Von Sabine Glaubitz
PARIS (BLK) – Auf der diesjährigen Pariser Buchmesse werden viele Stände aus der arabischen Welt leer bleiben. Aus Protest gegen die Einladung Israels als Ehrengast bleiben Länder wie der Libanon, Jemen und Iran dem 28. „Salon du livre“ fern. Sie sind dem Aufruf der Islamischen Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (ISESCO) und der Union palästinensischer Schriftsteller gefolgt. Paris hat Israel aus Anlass des 60. Jahrestages seiner Staatsgründung als Ehrengast eingeladen. Die Messe, die vom 14. bis 19. März dauert, sollte eigentlich eine Geburtstagsmesse und kein Politikum werden.
„Diese Politisierung ist ungeheuerlich. Seit fünfzehn Jahren lädt der Buchsalon die Literatur eines Landes ein. Wir haben nicht Israel eingeladen, sondern die israelische Literatur“, erklärte Serge Eyrolles, Organisator der Messe, die am Donnerstagabend (13. März 2008) unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen von der französischen Kulturministerin Christine Albanel und dem israelischen Präsidenten Schimon Peres eröffnet wird.
Der Präsident der palästinensischen Schriftsteller bezeichnet die Einladung Israels als „unwürdig“. Israel sei ein „rassistischer Henker-Staat“, der „mehr denn je die Menschenrechte mit Füßen tritt“. Mit seinem Aufruf wolle er die „Anti-Normalisierungsfront“ stärken.
Auch die Kollektivstände aus Algerien, Tunesien und Marokko haben sich dem Boykottaufruf angeschlossen. Einige jedoch wollen als „Privatpersonen“ anreisen. Als Affront empfindet auch der ägyptische Bestsellerautor Alaa al-Aswani die Einladung Israels, aber auch er will mit dabei sein. Denn der 2007 für seinen Roman „Der Jakubijan-Bau“ mit dem Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte ausgezeichnete Schriftsteller will in Paris seinen neuen Roman „Chikago“ präsentieren.
Der französische Buchsalon, der jährlich rund 170.000 Besucher anzieht, ist für die arabische Welt ein wichtiger Markt. Im Mai wird Israel auch Ehrengast der Buchmesse von Turin sein. Die arabischen Länder haben auch hier zum Boykott aufgerufen, dem jedoch mehr Länder, Verleger und Schriftsteller folgen könnten, denn Turin ist als Schaufenster ihrer Literatur weniger wichtig als Paris.
„Die israelische Literatur ist seit zehn Jahren mit einem Stand auf der Pariser Buchmesse vertreten, ohne dass das jemanden schockiert hätte“, sagte der Organisator. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums Yigal Palmor sieht in dem Boykott die Verneinung der Existenz des jüdischen Staates. Für die 39 eingeladenen israelischen Schriftsteller, darunter namhafte Autoren wie David Grossman, Amos Oz und A.B. Yehoshua, schneiden sich die arabischen Länder und Palästina ins eigene Fleisch.
„Paris wäre eine ideale Gelegenheit gewesen, unsere Meinungen auszutauschen und den jüdischen und arabischen Gemeinschaften Frankreichs zu erklären, warum es wichtig ist, Frieden zu schaffen und einen palästinensischen Staat zu gründen“, bedauerte Ron Barkaï. Für den 64-jährigen Autor ist dieser Boykott „idiotisch“, denn er bestärke die rechtsextremen israelischen Kräfte, die ständig erklären, dass es keinen Partner für einen Frieden gebe.