Von Susanne Schmetkamp
KÖLN (BLK) – Charmant, subtil, aber auch politisch: So präsentierte sich das Internationale Literaturfest Lit.Cologne, das an diesem Wochenende (8./9. März 2008) in Köln mit einem neuen Besucherrekord von fast 65.000 Gästen zu Ende ging. Während sich das Literaturfest unter der Woche mit politischer Radikalität beschäftigt hatte, setzten die Organisatoren zum Abschluss auf deutsche Literatur mit Humor. Die satirischen Texte Peter Lichts („Lieder vom Ende des Kapitalismus“) wurden am Samstag (8. März 2008) im ausverkauften Schauspielhaus gefeiert.
„Wir verstehen uns als Kulturfestival, das sich unbedingt auch politisch einmischen soll“, sagte Rainer Osnowski, einer der drei Leiter der Lit.Cologne, am Sonntag (9. März 2008). Einige der polit-literarischen Abende hätten ihre Schwächen gehabt, räumte Osnowski ein: „Beim Abend zur ‚Radikalität’ haben wir einen konzeptionellen Fehler begangen. Aber wenn wir auch mal scheitern, so doch nur auf hohem Niveau.“ Der Abend mit dem italienischen Kabarettisten Beppe Grillo zur Frage „Was ist links?“ sei dagegen gelungen gewesen.
Aber egal ob klassische Lesung, popkulturelle Darbietung oder politische Diskussion, die Lit.Cologne war auch in diesem Jahr wieder ein Publikumsmagnet. „Dieses Jahr war es so voll wie nie“, sagte Osnowski. Allein zu den Kinderlesungen der Lit.Kid.Cologne kamen rund 13.000 Besucher. Die insgesamt knapp 150 Veranstaltungen des Festes waren zu 95 Prozent ausgelastet, viele der Lesungen bereits im Dezember ausverkauft. „Das Festival lebte, rockte und bebte. Das ist für mich am wertvollsten“, meinte Osnowski.
Wohin man auch kam – in eine Kirche oder auf ein Schiff, ins Theater oder Polizeipräsidium – die Menschen standen für Restkarten an, selbst bei unbekannten Autoren. Höhepunkte waren für Osnowski daher auch die Veranstaltungen junger Literaturmagazine, die den Nachwuchs präsentierten. „Das war einfach sensationell.“
Daneben gab es genreübergreifende Veranstaltungen wie die Mischung aus Konzert und Lesung von Peter Licht oder auch von „Fehlfarben“-Sänger Peter Hein. Der Begriff der Literatur werde auf der Lit.Cologne sehr weit gefasst, sagte Osnowski. So gab es etwa auch ein Symposion zur Zeichentrickserie „Die Simpsons“: „Hier ist Poesie gepaart mit Klugheit.“ Lit.Cologne-Stammgast Roger Willemsen ging außerdem mit Anke Engelke und Cordula Stratmann Verschwörungstheorien auf den Grund.
Zu den Gegenwartsautoren, die ihre neuen Werke vorstellten, gehörten unter anderem der Schriftsteller Martin Walser, der niederländische Autor Maarten ’t Hart, der amerikanische Soziologe Richard Sennett und der Krimiautor Robert Littell. Bei der Abschlussgala über den Humor deutscher Literatur las unter anderem die Schauspielerin Monica Bleibtreu Texte von Kurt Tucholsky bis Robert Gernhardt.
Am Sonntagabend (9. März 2008) sollte außerdem der Deutsche Hörbuchpreis 2008 überreicht werden. Preisträgerin ist unter anderem die Schauspielerin Anna Thalbach, die für ihre Lesung des Romans „Paint it black“ der amerikanischen Bestsellerautorin Janet Fitch ausgezeichnet wurde. Als „Das besondere Hörbuch/Regie“ wurde die Hörspielproduktion „Die Ästhetik des Widerstands“ nach einem Roman von Peter Weiss gekürt. Die nächste Lit.Cologne findet vom 12. bis 21. März 2009 statt.