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Ratschläge für ehrliches Wirtschaften

„Social Business“, geläuterte Manager und das Gutmenschentum

© Die Berliner Literaturkritik, 19.12.10

Von Karolin Köcher

Liegt es an den Finanzskandalen, den Geschichten über Bad Banks, Schmiergeldaffären oder am ungemütlichen Winter? Die Sehnsucht nach mehr Anstand und Moral in der Wirtschaft scheint groß - und zumindest auf dem Buchmarkt hat die Stunde der Gutmenschen und Weltverbesserer geschlagen. Gewinn und ein gutes Gewissen müssen demnach kein Widerspruch sein.

Armut bekämpfen, mangelnde Bildung und Krankheiten beseitigen will etwa Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus. Er entwirft in seinem Buch „Social Business“ (Hanser) ein Unternehmensmodell, das die Wirtschaftswelt verändern und soziale Missstände beheben soll. Für ihn ist es die logische Weiterentwicklung der Mikrokredite für die Ärmsten dieser Welt. Die Idee: Unternehmen schütten keine Dividenden aus und Gewinne werden komplett ins Unternehmen investiert, um die soziale Aufgabe besser erfüllen zu können. Er beschreibt, wie jeder selbst so etwas für eine bessere Welt tun kann.

„Testosteron-Management“ und Führungskräfte alten Schlages haben ausgedient, meinen Jobst-Ulrich Brand, Christoph Elflein, Carin Pawlak und Stefan Ruzas. In ihrem Buch „Die Moral-Macher. Erfolgreiche Manager mit Gewissen und was man von ihnen lernen kann“ (Redline Verlag) porträtieren sie elf erfolgreiche Unternehmenslenker, die Gewinn mit gesellschaftlicher Verantwortung verbinden. Darunter O2-Finanzchef André Krause, der auch von seinen Führungskräften soziales Engagement fordert und seinen „Wohlfühl-Mitarbeitern“ bei der Kinderbetreuung und Pflege kranker Angehöriger hilft.

Auch dm-Gründer Götz Werner ist einer der „Moral-Macher“, der seine Vision von einer gerechteren Welt in seinem gerade bei Econ erschienenen Buch „1000 Euro für Jeden“ präsentiert. Danach soll ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ die Menschen von wirtschaftlicher Existenzangst befreien und ihnen Raum geben für Kreativität und Eigeninitiative. „Die Menschen haben es satt, in sinnlose Fortbildungen gezerrt zu werden, nur um die Arbeitslosenstatistiken zu beschönigen“, ereifert der Gründer der dm­-Drogeriemärkte sich. Er selbst lebe es vor: Seine Unternehmensanteile habe er in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht.

„Dieses Buch könnte die Welt retten“, meint nicht unbescheiden Richard Florida und zeigt in „Reset“ (Campus), wie wir anders leben, arbeiten und „eine neue Ära des Wohlstands begründen werden“. Für Florida sind die Kreativen der Wirtschaftsmotor der Zukunft. Auch er kritisiert einen „ungeheuren Materialismus, der viel zu lange vorgeherrscht hat“.

Natürlich darf Trigema-Chef Wolfgang Grupp nicht fehlen, wenn es um Vorbilder in der Wirtschaft geht. Erik Lindner hat den „Unternehmer mit dem Affen“ in seinem Buch „Wirtschaft braucht Anstand“ porträtiert (Hoffmann und Campe). Der „größte in Deutschland produzierende Kleidungsfabrikant“ sagt demnach von sich selbst, er sei kein „Sozialsäusler“, sondern ein Kapitalist. Denn nur, wer Gewinne mache, könne auch sozial sein.

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„Das Zeitalter der Ichlinge geht zu Ende“, meint Zukunftsforscher Horst Opaschowski. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise wendeten die Deutschen sich ab von Maßlosigkeit und Missmanagement: „Sie wollen wieder ehrbare Kaufleute und ehrliche Politiker“. Die Sehnsucht nach sozialer Geborgenheit wachse, zitiert der Professor aus der BAT-Zukunftsstudie und seinem Buch „Wir! Warum Ichlinge keine Zukunft mehr haben“.

Das Buch „Die Kunst, kein Egoist zu sein“ (Goldmann) von Deutschlands Starphilosoph Richard David Precht zielt in die gleiche Richtung, ebenso Christian Schüles „Vom Ich zum Wir“ (Piper). Der ehemalige Daimler-Benz-Chef Edzard Reuter plädiert in „Stunde der Heuchler“ (Econ, 978-3-430-20090-5) für Anstand und Augenmaß.


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