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Breytenbach wird 70 Jahre alt

Nomade mit Afrikaans im Herzen

© Die Berliner Literaturkritik, 16.09.09

PARIS (BLK) - Breyten Breytenbach leidet an Afrika, vor allem an seiner Heimat Südafrika. Sein Einsatz gegen Rassismus und soziale Integration musste er mit vielen Jahren Gefängnis bezahlen. Heute hat der Schriftsteller seine Illusionen verloren und seine Hoffnungen auf ein „neues Südafrika“ schwinden. Dennoch kann er von seinem Kampf und seiner Liebe für sein Vaterland nicht lassen. „Auch wenn ich gern in Europa lebe, weiß ich, dass ich immer nur auf der Seite Afrikas sein kann“, sagte Breytenbach, der sich 1961 in Paris niederließ und an diesem Mittwoch (16. 9.) 70 Jahre alt wird.

„Es gibt eine Identität und noch ein Rest von Politik. In Afrika habe ich das Gefühl, Teil des Ganzen zu sein, Teil der Wirklichkeit, des Traums, des Zorns, der Solidarität. Das ist ein ganz intensives Gefühl. Das spüre ich in Europa nicht“, erklärte Breytenbach, der neben J. M. Coetzee zu den bedeutendsten Afrikaans-sprachigen Autoren zählt. Mit seiner Sprache, die voller Ausdruckskraft, aber auch Kritik ist, hat sich der zwischen Europa, USA und Afrika pendelnde Exilant einen Namen gemacht und viel Respekt erworben.

Breytenbach, der aus einer gut situierten Burenfamilie stammt, gibt in seinen Romanen, Essays und Gedichtbänden Einblicke in ein zwiespältiges Land, aber auch in sich selbst. Der Schriftsteller ist wie sein Werk: Mal fein und sanft, dann wieder harsch und unbequem, drastisch und humorvoll. In seinen Büchern will er Ungerechtigkeit und Gewalt bekämpfen, nie jedoch die Menschen wie in seiner wohl bekanntesten Veröffentlichung „Wahre Bekenntnisse eines Albino-Terroristen“.

In diesem Werk, das poetische Kraft und politische Brisanz vereint, legt er Zeugnis ab von seiner mehrjährigen Haftzeit. Es handelt sich um einen brutalen Bericht, dem es dennoch nicht an Selbstironie und Schalk fehlt, zwei Merkmale, die seinen Stil charakterisieren. Der politische Denker Afrikas versucht, selbst im Leid Menschliches und Sanftes zu finden. Seit Breytenbach nicht nur Autor, sondern auch Maler ist, sind seine Stücke detailreicher und bunter geworden. Bevor sich Breytenbach der Literatur und dem politischen Kampf widmete, hatte er Kunst studiert.

Der Mitbegründer des Kulturzentrums „Gorée-Institute“ auf der ehemaligen Sklaveninsel Gorée vor Senegals Hauptstadt Dakar, hat für einen engagierten Schriftsteller eine eigenwillige Schreibweise, die stark vom Surrealismus geprägt ist. Wenn er in „Wahre Bekenntnisse eines Albino-Terroristen“ von törichten Gesellen schreibt, Spaßmacher und zahlreiche Schauspieler aus dem Kerker auftauchen lässt, dann deshalb, weil für ihn die wortgewaltige, surrealistische Dichtung zutiefst subversiv ist. „Ich bin nicht sicher, ob man etwas erreichen kann mit einer so genannten realistischen Beschreibung des Sachverhalts. Für mich haben Surrealisten wie Benjamin Péret oder André Breton (...) auf Dauer mehr erreicht.“

Auch wenn der Autor von„Rückkehr nach Afrika“ seit 1982 französischer Staatsbürger ist und auf Französisch oder Englisch schreibt, seine Sprache des Herzens ist Afrikaans. Eine „Bastardzunge“, wie er die Sprache nennt, die aus der Begegnung von Kulturen und einer Geschichte voller Erniedrigung entstanden ist, und die für ihn die einzige Sprache sei, in der er die Wahrheit sagen könne.

Von Sabine Glaubitz


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