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Neuerscheinungen - Sammelrezension

Vier neue Belletristik und Sachbücher

© Die Berliner Literaturkritik, 09.06.11

Rainer Erlinger: Moral. Wie man richtig gut lebt, Fischer Verlag, Frankfurt,256 S., 19,95 €, ISBN 978-3-1001-7021-7

Dieter Thomä: Väter. Eine moderne Heldengeschichte, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 368 S., 12,90 €, ISBN 978-3-4233-4632-0

Philip Pullman: Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus, Fischer Verlag, Frankfurt, 230 S., 18,95 €, ISBN 978-3-1005-9031-2

David Shields: Realityhunger. Ein Manifest, Beck Verlag, München, 224 S., 18,95 €, ISBN 978-3-4066-1361-6

 

„Moral“: Erlingers Tipps für ein gutes Leben

Lesern der Süddeutschen Zeitung ist Rainer Erlinger schon lange ein Begriff, denn von ihm stammt die regelmäßige Kolumne „Die Gewissensfrage“. Nun hat der zweifach promovierte Arzt, Jurist und auf ethische Fragen spezialisierte Autor seinen Entwurf einer Moral für unsere Zeit in Buchform vorgelegt: In „Moral. Wie man richtig gut lebt“ bezeichnet er als Kern moralischen Handelns die Achtsamkeit gegenüber anderen Menschen. Dazu gehörten auch kleine Dinge wie Pünktlichkeit. Anschaulich, unterhaltsam und den Alltag der Menschen stets im Blick geht der 45-Jährige auf banal erscheinende Probleme ein, die sich bei genauer Betrachtung als Gewissensfragen entpuppen können.

„Väter“ - Thomä erzählt „moderne Heldengeschichte“

Sein Schreibstil wird auch jene Leser fesseln, die sich noch nicht mit der „modernen Heldengeschichte“ der „Väter“ auseinandergesetzt haben: Dieter Thomä, in St. Gallen lehrender Philosoph und Experte für Familienfragen, verfolgt in seinem Buch das Bild der Väter durch die Jahrhunderte. Er empfiehlt den Vätern von heute und all jenen, die es noch werden wollen, vor allem Gelassenheit. Er habe den Eindruck, schreibt Thomä, dass die modernen Gesellschaften bei dem Versuch, „die Fackel des Lebens“ von Generation zu Generation weiterzureichen, „aus dem Tritt und aus dem Takt geraten sind“. Stolperstein sei die Tatsache, dass „uns eine große Konfusion über die Rolle der Vaterschaft ereilt hat“. Dabei sei es gar nicht falsch, dem Kind die eigene Weltanschauung nahezubringen.

Polemik „Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus“

Achtung: Philip Pullmans Buch „Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus“ verkündet keine frohe Botschaft. Vielmehr entwirft der britische Autor ein ketzerisches Bild von ungleichen Zwillingen: Während der eine, Jesus, ein verträumter Visionär ist, erweist sich Christus als gerissenes Organisationstalent, der die Ideen des Bruders in die Tat umsetzt und den Grundstein für ein korruptes System namens Kirche legt. In knappen eindringlichen Sätzen und damit in Anlehnung an die Sprache der Evangelien regt Pullman mit seiner sehr eigenen Sichtweise und mit unterhaltsamer Polemik zu gründlichem Nachdenken an. Der Autor wurde vor allem mit seiner Fantasy-Trilogie „His Dark Materials“ international bekannt.

„Realityhunger“: Shields fragt nach Leben in der Kunst

In 618 kurzen Texten setzt sich der Amerikaner David Shields mit dem „Realityhunger“ auseinander, der Sehnsucht nach dem Echten, Authentischen. Insbesondere fragt der Dozent für Kreatives Schreiben an der Universität Washington danach, in welchen Formen Leben in der Kunst ausgedrückt wird. Die Theorielast des Manifestes wird durch den Unterhaltungswert der vielen Zitate über Kunst - vom griechischen Lyriker Bakchylides aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. bis Bob Dylan - gemildert. Die britische Wochenzeitung „The Observer“ hält Shields' Buch für „ultrahip“, die Bestsellerautorin Zadie Smith fühlte sich spannend unterhalten, „auch wenn man mit vielem nicht einverstanden ist“.


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