Heiteres aus dem Eheleben: Evelyn Holsts „Kein Mann fürs Leben“
„Männer gehen fremd, bis ihnen der Sargdeckel auf den Spargel fällt“, lautet die nicht ganz ernst gemeinte Botschaft in Evelyn Holsts höchst amüsantem Roman „Kein Mann fürs Leben“. Diese Erfahrung macht auch die Mittvierzigerin Angela, deren Gatte den jugendlichen Reizen der durchtriebenen Praktikantin Gesa erliegt. Als die knackige Verführerin auch noch schwanger wird, sieht die bislang auf Glück abonnierte Angela das Ende ihrer Ehe gekommen. Doch der Schock ist heilsam, denn das verlassene Hausfrauchen verwandelt sich flugs in eine toughe Geschäftsfrau. Es ist dem Humor und der sprachlichen Kompetenz von Evelyn Holst zu verdanken, dass sich die nicht eben originelle Geschichte so fesselnd liest wie beim ersten Mal. Die Autorin hat als Journalistin gearbeitet und sich mit der „Bild“-Kolumne „Evas Welt“ sowie zahlreichen Unterhaltungsromanen eine Fangemeinde erobert.
Thema Organspende: „Nur eine Sekunde“
Sollte Stephen Lovely in seinem neuen Buch „Nur eine Sekunde“ aus dem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen, dann muss er zweifelsohne durch die Hölle gegangen sein. Ihm gelingt in dem Roman über einen trauernden Mann und die Organspende seiner verunglückten Frau ein Balanceakt zwischen Herzerweichen und tiefer Traurigkeit, der nie in den literarischen Kitsch abzugleiten droht. Lovely widmet sich dem Schicksal von Alex, dessen Frau Isabella bei einem Autounfall ums Leben kommt. Mit ihrem Herzen hat eine andere chronisch kranke Patientin die Chance, weiter zu leben. In ihrem unbedingten Willen, sich dafür dankbar zu zeigen, schreibt sie ein Jahr später einen Brief an Alex, lernt Isabellas verzweifelte Mutter kennen, und es formen sich neue Beziehungen. Lovelys Geschichte, so voraussehbar ihr Schluss auch sein mag, ist nachdenklich und überzeugend erzählt, und sie sucht das, was ein Herz über seine biologische Bedeutung hinaus sein kann.
Guido Dieckmanns faszinierende „Meisterin der schwarzen Kunst“
Die frühe Neuzeit mit ihren gewaltigen Umbrüchen scheint es Guido Dieckmann angetan zu haben. Zum Glück für die Leser, denn seine historischen Romane aus dieser Epoche sind spannend geschrieben und mit grundsoliden Kenntnissen des Historikers ausgestattet. „Die Meisterin der schwarzen Kunst“ — Heldin seines neuen Werks — hat ihre Bewährungsproben in den deutschen Landen des beginnenden 17. Jahrhunderts zu bestehen. Als Tochter einer Gebrandmarkten bekommt es Henrika schon früh mit gehässigen Anfeindungen zu tun. Sie findet in einem Straßburger Buchdrucker einen väterlichen Freund, verliebt sich in dessen Gesellen und setzt sich gegen Intrigen und Gefahren durch. Neben dieser frei erfundenen Story erzählt Dieckmann von historischen Fakten: von der weltweit ersten Zeitung — 1604 wurde sie unter dem Namen „Relation“ in Straßburg erstmals gedruckt — und der Entstehung der Stadt Mannheim aus einem Dorf am Mündungsdreieck von Rhein und Neckar.
Literaturangaben:
HOLST, EVELYN: Kein Mann fürs Leben. Diana Verlag, München 2009. 383 S., 14,95 €.
LOVELY, STEPHEN: Nur eine Sekunde. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2009. 429 S., 19,95 €.
DIECKMANN, GUIDO: Meisterin der schwarzen Kunst: Rowohlt Verlag, Reinbek 2009. 490 S., 8,95 €.
Weblinks:
Diana Verlag / Lübbe / Rowohlt Verlag