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Neuer spannender Roman von Coelho

„Der Sieger bleibt allein“ ist wie ein Kriminalroman angelegt

© Die Berliner Literaturkritik, 28.09.09

Von Frauke Kaberka

Eine Reihe von Morden erschüttert die Film-Festival-Stadt Cannes. Scheinbar zusammenhanglose Verbrechen, da jede Tat auf eine andere Weise begangen wird. Für die Veranstalter des Promispektakels in der außerhalb der Festivalzeit eher langweiligen südfranzösischen Küstenmetropole ist das eine Katastrophe - für Inspektor Savoy allerdings ein Fall, von dem er sich Aufstiegsmöglichkeiten erhofft. Einmal mehr schaut Paulo Coelho in seinem neuen Roman „Der Sieger bleibt allein“ in die Tiefen der menschlichen Seele.

Die Frage hier ist nicht: Wer ist der Mörder? Sondern: Wer wird das nächste Opfer sein? Der brasilianische Erfolgsautor macht von Beginn an kein Geheimnis daraus, dass der Mörder ein russischer Millionär namens Igor ist. Die Spannung - und spannend ist die Lektüre wie selten sonst bei Coelho - baut er aus psychologischen Elementen auf. Er lässt den Leser teilhaben an der merkwürdigen und krankhaften Zerrissenheit Igors, an den Hoffnungen und Wünschen künftiger oder Möchtegern-Stars, an Ängsten und am Überdruss etablierter Prominenter und am Erfolgsdruck des Inspektors, dem ein pensionierter britischer Kollege die Show zu stehlen scheint.

Mit viel Insiderwissen charakterisiert Coelho die Glamourwelt, die die meisten doch nur vom Hörensagen kennen, beschreibt sie als ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, als ein Sammelbecken von Oberflächlichkeit, Selbstüberschätzung und falschen Zielen. Was sich dem Außenstehenden als kostbare, erstrebenswerte Diamantenkollektion darstellt, wird als wertloser Tand entlarvt. Neu ist das nicht, aber selten wurde die Jagd nach Glück und Ruhm so intensiv als fehlgeleitete Traumwelt deklassiert. Neu ist auch nicht, dass der Mörder und sein Motiv für das Verbrechen schon von Anfang an bekannt sind. Aber was dieses Sujet von anderen unterscheidet, ist die ständige innere Wandlung des Täters, die mal geprägt ist von Überzeugung, mal von Zweifeln, mal von Liebe, mal von Hass.

Das macht die Stärke des jüngsten Coelho-Werks aus: Der Schriftsteller wandert traumwandlerisch sicher durch die Seelenwelten seiner Hauptpersonen. Die meisten Regungen scheinen vertraut und nachvollziehbar - selbst bis zu einem gewissen Grad die Igors. Und wer nach der Lektüre denkt: So abartig kann kein Mensch sein, der sollte sich in Kriminalakten kundig machen, die ihn eines Besseren belehren. Für Coelho ist das kein Neuland. Schon immer bettete er die Handlung gern in ein psychologisch ausgeklügeltes Netzwerk - dieses Mal jedoch in einem äußerst mondänen Rahmen.

„Der Sieger bleibt allein“ ist ein typischer Coelho, in dem die Sinnsuche im Mittelpunkt steht und auch spirituelle Elemente wieder eine Rolle spielen. Aber das Werk ist auch untypisch, weil der Autor es wie einen Kriminalroman anlegt. Coelho selbst möchte das nicht so sehen und betont in seinem Vorwort: Dieses Buch ist kein Thriller, sondern ein ungeschöntes Abbild unserer heutigen Welt.

Literaturangabe:

COELHO, PAULO: Der Sieger bleibt allein. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 500 S., 21,90 €.

Weblink:

Diogenes Verlag


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