MADRID (BLK) – Um die Exhumierung des im spanischen Bürgerkrieg von den Faschisten ermordeten Dichters Federico García Lorca (1898-1936) ist neuer Streit entbrannt – diesmal unter den Nachfahren. Manuel Fernández-Montesinos, einer der Neffen des Autors, will das Grab nach Presseberichten vom Samstag (18.Oktober 2008) nun doch nicht öffnen lassen. Notfalls werde er gerichtliche Schritte einleiten, kündigte er an. Noch vor einem Monat hatte er eine Vereinbarung der Familie mitgetragen, die Leiche zu exhumieren. Die Nachkommen hatten damit ihren jahrelangen Widerstand gegen entsprechende Forderungen von Schriftstellern und Historikern aufgegeben.
Hintergrund sind die Ermittlungen des Richters Baltasar Garzón, der die Menschenrechtsverbrechen während des Bürgerkrieges (1936-1939) und der anschließenden Franco-Diktatur (1939-1975) untersucht. Auf der Suche nach tausenden verschwundenen Hinrichtungsopfern ordnete er am Donnerstag (16.Oktober 2008) die Öffnung von 19 Massengräbern an, darunter auch jenes, in dem die Überreste Lorcas vermutet werden. Der Poet war zu Beginn des Bürgerkrieges von den Schergen Francos festgenommen und mit drei weiteren Gefangenen nahe Granada in Südspanien erschossen worden. Als Linker, Homosexueller und „Volksdichter“ war der Autor der „Zigeuner-Romanzen“ den Faschisten besonders verhasst.
Fernández-Montesinos erklärte nun, die Exhumierung käme einer Grabschändung gleich. Für ihn sei die derzeitige Ruhestätte wie ein heiliger Ort. „Dass nun ein Richter kommt, um uns zu sagen, dass Franco ein Mörder war, haben wir nicht nötig.“ Die Vorsitzende der Lorca-Stiftung und Großnichte des Dichters, Laura García Lorca, zeigte sich überrascht. Der Rest der Familie stehe weiterhin zu der Öffnung des Grabes. Diese war von den Hinterbliebenen der anderen Opfer erwirkt worden. Sie wollen ihre Angehörigen würdevoll beisetzen. (dpa/bah)