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Religiosität im Mittelalter

Arnold Angenendt beschreibt die „Geschichte der Religiosität im Mittelalter“

© Die Berliner Literaturkritik, 09.03.09

 

DARMSTADT (BLK) – Im Februar 2009 ist bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft WBG das Buch „Religiosität im Mittelalter“ von Arnold Angenendt erschienen.

Klappentext: Die Religiositätsgeschichte der mittelalterlichen Christenheit ist bis heute nicht geschrieben. Arnold Angenendt stellt diese Religiosität in ihrer inneren Struktur dar und zeigt, dass nicht primär die gelehrte Theologie für die Entwicklung religiöser Vorstellungs- und Verhaltensmuster entscheidend war, sondern die einfachen Logiken und die religiösen Bildwelten, die bei unterschiedlichen sozialen, zivilisatorischen und mentalen Dingen leitend wurden. Ausgangspunkt sind die intellektuellen und religiösen Vorgaben des antiken Christentums. Sie dienen als Folie für Werden und Wandel während der tausendjährigen Epoche zwischen Spätantike und Reformation. Beschrieben wird so eine präzise entwicklungsgeschichtliche Perspektive: der Zusammenbruch der römischen Welt und die damit einhergehende Rearchaisierung des Christentums, dann die europäische Achsenzeit des 12. Jahrhunderts, die mit ihrer Subjektivierung, Ethisierung und Rationalisierung eine Entwicklung anstößt, welche im Spätmittelalter zum Austrag kommt und zuletzt noch die Reformation bestimmt.

Arnold Angenendt, geb. 1934, war Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Münster; zahlreiche Veröffentlichungen zu unterschiedlichsten Problemen der Religionsgeschichte. (jud)

Leseprobe:

© WBG ©

Das Papsttum auf dem Höhepunkt

„Kirchen- und papstgeschichtliche Überblicke wie auch Gesamtdarstellungen pflegen das Hochmittelalter als päpstliche Epoche zu bezeichnen: die Idee des Papsttums in ‘Vollendung’, das ‘mittelalterliche Papsttum auf seinem Höhepunkt’, zuerst noch im 12. Jahrhundert ein ‘Ausbau der päpstlichen Autorität’ und im 13. Jahrhundert dann der ‘Höhepunkt’, die Führerstellung des Papsttums als bedeutendster ‘Einschnitt in der Geschichte der lateinischen Kirche’, endlich ‘das Papsttum als Haupt der mittelalterlichen Kirche und Christenheit’. Beansprucht und realisiert wurde die Primatsstellung als kirchliche Universalgewalt. Weil sich die Päpste als Haupt der Christianitas und als Vikare Christi verstanden, bedeutete ihre Vollgewalt Leitung der Gesamtkirche: letztgültige Entscheidung in allen Glaubensfragen und Rechtsfällen, die Einberufung und Bestätigung von Konzilien, die Kanonisation von Heiligen, die Verfolgung von Ketzern mittels der Inquisition, die Gewährung von Privilegien, ein ständig sich erweiterndes Recht auf Stellenbesetzung, zuletzt noch hierokratische Ansprüche aufgrund der Zwei-Schwerter-Lehre (vgl. Lk 22, 38), dass nämlich auch das weltliche Schwert nicht anders als das geistliche der Kirche gegeben sei. Die Folge war der römische Zentralismus: die Entstehung einer rasch anwachsenden Zentralverwaltung und einer ebenso rasch vordringenden Juridisierung. Doch dürfen Rückprojizierungen späterer Fehlentwicklungen nicht schon den Ansatz verzeichnen. Eigentlich suchte das Papsttum mit modernen Mitteln die anstehenden Probleme zu bewältigen. Hervorstechend ist bereits, dass ‘die Kurie die Bedeutung wissenschaftlicher Bildung zur Lösung dogmatischer und rechtlicher Probleme im Interesse einer kohärenten Kirchenpolitik’ erkannte. Fortan kamen fast alle Päpste von den neuen Schulen. Vielleicht war schon Cölestin II. († 1144), mit Sicherheit aber Cölestin III. († 1198) Schüler Abaelards, und Alexander III. († 1181) gilt ‘als erster Juristenpapst, der eine neue Epoche der Papstgeschichte eingeleitet hat’. Selten sind überhaupt Päpste so stark als Gelehrte hervorgetreten; vom 13. Jahrhundert an hatten sie in der Regel eine Universität besucht, ebenso die meisten Kardinäle. Mit dem in Paris und Bologna ausgebildeten Innozenz III. († 1216) erreichte das Papsttum – so einhellig die Forschung – seinen Höhepunkt.“

© WBG ©

Literaturangaben:
ANGENENDET, ARNOLD: Geschichte der Religiosität im Mittelalter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009. 986 S., 29,90 €.

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