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Neuverfilmung von Jack Londons „Seewolf“

Schöngeist und Kartoffelquetscher

© Die Berliner Literaturkritik, 28.10.09

Von Paul Barz

HAMBURG (BLK) - Die Fernsehnation starrte gebannt auf eine Kartoffel. Der hünenhafte Raimund Harmstorf zerquetschte sie gemächlich zu Mus. Die Szene, obgleich dramaturgisch eher unwichtig, wurde nahezu symbolisch für den größten Erfolg, den das ZDF je mit einem Vierteiler hatte - und Harmstorf als Darsteller von Jack Londons „Der Seewolf“ blieb bis zu seinem tragischen Freitod 1998 der Kartoffelquetscher der Nation.

„Klar, alles wartet auf diese Kartoffelszene“, sagt nun Sebastian Koch, Harmstorfs Nachfolger in der Rolle des Robbenfischer-Kapitäns Wolf Larsen bei der ZDF-Neuverfilmung, die am 1. und 4. November (jeweils 20.15 Uhr) zu sehen ist. „Wir bringen sie auch, aber in sehr anderer Weise als damals. Die Zuschauer dürfen gespannt sein.“

Mit Koch, dem Darsteller von so unterschiedlichen Rollen wie Klaus Mann, Hitler-Attentäter Stauffenberg oder Albrecht Speer, fing der Plan dieser Neuverfilmung eigentlich an. Noch vor dem ZDF-Zuschlag sah Produzent Rikolt von Gagern einzig ihn in der Larsen-Rolle. Der Schauspieler erinnerte sich wiederum an Knabenjahre, als er damals um 1971 herum mit seinen Freunden vor dem Bildschirm hockte und den „Seewolf“ ein erstes Mal sah: „Dieser unbändige Drang nach Freiheit, der um Larsen ist, hat mich fasziniert. Welcher junge Mensch sehnt sich nicht danach?“

Für ihn ist Larsen kein Schlagetot und Haudrauf, sondern eher „ein Luzifer, der gefallene Engel mit seiner Sehnsucht nach der Liebe Gottes“, auch ein letzter Romantiker und Individualist an der Schwelle zum technischen Zeitalter. Als es den Schöngeist Humphrey auf sein Schiff verschlägt, will er mit aller Brutalität den blutarmen Literaten zu einem wahren Kerl erziehen, und Humphrey nimmt die Herausforderung an. Der Zweikampf beginnt. Sebastian Koch: „Das ist auch die Geschichte einer tiefen, widersprüchlichen Männerhassliebe.“

In 62 Drehtagen, für 12,8 Millionen Euro, wurde sie vor Kanadas Küste ins Bild gesetzt. Auf einem Originalschiff, Gagerns ganzer Stolz: „Ich hätte diesen Film auch für acht Millionen hinbekommen. Aber das hätte man gemerkt.“ Hier sei der Zuschauer praktisch mit an Deck, hört den Sturm heulen, spürt die Wellen in sein Gesicht klatschen, großes Kino-Abenteuer pur.

Da lässt sich der Produzent auch nicht durch die eher miesen Quoten der parallelen „Seewolf“-Verfilmung bei ProSieben schrecken, die vor einem Jahr gerade einmal zwei Millionen Zuschauer hatte: „Ich hatte von Anfang an darin keine große Konkurrenz gesehen. Wir hatten mit Nigel Williams einen Top-Autor, mit Mike Barker einen Top- Regisseur, und unser Film ist jetzt schon weltweit verkauft.“

Auch in seinem nächsten Film hält es den Produzenten in nautischen Gefilden. Für RTL verfilmt er „Moby Dick“, Herman Melvilles Walfänger-Epos. Sebastian Koch blieb hingegen noch ein Weilchen dem „Seewolf“ treu: Gerade hat er Jack Londons Roman als Hörbuch eingelesen.


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