TÜBINGEN (BLK) - Nach 37 Jahren Arbeit haben Experten der Universität Tübingen ein Lexikon über alle wichtigen Literatur-Werke des Mittelalters fertiggestellt. Für das 14 Bände umfassende Nachschlagewerk schrieben 700 internationale Wissenschaftler rund 5.500 Artikel. In seiner Präzision und Vollständigkeit sei das Werk bislang einzigartig und deshalb schon vor Fertigstellung der letzten Bände zum wichtigsten Nachschlagewerk der Altgermanistik geworden, teilte die Hochschule am Donnerstag mit. „Die Deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon“ erscheint in der nun fertiggestellten 2. Auflage im Berliner Verlag Walter de Gruyter.
Die Verfasser hätten sich Mühe gegeben, die deutschsprachige Literatur aus den Jahren 800 bis 1520 möglichst vollständig wiederzugeben, sagte Mit-Herausgeber Burghart Wachinger in Tübingen. Außerdem seien viele lateinisch schreibende Autoren aus dem deutschsprachigen Raum sowie zahlreiche anonyme Werke berücksichtigt worden.
Der Literaturbegriff des Verfasserlexikons sei dabei bewusst sehr weitreichend definiert worden. Einen Hauptteil bilde zwar die „schöne Literatur“ wie Minnesang und Nibelungenlied. Aber auch geistliche, historiographische, juristische und medizinische Texte seien enthalten, sagte der Professor für Mediävistik, der Lehre vom Mittelalter. Einige Artikel behandelten Zaubersprüche, Stadtchroniken und Predigten.
Der weit gefasste Literaturbegriff sei durch die 1933 bis 1955 erarbeitete 1. Auflage des Lexikons in die Literaturwissenschaft eingebracht worden. Mittlerweile sei die gesamte Germanistik dem Vorstoß der Tübinger Wissenschaftler gefolgt, sagte Wachinger. Die nun vorgelegte 2. Auflage sei allerdings deutlich umfassender und spiegele einen neueren Stand der Forschung wider. Eine digitalisierte Fassung der 14 Bände wird nach Angaben der Universität Tübingen vorbereitet und soll vor allem jungen Forschern die Arbeit erleichtern. (dpa/jud)