FRANKFURT/MAIN (BLK) - Als skandalös hat der deutsche PEN das US-Einreiseverbot für den Frankfurter Verleger und Ex-Studentenführer Karl Dietrich („KD“) Wolff bezeichnet. Die Schriftstellervereinigung sprach am Montag (28.9.) in einer Erklärung von einer Beschneidung der Menschenrechte und zog Parallelen zum aktuellen Fall des chinesischen Autors Liao Yiwu, dem Peking die Ausreise zur Frankfurter Buchmesse nicht erlauben will.
Der 66-jährige Wolff, einst Chef des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), wollte zu einer wissenschaftlichen Konferenz reisen. Er war jedoch am Freitag (25.9.) nach mehrstündigem Verhör auf dem New Yorker Flughafen zurückgeschickt worden. Sein bis 2010 befristetes Visum sei 2003 widerrufen worden, hatte man ihm mitgeteilt. Die US-Botschaft in Berlin wollte sich am Montag (28.9.) nicht zu dem Vorgang äußern.
PEN-Mitglied Wolff warf am Montag (28.9.) den USA „Geheimpolizeimethoden“ vor. „Sie treffen bürokratische Maßnahmen und teilen sie den Betroffenen nicht mit“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er sei über sein angeblich widerrufenes Visum nie informiert worden. Wolff sollte auf Einladung des renommierten Vassar College auf einer vom Deutschen Historischen Institut in Washington veranstalteten Tagung als „historischer Zeuge“ zum Thema Bürgerrechte sprechen.
Der Verleger des Stroemfeld Verlags hatte 1969 das „Black Panther Solidaritätskomitee“ in Frankfurt gegründet. Nachdem er bei einer Anhörung vor dem US-Senat 1969 den erzkonservativen Senator Strom Thurmond als „rassistischen Banditen“ bezeichnet hatte, durfte er 18 Jahre lang nicht in die USA einreisen. Auf Intervention hochrangiger deutscher Politiker erhielt er jedoch 1988 wieder ein Visum und war seitdem mehrfach in den USA.
„Die USA wissen nicht, wer ihre Freunde sind“, meinte Wolff mit Bedauern. Er habe sich stets dem Land kritisch verbunden gefühlt. So habe er 2001 nach den Anschlägen in New York bei der Frankfurter Buchmesse als einer der wenigen aus Solidarität mit den USA eine „Stars und Stripes“-Krawatte getragen. Wolff hat sich als Verleger vor allem mit historisch-kritischen Editionen von Klassikern wie Kafka oder Hölderlin einen Namen gemacht. (dpa/hel)