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Reise in die Roaring Twenties

Der Prix-Goncourt-Preisträger Gilles Leroy stellt seinen Roman „Alabama Song“ vor

© Die Berliner Literaturkritik, 17.09.08

 

BASEL (BLK) – Am 18. September 2008 dreht sich im Literaturhaus Basel alles um das Glamourpaar der 1920er Jahre, den amerikanischen Schriftsteller Francis Scott Fitzgerald (1896-1940) und seine Frau Zelda (1900-1948). Der französische Autor Gilles Leroy ist mit seiner Romanbiografie „Alabama Song“ zu Gast, für die er im letzten Jahr den Prix-Goncourt erhielt. In seinem Buch schildert Leroy die exzessive Ehe der Fitzgeralds und widmet sich besonders dem Leben der Ehefrau des amerikanischen Literaten.

Die Intendantin des Literaturhauses Basel, Margrit Manz, freut sich schon sehr auf den Abend. „Mich faszinieren besonders die Protagonisten des Abends: das Glamourpaar der 1920er Jahre, Zelda und Francis Scott Fitzgerald. Auch ist das Leben des großen Kreises von Künstlern sehr interessant, der sich in New York oder der Côte d’Azur traf und dort ein gemeinsames Leben versuchte. Faszinierend ist natürlich auch die exzessive Liebe der beiden, für die sie jedoch den Preis bezahlen mussten. Zelda Fitzgerald war eine sehr begabte und willensstarke Frau, die vor allem durch ihren Lebenshunger beeindruckte. Ihren Drang danach konnte sie jedoch, anders als ihr Ehemann, nicht ausleben, vielleicht sogar weil sie eine Frau war.“

Der Autor von „Alabama Song“ und am heutigen Abend Gast des Literaturhauses Basel ist der neue Stern am französischen Literaturhimmel: Gilles Leroy. Der 1958 bei Paris geborene Leroy studierte Geisteswissenschaften. Seit 1990 veröffentlichte er zwölf, meist autobiographisch geprägte Romane. Im November 2007 kam dann der schlagartige Erfolg, als Leroy den begehrtesten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt für den Roman „Alabama Song“ erhielt. Die Lesung des Autors wird von Michael Gaeb, Literaturagent aus Berlin, übersetzt und moderiert.

„Alabama Song“ erzählt aus der Sicht von Zelda Fitzgerald das glamouröse Leben des Künstlerpaares, das aufgrund von Geldsorgen, Seitensprüngen, Alkoholexzessen und mäßigem Erfolg scheiterte. 1918 lernt die Südstaaten-Schönheit Zelda Sayre den jungen F. Scott Fitzgerald kennen. Sie heiratet ihn gegen den Willen ihrer Eltern und ihr exzessives und rastloses Leben im kollektiven Rausch beginnt. Das Treiben der „Roaring Twenties“ führt die beiden von New York nach Paris und an die Côte d’Azur. Aus der früher so selbstbewussten Zelda wird eine von ihrem Mann entfremdete Ehefrau, die sich verstecken muss, um zu schreiben und schließlich mehrere Zusammenbrüche erleidet.

Elegant und einfühlsam erzähle Gilles Leroy vom Leben einer Frau die einer chaotischen Ehe zum Opfer fiel, meint die französische Kritik. Der Autor zeichnet in seinem Roman das Bild einer begabten Schriftstellerin, Tänzerin und Malerin, die im Schatten ihres Mannes stand und deren Lust am Leben ihr zum Verhängnis wurde. So habe Zelda Fitzgerald auch folgendes Resümee abgeliefert: „Ich habe einen ehrgeizigen Künstler geheiratet und jetzt, zwölf Jahre später, finde ich mich als alte Schachtel an der Seite eines Säufers mit einem Berg von Schulden wieder.“

Das turbulente Leben des Ehepaares Fitzgerald ist legendär. Sie, ein „flapper girl“ aus dem Bilderbuch, war ungestüm, trank, rauchte und setzte sich über die Benehmensgrenzen hinweg. Er, später gefeierter Schriftsteller, war gutaussehend, ehrgeizig und begabt. Fitzgerald erkannte: „Ich war in einen Wirbelwind verliebt und musste ein Netz spinnen.“ Im Alter von 23 Jahren brachte er es mit seinem Debütroman „Diesseits vom Paradies“ (1920) zu Ruhm und Reichtum. Beides legte er Zelda zu Füßen und ihr gemeinsames Leben, ein Sinnbild des amerikanischen Traums, konnte beginnen. Schließlich stand das glamouröse Paar im Mittelpunkt berauschender und verschwenderischer Partys.

Die beiden führten ein Leben wie in Fitzgeralds berühmtesten Roman „Der große Gatsby“ (1925). Von der Presse wurden sie zu Statuen des jugendlichen Zeitalters der Roaring Twenties erkoren. Doch das verschwenderische Leben in Europa, die unzähligen Partys und der zunehmende Alkoholkonsum forderten ihren Tribut. Selbst ihre 1921 geborene Tochter Frances Fitzgerald konnte den exzessiven Lebenswandel des Paares nicht bremsen. Es kam zu Geldsorgen und Affären sowie zu darauffolgenden Nervenzusammenbrüchen Zeldas, die sie schließlich in die Nervenheilanstalt brachten. So nahm auch die turbulente Geschichte der Fitzgeralds ihr Ende.

Von Carolin Beutel

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