Suche nach Glück: „Vielleicht will ich alles“
QueDu Luu: Vielleicht will ich alles, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 334 S., 14,95 €, ISBN 978-3-4620-4295-5
Addi ist 16 Jahre alt, lebt in Bielefeld und kommt als Arztsohn aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Niemand außer dem Jungen weiß, dass sich die Eltern abends halbtot prügeln. Immer öfter flüchtet er durchs Fenster nach draußen - zu Dönerbuden, in Diskos und Parks, nur um erkennen zu müssen, dass auch dort nicht alles so ist wie es zu sein scheint. Geborgenheit können ihm weder die Freunde geben noch Alicia, für die sich Addi sogar schlägt. „Vielleicht will ich alles“ heißt der neue mit lakonischem Humor geschriebene Roman über geplatzte Träume, Jugendliche auf der Suche nach dem Glück und skurrile Außenseiter. Verfasserin ist die in Vietnam geborene und in Herford aufgewachsene QueDu Luu, die 2006 mit „Totalschaden“ debütierte und bereits zahlreiche Preise gewonnen hat.
Melancholischer Rückblick auf „Die perfekte Ordnung der Dinge“
David Gilmour: Die perfekte Ordnung der Dinge, Fischer Verlag, Frankfurt, 256 S., 18,95 €, ISBN 978-3-1002-7823-4
Mit dem Roman „Die perfekte Ordnung der Dinge“ unternimmt der Kanadier David Gilmour eine Expedition durch den Dschungel der Lebenserfahrung. Mit Witz, Gefühl und leiser Melancholie schreibt der Journalist und Bestsellerautor („Unser allerbestes Jahr“) über einen Mann, der sein Leben ordnen will und deshalb zu den Orten seines Scheiterns zurückkehrt. Die Reise durch die Erinnerung führt ihn in ein Internat, das sein Leben veränderte, und zu einem Riesenrad, in dem er einst seine erste Liebesenttäuschung hinnehmen musste. Am Ende erkennt der Erzähler, doch ganz schön Glück gehabt zu haben: „Was für ein Privileg es doch ist, lebendig zu sein.“
Liebesgeschichte „Die verborgene Sprache der Blumen“
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Vanessa Diffenbaugh: Die verborgene Sprache der Blumen, Droemer Verlag, München, 416 S., 19,99 €, ISBN 978-3-4261-9904-6
Victoria kennt von Geburt an nur Waisenhäuser und Pflegefamilien. Sie hat gelernt, ihre Gefühle vor anderen zu verbergen. Streichelweich wird die Kratzbürste nur beim Anblick von Blumen. So ist es auch kein Zufall, dass sie auf dem Markt der Blumenhändler einem Mann begegnet, der ihre Liebe zu den Gewächsen teilt. Gegen ihren Willen keimt in der jungen Frau Hoffnung auf: auf Wärme, Liebe, vielleicht eine Familie. Doch die schmerzvollen Erfahrungen und Enttäuschungen aus der Vergangenheit holen Victoria immer wieder ein. Die in Boston lebende Autorin Vanessa Diffenbaugh erzählt nicht nur eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte, sondern öffnet die Augen der Leser auch für die vielfältige Schönheit der Blumen. Als mehrfache Pflegemutter hat sie selbst die Verletzungen von Kindern aus Problemfamilien aus nächster Nähe erlebt.
Düster und Persönlich: Jelineks Theaterstück „Winterreise“
Elfiede Jelinek: Winterreise. Ein Theaterstück, Rowohlt Verlag, Reinbek, 128 S., 14,95 €, ISBN 978-3-4980-3236-4
Inspiriert von Franz Schuberts gleichnamigen Liederzyklus und mit Anspielungen auf die Finanzkrise, den Hypo-Skandal und Natascha Kampusch präsentiert die 64-jährige österreichische Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ihr neuestes Theaterstück „Winterreise“. Die Kritik hält den Text für das persönlichste Werk der provokanten Schriftstellerin („Die Klavierspielerin“). Denn in dem handlungsarmen Stück bezieht sie sich auch auf die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter und die Einweisung ihres Vaters in die Psychiatrie. „Fort mit dem Vater!, und schon haben wir den Vater zurückgelassen. Na, den haben wir endlich hinter uns!“ Im Stück sei es, so Jelinek, „ein Wandern von hinten nach vorn.“. Das düstere Drama wurde Anfang Februar in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.