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Plagiatsvorwürfe

Albahari schreibt übers Betrügen und Betrogen werden

© Die Berliner Literaturkritik, 10.11.09

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Der neue satirische Roman des jüdisch-serbischen Schriftstellers David Albahari ist im Herbst 2009 im Eichborn Verlag erschienen. Mirjana und Klaus Wittmann haben das Buch aus dem Serbischen übersetzt.

Klappentext: Die langjährige Freundschaft zweier Schriftsteller - der eine Ludwig, der andere der namenlose Ich-Erzähler - ist in die Brüche gegangen. Der Ich-Erzähler sieht sich von seinem besten Freund grausam hintergangen. Seine Idee für ein Buch der Bücher - Abend für Abend hat er sie seinem bewunderten Freund, dem Bestsellerautor, immer wieder vorgetragen, in langen Diskussion verfeinert, und dann das: Ludwig veröffentlicht das Buch unter eigenem Namen - und wird zum gefeierten Star der Epoche. In einer einzigen Litanei versucht der Ich-Erzähler, sein Unrecht und die Unverfrorenheit seines einst besten Freundes in Worte zu fassen. Immer wieder durchlebt er Szenen und Begegnungen, um dem Betrug auf die Spur zu kommen - und offenbart sich in den immer grotesker werdenden Umkreisungen und Obsessionen als der, der er wirklich ist: der eigentliche Betrüger.

David Albahari wurde 1948 in Serbien geboren und lebt seit 1994 als Schriftsteller und Übersetzer in Kanada. Der Eichborn Verlag hat bisher seine Romane „Mutterland“ (2001) und „Götz und Meyer“ (2003), den Erzählband „Fünf Wörter“ (2005) sowie zuletzt „Die Ohrfeige“ (2007) veröffentlicht. 2006 bekam er für sein Werk den Preis der Brücke Berlin verliehen. (wer)

Leseprobe:

                                                          © Eichborn Verlag ©

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich Ludwig zum letzten Mal gesehen habe und frage mich, warum mir diese weit zurückliegenden Begebenheiten überhaupt in den Sinn kommen, denn sie sind völlig nutzlos, sie verursachen nur Kopfschmerzen oder Sodbrennen, und beides kann ich nicht gebrauchen. Mir genügt es zu wissen, dass Ludwig, obwohl er jünger ist, wesentlich älter aussieht als ich. Er sah eigentlich schon immer älter aus, schon damals, als wir uns in den Redaktionen verschiedener literarischer Zeitschriften in Belgrad begegneten, am häufigsten in der Redaktion von Knjiz'evna rec', jenem stickigen Verschlag, der eher einer Rumpelkammer als einer Redaktion glich, und in dem es doppelt so viele Raucher wie Nichtraucher gab. Deshalb hielt ich mich immer im ersten Raum auf, wo die Rechnungsabteilung untergebracht war und wo Kaffee gekocht wurde, und unterhielt mich mit anderen Schriftstellern im Türrahmen stehend, was allerdings nicht viel half, weil ich, wenn ich nach Hause kam, dennoch entsetzlich nach Tabak stank. Dort, in der winzigen Redaktion begegnete ich Ludwig zum ersten Mal, nachdem wir uns lange vorher im Hof der Philosophischen Fakultät kennen gelernt hatten. Er hatte damals schon sechs, vielleicht sogar sieben Bücher veröffentlicht, ich erst zwei, die beide bei kleinen Verlagen erschienen und von der Literaturkritik fast unbemerkt geblieben waren. Das störte mich nicht: ich schrieb für mich, nicht für die anderen, das Schweigen der Kritik wertete ich als Lob, aber ebenfalls als Lob empfand ich die überraschende Erklärung, die Ludwig in dieser Rumpelkammer-Redaktion abgab, er habe meine beiden Bücher gelesen.   

                                                           © Eichborn Verlag ©

Literaturangabe:

ALBAHARI, DAVID: Ludwig. Aus dem Serbischen übersetzt von Mirjana und Klaus Wittmann. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2009. 152 S., 17,95 €.

Weblink:

Eichborn Verlag

David Albahari

 


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