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Nick Hornbys neuer Roman

„Juliet, Naked“ handelt von bewegender Musik und erstarrter Liebe

© Die Berliner Literaturkritik, 16.11.09

Von Johanna Trankovits

Die Faszination der Rockmusik und die Ödnis der Beziehungen lassen Nick Hornby nicht los: Sein sechster Roman handelt von besessenen Fans und ausgebrannten Musikern, erstarrter Liebe und der Angst vor Neubeginn. Der englische Pop-Autor erzählt wie stets mit leichter Ironie in „Juliet, Naked“ die Geschichte von der Museumskuratorin Annie, die mit ihrem Lebensgefährten Duncan in einer kleinen Stadt an der englischen Küste lebt.

Er ist ein fanatischer Fan des (fiktiven) Sängers Tucker Crowe, der 1986 auf mysteriöse Weise verschwunden ist und von dem man seitdem nichts gehört hat. Duncan hat sich selbst zu einem „Crowologen“ ernannt: Er pilgert zu Orten, die in Crowes Leben eine besondere Rolle gespielt haben und tauscht im Internet mit ebenso enthusiastischen Fans Analysen zu Crowes Musik und Vermutungen über seinen Verbleib aus. Annie gefällt Crowes Musik zwar auch, sie ist dabei aber längst nicht so verbissen wie Duncan. Als eine Rohversion von Tucker Crowes bekanntestem Album erscheint, schreibt Duncan im Fan-Blog eine begeisterte Kritik.

Entsetzt stellt er fest, dass Annie eine recht verhaltene Kritik auf der Fan-Webpage veröffentlicht hat. Doch ausgerechnet Annies Bemerkungen bringen Tucker Crowe dazu, sich per E-Mail bei ihr zu melden, nachdem er mehr als 20 Jahre aus dem Rampenlicht verschwunden war. Hornbys neuer Roman handelt von Menschen Mitte Vierzig, die aus Angst vor Fehlern und Reue erstarrt scheinen. Wie schon in seinem Roman „High Fidelity“ taucht Hornby ein in die Welt der Popmusik und der Fangemeinden.

Ähnlich wie in „How to be good“ geht es um ein Paar, das aus Bequemlichkeit zusammenbleibt, obwohl Leidenschaft und Romantik sich schon lange verflüchtigt haben. Hornbys Figuren sind mit ihm älter geworden, ihre Probleme und ihre Angst vorm Leben scheinen gewachsen. Erneut dominiert die Ironie gegenüber seinen wenig souveränen und wenig reifen Protagonisten, die sich schwertun, wirklich erwachsen zu werden.

Der für Hornby typische locker-spöttische Ton findet sich auch in „Juliet, Naked“. Auch diesmal gelingt es dem Erfolgsschriftsteller bürgerliche Klischees - wie die Sehnsucht nach einer heilen Familie - anzusprechen und zugleich zu umgehen. So lässt er seine immer etwas unsicher wirkenden Charaktere fantasieren, wie ihr Leben verlaufen würde, wäre es wie in einem Hollywood-Film. Im Romangeschehen geht es sehr viel normaler - und ernüchternder - zu.

Hornby selbst hat in einem Essay über seine Lieblings-Rockband Marah erklärt, dass ein echter Fan seiner Band kaum den ganz großen Erfolg wünsche. Denn damit verlöre der Fan seine Besonderheit, die er mit seinem einzigartigen Geschmack ausweist. Ähnlich denken die Fans von Tucker Crowe. Im Grunde verehren sie den Rockstar als eine Ikone; weniger wegen seiner Musik als wegen seines jahrzehntelangen Schweigens und geheimnisvollen Verschwindens.

Literaturangabe:

HORNBY, NICK: Juliet, Naked. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009. 384 S., 19,95 €.

Weblink:

Kiepenheuer & Witsch


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