Werbung

Werbung

Werbung

Neuerscheinungen im Sachbuchbereich

Eine Kindheit nach dem Krieg, Tipps zum Lügen-Erkennen und die Wiederauflage des Psychogramms der DDR

© Die Berliner Literaturkritik, 20.07.10

Eine Jugend als Deutsche im Nachkriegsfrankreich

„Von der Wiederherstellung des Glücks“ nennt Anna Tüne ihre Geschichte eines deutschen Mädchens im Nachkriegsfrankreich. 1950 geboren, schildert Tüne in ihrem Buch schonungslos ehrlich, aber poetisch schön ihre eigene Kindheit: Die kleine Anna kommt mit ihren Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingsfamilie aus Posen in ein kleines Dorf in Frankreich. Sie sollen mithelfen, ein verwaistes ländliches Gebiet voran zu bringen. Sie kommen ausgerechnet in eine Gegend, in der die deutschen Besatzer noch vor kurzem gewütet haben.

Es ist eine schwierige Integration, denn die kleine Anna begegnet ihren neuen Freunden unbekümmert, während die gleichaltrigen Franzosen vom Krieg geprägt sind. Über das persönliche Schicksal hinaus erzählt das Buch von Deutschen und Franzosen, von Opfern und Tätern, von Schuldigen und Unschuldigen. Es ist ein lesenswerter Text über das Ringen um Verständigung und Versöhnung zwischen verfeindeten Nationen.

Nasher hat es „Durchschaut“: Wie Lügen zu erkennen sind

Lügner entlarven zu können - das müsste man können. Jack Nasher verspricht seinen Lesern in „Durchschaut“ genau das. Bis zu 200 Mal am Tag wird ein Mensch angeblich belogen, ohne dass er es merkt. Der Wirtschaftspsychologe und „Mentalist“ führt Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung ebenso auf wie Beispiele aus der Welt der Geheimdienste, die lehren sollen, die kleinen verräterischen Anzeichen der Lüge zu erkennen. Ein erster Schritt kann es zum Beispiel sein, die Stresssymptome und die unbewussten Körperreaktionen zu erkennen, die ein vermeintlicher Lügner aussendet, wenn man ihn konfrontiert.

Hilfreich ist es auch, Disharmonien im Gesicht zu analysieren oder die möglichen Schuldgefühle zu interpretieren. Ein Buch, das sich eher an emotional unbefangene professionelle Ermittler richtet als an betrogene Partner, dass aber dennoch in der einen oder anderen Alltagssituation hilfreich sein könnte.

Maaz seziert erneut die Psyche der DDR-Gesellschaft

Vor 20 Jahren sorgte Hans-Joachin Maaz mit seinem Werk „Gefühlsstau“ für Aufsehen. Er sezierte darin die Gesellschaft der DDR nach dem Mauerfall. Zwei Jahrzehnte später kommt das Buch ein weiteres Mal und mit einem neuen Vorwort auf den Markt. Darin zieht Maaz Vergleiche zwischen den psychosozialen Krankheitssymptomen des „real existierenden Kapitalismus“ und denen des untergegangenen „real existierenden Sozialismus“. Es sei vor allem die Unfähigkeit der Gesellschaft, die Ursachen für die krisenhafte Fehlentwicklung zu erkennen und umzusteuern. „Der Sozialismus ist gescheitert, weil die Menschen mehr haben wollten, als zur Verfügung stand“, schreibt der Psychiater im Vorwort zur Neuauflage seines Bestsellers.

Nach seiner Theorie bringen elementare seelische Blockierungen auch unfreie Gesellschaften hervor. Während er im Buch das Psycho- System der DDR-Gesellschaft auseinandernimmt und die Wurzeln von dessen Untergang ebenso bestimmt wie das Zusammenspiel zwischen den sogenannten Wessis, den „Obertanen“, und Ossis, den „Untertanen“, zieht er im Vorwort die Parallelen zur Gegenwart. Aber Maaz hat Hoffnung: Ausgehend von der momentanen Ernüchterung und der gemeinsamen Bedrohung durch die Finanz- und Wirtschaftskrise könnten die unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen aus ost- und westdeutscher Sozialisation wirklich zusammenfinden, meint er. (dpa/ton)

Literaturangaben:

TÜNE, ANNE: Von der Wiederherstellung des Glücks. Galiani Verlag, Berlin 2010. 256 S., 16,95 €.

NASHER, JACK: Durchschaut. Das Geheimnis, kleine und große Lügen zu entlarven. Heyne Verlag, München2010. 224 S., 18,00 €.

MAAZ, HANS-JOACHIM: Der Gefühlsstau. Psychogramm einer Gesellschaft. Verlag C.H. Beck, München 2010. 288 S., 14,95 €.

Weblinks:

Galiani Verlag

Heyne Verlag

Beck Verlag


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: