgarter Bistro Basta nicht so häufig aufsucht wie in früheren Fällen.

 

Literaturangabe:

SCHORLAU, WOLFGANG: Das München-Komplott. Denglers fünfter Fall. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009. 355 S., 8,95 €.

Weblink:

Kiepenheuer & Witsch

 


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: