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Neues von Zé do Rock

Der gebürtige Brasilianer schreibt „üba vorurteile un andre teile“

© Die Berliner Literaturkritik, 22.08.10

HAMBURG (BLK) – Zé do Rocks „jede sekunde stirbt ein nichtraucher“ ist im August 2009 beim A1 Verlag erschienen.

Klappentext: „Jede Sekunde stirbt ein Nichtraucher“ ist ein Buch über Länder, Menschen, Sitten, über Sicherheitswahn, Klischees und Vorurteile. Zé do Rocks intelligentes Sprachspiel „üba vorurteile un andre teile“ bringt Denk- und Wahrnehmungsmuster ins Wanken und ist gleichzeitig ein lustvoll erlebbares Sprechtheater. Das auf- und anregende Plädoyer gegen Engstirnigkeit und mangelnde Toleranz richtet sich an „qualma“, „raucha“, „anti-paffa“ und „anti-schmaucha“. „Wenn unsere hirne gewisse informationen als wahrheit aufgenommen haben, wird es schwer, diese wahrheiten zu erschütta, da kannen unsere ohren hören was sie wollen und unsere augen sehen was sie halt sehen.“ Zé do Rock schreibt in progressivem Ultradoitsh und Wunschdeutsch und nutzt bei seinen literarischen Ausflügen und Reisen die sprachlichen Eigenheiten der verschiedenen Länder, sodass ein dem jeweiligen Erzählgegenstand angenähertes, internationalisiertes Kauderdeutsch entsteht. Kurze Worterklärungen ergänzen den Themenkatalogvon „Afrikaans“ über „Cuba is libre“, „Esperanto“ und „Maroco blues“ bis „Zwischenreport“, wobei durchaus Profundes vermittelt wird, zum Beispiel über das Adjektiv „profan“: „das is wenn die gage eina musikgruppe nach der menge der besucha berechnet wird, im gegensatz zu proband , bei der man die gage nach der menge der aufspielenden musikgruppen kalkuliert. Einige verdienen ihr geld je nachdem, in wievielen partys sie spielen, das sind dann die profeten. Am besten sind diejenigen dran, die proton verdienen.“ Kurz: ein verdammt witziges literarisches Lexikon, voll von respektlosen Absichten und Einsichten.

Der gebürtige Brasilianer Zé do Rock lebt in München, nachdem er in Sao Paulo aufwuchs. Er drehte bereits einen Film mit dem Titel „No Elephants“ (der Film heißt so, weil in ihm keine Elefanten vorkommen), hat drei Bücher geschrieben, darunter „fom winde ferfeelt. ain Buch fon Zé do Rock“ sowie „ufo in der küche. ein autobiografischer seiens-fikschen.“ und eine vereinfachte deutsche Kunstsprache erfunden. Zudem verfasst Zé do Rock Artikel für „Die Zeit“, „Die Süddeutsche“ und „taz“. 2001 erhielt der Autor den Satirepreis „Pfefferbeißer“ sowie 2006 den Ernst-Hoferichter-Preis. (ros/kum)

Leseprobe:

©A1 Verlag©

Deutsche sprache, schwere sprache.

Villeicht is sie ja nich die schwers tu, sie spielt aber auf alle fäll in der oberen liga mit. Ich hab vor nich langer zeit ein par italis deutsh in der superlearningmetode unterrichtet, da sollen die leute mit vil spass lernen und man versucht inen die angst vor der neuen sprache wegzunemen, also gehört kritik selten zum unterricht. Man soll sie positiv stärken, und da kommt man im deutshunterricht in die breduje, da die lerni sovile felu macht, dass es eine sünde wär, ihm zu erzälen, er hat es richtig gesagt. Ein einfache frag und die antwortu dazu wie „Machst du mir einen Tee? Das ist eine gute Idee!" is schon eine fast unüberwindbare aufgabe für ein itali: in seiner sprache muss man die verben auch konjugiren lernen, dafür is das wort „fai" deutlich leichter auszusprechen als das wort „machst": ein CH das die itali und die meisten sprachen nich kennen, und als wär das nich genug, ein konsonantenklumpen die für vile völker ein ding der unmöglichkeit is: CHST. Dann muss er auch lernen, wie ma „mich" von „mir" unterscheidet, er muss auch das genus von „Tee" lernen, damit er den richtigen artikel verwendet (muss er im italish auch, aber in den allermeisten fällen is es von der endu her klar), er muss lernen was akusativ is, die akusativ-form für disen fall lernen, er muss wissen was substantive sind, damit er sie grosz schreibt, usw. So dacht ich mir, sie sollten zuerst kokokukish lernen, dann könnt ich sie dauernd loben und sie müssten sich nur mit dem lernen von vokabeln beschäftigen. Sie könnten bald relativ gut mit den deutshis komuniziren und könnten dann allmälich die normaldeutsch aussprach und gramatik einsetzen, wenn sie sie oft genug gehört ham und es auch können. Kokokuk is eine variante von ultradeutsh-U, das ich in meinem ersten buch „fom winde ferfeelt" presentiert hab, das meine reisu um die welt beschreibt. Es is a gramatish, ortografish un fonologish entslaket deutsh, die fonologishe vereinfachus basee auf deutshe dialekte. Da versuk ik au neuadings, a gewisse vokal-konsonant-harmonie herzustelle, so dat auf a konsonant a vokal folg un umkeret. Dat mag für manche deutsh oren etwas kindilik o gar kindish klin - gele, ge aba rittu italish. So vokalreich wi italish werd es zwar nit, aber immahin vokalreicha wi fransish. Wenn man es laut vorlese, sollat ma die knaklaut meide, dat heisse, die saze „make du mik a te? dat is a gud idee!" werde nit „make du mik a te? dat' is' a gut' idee" ausspreket, sondan „ma-ke-du-mi-ka-te? da-ti-sa-gu-di-de", so als wer man in Japan o Hawaii.

©A1 Verlag©

Literaturangabe:

ROCK, ZÉ DO: jede sekunde stirbt ein nichtraucher. A1 Verlag, Hamburg 2009. 272 S., 18,80 €.

Weblink:

A1 Verlag


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