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Geschichten aus zwei Jahrzehnten

Klaus Modicks Erzählungen „Krumme Touren“

© Die Berliner Literaturkritik, 15.02.10

Von Andreas Heimann

Romane hat Klaus Modick schon eine ganze Reihe geschrieben. Und seine Leser können fest darauf vertrauen, dass er regelmäßig einen neuen veröffentlicht. Diejenigen, die gerade seine kürzeren Texte schätzen, müssen mehr Geduld haben. Jetzt ist bei Eichborn nach langer Zeit ein Band mit Erzählungen erschienen. Und der zeigt einmal mehr: Modick kann auch kurz. Und sogar mehr als das. Gerade in der kleinen Form ist der Autor, der bei seinen umfangreicheren Werken oft das Ausschweifen liebt, erstaunlich gut. „Krumme Touren“ ist der Titel des neuen Werks, das knapp 20 Erzählungen aus rund 20 Jahren versammelt. Alle sind lesenswert, viele auch ausgesprochen unterhaltsam.

Manche behandeln autobiografische Stoffe wie „Erste Lieben und andere Peinlichkeiten“, die Titelgeschichte eines früheren Erzählungen-Bandes. Gleich mehrere weitere konzentrieren sich auf Kindheits- und Schulzeit-Erinnerungen. Neben eher nachdenklichen Texten gibt es auch etliche, bei denen Modick sein Händchen für Komik zeigt. „Kiss the Sky“ muss da an erster Stelle genannt werden, eine Parodie auf die Mutter aller Casting-Shows „Deutschland sucht den Superstar“.

Modick lässt vor der Sprücheklopferjury Jimi Hendrix zur Gitarre greifen - was die Ignoranten dort wenig beeindruckt. Schließlich liefere jeder Musikcomputer heute brillante Gitarrensoli. Genauso satirisch ist „Sudeljans Sammlung“. Der Text nimmt die Provinzposse über den Umgang mit dem Vermächtnis des Künstlers Horst Janssen aufs Korn. In Modicks Version der Geschichte verschachert ein windiger Galerist Teile des Janssen-Werkes an einen genauso windigen Unternehmer. Der möchte sich mit Janssen brüsten, obwohl er sich für dessen Kunst nicht die Bohne interessiert und seine Leidenschaft der Pferdezucht gilt.

Modicks Lust am Spott klingt da durch. Der promovierte Literaturwissenschaftler hat ein Gespür für Pointen und überraschende Wendungen. Auch das spielt er in „Krumme Touren“ immer wieder aus. Ein roter Faden ist die Musik. Es ist kein Zufall, dass auf dem Buchcover eine Ton-Kassette zu sehen ist. Schließlich mischten sich Jugendliche auch schon in den Zeiten vor dem iPod ihre Lieblingstitel selbst. Modick erinnert an seine Idole wie die Beatles gleich in mehreren Erzählungen. Für sie gilt dann umso mehr: Der Sound stimmt.



Literaturangabe:

MODICK, KLAUS: Krumme Touren. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2009. 240 S., 18,95 €.

Weblink:

Eichborn Verlag

 

 


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